Etwa 230 Einsatzkräfte waren am Euskirchener Bahnhof im Einsatz. Auch die ABC-Einheit der Feuerwehr samt DLRG und THW waren vor Ort.
ÜbungZugunglück im Euskirchener Bahnhof – Ersthelfer kontaminiert – Test für EM in Köln
Um 7 Uhr fährt der Zug in Köln los. Als er im Euskirchener Bahnhof ankommt, brennt es neben den Gleisen. Durch die Notbremsung verletzen sich zahlreiche Insassen. Der Rauch zieht auf den benachbarten Pützbergring.
Dort ereignet sich deshalb ein Unfall: Ein Auto kollidiert mit einem Gefahrguttransporter. Aus diesem strömt eine unbekannte Flüssigkeit, die die Ersthelfer und einige Unbeteiligte kontaminiert. Die Leitstelle im Kreishaus löst gegen 9.30 Uhr Katastrophenalarm aus.
Mehr als 230 Rettungskräfte am Euskirchener Bahnhof im Einsatz
Mehr als 230 Rettungskräfte sind den ganzen Vormittag rund um den Euskirchener Bahnhof im Einsatz. Das Szenario ist selbst für Kreisbrandmeister Peter Jonas zu komplex, als dass es sich in der Realität ereignen könnte. Aber wer weiß das schon. Spätestens seit der Flut wird kein Unfall- oder Rettungsszenario mehr ausgeschlossen.
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Und so wird auch bei dieser Übung des Katastrophenschutzes des Kreises Euskirchen das vermeintlich Unmögliche geübt – und das mit Elementen, die bei den Einsatzkräften in Fleisch und Blut übergegangen sind. Dazu gehören eine technische Rettung, das Löschen eines Brandes und die Vorgehensweise, wenn es einen Massenanfall an Verletzten, kurz Manv, gegeben hat.
Das Einsatzgeschehen, das sich den Rettungskräften bietet, ist dennoch vollgepackt mit Herausforderungen. Denn es ist nicht möglich, den Zug einfach so zu verlassen. Das Gelände ist so schwer zugänglich, dass das Technische Hilfswerk anrückt und mit einem Spezialgerät die 40 Insassen nach und nach aus dem Regionalexpress befreit.
EGS – drei Buchstaben, die beim THW für Einsatzgerüstsystem stehen. Mit diesem System lässt sich ein herkömmliches Gerüst zusammenbauen, das man beispielsweise vom Anstreichen kennt. Aber das THW wäre nicht das THW, wenn es nicht doch ein bisschen besonderer wäre. Der Clou beim THW: Das Gerüst hat Rollen und passt genau auf die Schienen. „Mit dem Wagen können wir beispielsweise Verletzte aus einem Tunnel fahren oder dorthin, wo sie besser versorgt werden können“, erklärt Euskirchens THW-Chef Burkhard Aehlich.
DLRG bei Katastrophenschutzübung des Kreises erstmals dabei
Während das THW bereits mehrfach bei Katastrophenschutzübungen des Kreises dabei war, ist die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) erstmals am Start. Es dürfte nicht das letzte Mal gewesen sein. „Dann aber gerne mit etwas mehr Wasser“, scherzt Matthias Wessel, Leiter der Ortsgruppe Euskirchen. Doch wie lassen sich Experten für Wasserrettung in eine „Trockenübung“ einbauen? Das Drehbuch macht sie zu Ersthelfern, als ein Auto mit dem Gefahrstofftransporter kollidiert.
Zudem stellt die DLRG einige Verletztendarsteller. Davon gibt es laut Kreisbrandmeister Peter Jonas fast 60 Stück. Einige von ihnen haben offene Armbrüche geschminkt bekommen, andere haben innere Verletzungen. Was alle gemein haben: Sie spielen ihre Rollen täuschend echt.
Während das Einsatzszenario im Bereich des Regionalexpresses für die Feuerwehr fast schon Routine ist, ist es der Einsatzabschnitt auf dem Pützbergring nicht. Eine Dekontaminierung mit einem unbekannten Stoff steht eben nicht so häufig auf dem Feuerwehreinsatzplan wie ein Brandgeschehen oder eine technische Rettung.
Dass der komplette ABC-Verband des Kreises in die Katastrophenschutzübung involviert ist, hat noch einen anderen Grund: die Fußball-Europameisterschaft in diesem Sommer. Bei Länderspielen im Rheinenergie-Stadion in Köln stellt der Kreis Euskirchen laut Jonas eine Bereitschaftseinheit im näheren Umfeld des Stadions für den Fall, dass es zu einem ABC-Zwischenfall kommt.
In Euskirchen wurde dieser Ernstfall mithilfe des entsprechenden Landeskonzepts, zu dem auch zehn DRK-Ehrenamtler aus Kall gehören, geübt. Auf dem Pützbergring baute der ABC-Verband des Kreises, zu dem Feuerwehrleute aus Schleiden, Mechernich, Zülpich, Dahlem, Nettersheim sowie Bad Münstereifel und Euskirchen gehören, eine Dekontaminierungsstraße auf. Im Ernstfall können 50 Menschen pro Stunde durch diese geschleust und dekontaminiert werden. Etwa 45 Minuten dauert der Aufbau.
Es gibt aber auch eine „Notfalldekontamination“. „Im absoluten Ernstfall wird derjenige eben mit Wasser aus dem Strahlrohr abgespritzt, um den Stoff von der Haut zu bekommen“, erklärt der Kreisbrandmeister, der mit dem Ablauf der Übung sehr zufrieden ist. „Von solchen Übungen können wir nur profitieren“, sagt Jonas: „Wir feilen an den Abläufen und sorgen dafür, dass die Schnittstellen funktionieren. Letztlich müssen im Ernstfall alle Komponenten reibungslos ineinandergreifen.“
Auch Landrat Markus Ramers verfolgte die Übung, genau wie Vertreter des Kreistags und Alfred Jaax, Erster Beigeordneter der Stadt Euskirchen. „Der Einsatz von Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst und Hilfsorganisationen ist ein Garant für unsere Sicherheit im Kreis. Solche Übungen dokumentieren, was alles hinter diesem System steckt“, so Ramers.
Auch Martin Fehrmann, Leiter der Gefahrenabwehr im Kreis Euskirchen, war mit der Katastrophenschutzübung und dem Zusammenspiel aller Komponenten vollauf zufrieden.
Einführung der digitalen Alarmierung ein voller Erfolg
Der Kreis Euskirchen hat mit zwei Hilfsorganisationen Verträge über die Erbringung von Leistungen der Notfallrettung geschlossen. Der Malteser Hilfsdienst Köln wird ab dem 1. Juni für fünf Jahre die Besetzung eines Rettungswagens im Wachgebiet Weilerswist übernehmen. Der Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes übernimmt ebenfalls ab dem 1. Juni für ein Jahr die Besetzung eines Rettungswagens im Wachgebiet Mechernich.
„Auch wir haben im Rettungsdienst einen Fachkräftemangel“, sagt Martin Fehrmann, Leiter der Gefahrenabwehr im Kreis Euskirchen. Ziel der Kooperationen sei eine „stabile Wachstruktur“. Der Kreis hat die Rettungswachenbereiche auf Wunsch der Mitarbeiter angepasst. „Sie haben sich feste Wachen gewünscht“, erklärt Fehrmann.
Dadurch musste das Konzept angepasst werden. „Das alte System hatte sich bewährt, aber wir müssen neu denken“, so der Experte. Künftig wird der Kreis sich auf die Standorte der Krankenhäuser fokussieren. Deshalb läuft der Vertrag mit dem DRK auch zunächst nur ein Jahr.
Kreisbrandmeister Peter Jonas ist mit der Einführung der digitalen Alarmierung der Feuerwehren sehr zufrieden. Er geht davon aus, dass auf die parallele analoge Alarmierung schon im Mai verzichtet wird. „Wir werden das System aber immer wieder evaluieren und bei Bedarf nachbessern – beispielsweise durch weitere Standorte von Sendemasten“, so Jonas. Aktuell stehen laut dem Kreisbrandmeister 45 davon im Kreisgebiet. (tom)