Kreis Euskirchen – Ein Ziehen im Unterbauch, ein ungutes Gefühl und die Ahnung, dass die Periode unerwartet eingesetzt hat – und das mitten im Englischunterricht. Eine Situation, die für viele junge Mädchen sicher nicht unbekannt ist. An etlichen Schulen im Kreis können Betroffene deshalb kostenlos Menstruationsprodukte erhalten. Aber die Artikel liegen meistens nicht einfach auf der Toilette aus.
An der Clara-Fey-Schule in Schleiden, der Gesamtschule in Mechernich, der Karl-von-Lutzenberger-Realschule in Zülpich und der Friedrich-Haass-Gemeinschaftshauptschule in Bad Münstereifel können Schülerinnen kostenlos Binden und Tampons im Sekretariat bekommen. „Das Angebot muss sein, weil es die Mädchen in der Schule einfach auch überrascht“, sagt Roswitha Schütt-Gerhards, Leiterin der Clara-Fey-Schule.
Schwäche des Systems
Eine gute Sache, findet Sexualpädagogin Sarah Ax. Allerdings sieht sie auch Schwächen am System. Es gebe sicherlich Mädchen, für die sei die Frage im Sekretariat nach einem Tampon selbstverständlich, sagt sie. Aber das sei sehr unterschiedlich. Gerade jüngere Schülerinnen seien in der Situation oft unsicher. Zudem könne es sein, dass ein Kind, „das wir als Junge lesen, trotzdem ein Menstruationsprodukt braucht“. Für diese Betroffenen könne das Fragen-Müssen eine Hürde darstellen.
Tampons und Binden stattdessen offen in den Toiletten auszulegen, ist hingegen für die Schulleiterinnen keine praktikable Lösung. Sie fürchten, dass damit dann Schindluder getrieben wird. Eine Sorge, die Ax verstehen kann. Sie schlägt deshalb einen geschützteren Ort vor, an dem sich die Schülerinnen die Produkte aber einfach nehmen können. Das sei eine Überlegung wert, sagt Viktor Fröse, Leiter der Münstereifeler Hauptschule.
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Wichtig sei es vor allem, so Ax, dass die Schülerinnen frühzeitig über das Angebot informiert werden. An der Clara-Fey-Schule geschieht das laut Schütt-Gerhards in Klasse 6 im Sexualkundeunterricht. Zudem wüssten Biologie- und Klassenlehrer Bescheid. Wie die Schülerinnen genau von dem Angebot erfahren, könne er gar nicht sagen, berichtet hingegen Fröse. Aber dass es funktioniere, sehe man ja daran, dass es genutzt werde.
Eine Einschätzung, die seine Kolleginnen teilen. Bislang seien noch keine Probleme gemeldet worden, berichten sie.