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Zülpich, Freilingen und Co.Die Region feiert das Badewetter trotz Abstandsregeln

Lesezeit 6 Minuten
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Korrekte Sicherheitsabstände: Die meisten Badefreunde am Freilinger See zeigen sich verantwortungsvoll.

  1. Rettet dieses letzte und besonders heiße Sommerferienwochenende den Badeseebetreibern doch noch die eigentlich schon abgeschriebene Corona-Saison?
  2. Schwer zu sagen, so die Verantwortlichen.
  3. Die Liegewiesen sind jedenfalls pickepackevoll belegt – und das meist auch mit dem richtigen Abstand.

Kreis Euskirchen – Badestrand Eschauel

Der Geruch von Sonnenöl steigt in die Nase, da ist der „Beach Club Eifel“ am Eschauel, einer Landzunge zum Rursee unterhalb von Schmidt, noch nicht einmal erreicht. Pulkweise eilen die Bade- und Sonnenfreunde die Straße von den Parkplätzen zum „Beach Club“-Einlass am gleichnamigen Restaurant hinab, wo neben der obligatorischen Eintragungsliste für die Adressdaten der Mann mit der kleinen Kasse fürs Eintrittsgeld wartet. „Man spürt, dass die Leute raus wollen, dass sie ans Wasser wollen, und dass sie dafür dankbar sind“, sagt Magdalena Meller.

Sie ist seit elf Jahren Betreiberin des Beach Clubs und kann nachvollziehen, warum – so ihre Beobachtung – auch zunehmend Menschen aus den Ballungsgebieten an die Badeseen in der Eifel kommen: „Hier ist es nicht so voll, vielleicht auch entspannter als in den städtischen Freibädern.“ Aber ob der Andrang die Saison rettet, wo sie statt 1000 nur 400 Strandbesucher einlassen darf und im Restaurant weniger als die Hälfte der Tische erlaubt sind?

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Da müsste sie sich vom Optimismus von Gabi Krapp anstecken lassen, die auf dem Steg von „Sun & Fun“ Stand-up-Paddeling-Boards, Segelboote, Kajaks und Tretboote vermietet. „ Was sich bei dem Wetter hier bis Sonntag abspielen wird, das kann man nicht in Worte fassen“, sagt sie und meint den seit Mittwoch kontinuierlich ansteigenden Trubel: Was sie vermieten kann, ist von morgens bis abends gebucht – und raus auf den See, so weit wie möglich.Edwin, Alexandra und die kleine Samantha schauen sich das alles gerade lieber aus dem Schatten unter der Restaurantterrasse an.

Familie Schipppers ist aus Rotterdam zum „Beach Club Eifel“ angereist und rechnet natürlich mit der Frage: „Ja, wir haben die Küste in der Nähe. Aber den Wald, die Berge drum herum eben nicht“, sagt Alexandra Schippers und lacht. Außerdem sei sie schon als Kind mit den Eltern öfter am Rursee gewesen: „Und ich war total begeistert.“ Die Begeisterung teilt sie mit der eher skeptischen Beach-Club-Betreiberin in gewisser Weise. Zum Jahresende wird Magdalena Meller den Betrieb abgeben. Was ihr dann fehlen wird? „Morgens vor der Arbeit, abends nach der Arbeit einfach im Rursee schwimmen gehen.“

Wassersportsee Zülpich

Von wegen See und Schwimmen gehen. Schwingen in der Hängematte, in die Sonne blinzeln - das reicht! „Da habe ich automatisch den Sicherheitsabstand von 1,50 Metern“, sagt Johnny Ougurano aus Euskirchen und grinst zu seinem Sommer-Chill-Rezept. Er liegt in einer der bunten Hängematten, die zwischen Liegewiese und Badebereich am Seepark Zülpich aufgestellt sind. Na ja, räumt er ein: Fünf Minuten mache er das so, dann werde ihm schlicht zu heiß. Bis es so weit ist, findet er es cool.

Um ihn herum ist das Angebot an Spiel- und Spaßmöglichkeiten groß. Für manche Besucher ist das offenbar der Grund, den Zülpicher See für den Sommer-Badespaß-Tag zu wählen. „Wir haben als Höhepunkt unseres einwöchigen Trainingscamps den Ausflug zum See geplant und eine Stunde auf dem Aqua-Park gemietet“, freut sich Florian Becker, einer von drei Betreuern des TC Rot-Weiss Zülpich. Mit 19 Kindern und Jugendlichen schwimmt er gleich zur Spiel-Fläche im See.

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„Wenn Tretboot, dann Tretboot auf dem Kronenburger See!“ ist Charlotte (vorne rechts) überzeugt.

Das Wasser sei es aber nicht alleine, das habe sie auch Zuhause, bestätigt später Maria, die ihren Nachnamen nicht in der Zeitung lesen will. Sie ist mit Ehemann und drei Kindern aus dem Münsterland im Eifelurlaub, die Ferienpension ist in Gemünd. Gerade hat sie ein Auge auf das, was Sohn Jonathan einige Meter über ihr auf dem „Flying Fox“-Parcours vor sich hat: Der Junge tastet sich über Holzfische, der Weg führt zur nächsten Plattform des Kletterparks. „Das schafft der locker, der Parcours ist ja nicht schwer: Klettern, fliegen, klettern“, beruhigt Ronny van der Hejden, Betreiber des Abenteuers in bis zu zwölf Metern Höhe.

An die 1000 Besucher sind am frühen Nachmittag im Seepark, wo es in Nicht-Corona-Zeiten 2000 sein dürfen. Auf jeden Fall genügend für Salvatore Lazzara. Er hat seit 49 Jahren in Zülpich eine Eisdiele. In diesem Jahr war sie wegen Corona bislang zu. Das gab es noch nie. Seinen Eiswagen hat er im Seepark geöffnet. „Es ist nie zu heiß für Eis“, ist seine Lebenserfahrung. Natürlich: Auch bei 30 Grad bilden sich immer wieder Warteschlangen.

Freilinger See

Knapp 40 Kilometer entfernt muss Jürgen Heißler an diesem friedlichen Donnerstag bald eine Entscheidung treffen: „Wenn die Parkplätze voll sind, müssen wir sofort die Wirtschaftswege sperren.“ Der Autofahrer an sich, will er zum See, sucht eben jede mögliche Lücke, auch illegale, heißt das. Auch am Freilinger See ist es voll. Aufgrund des unübersichtlichen, weitläufigen Geländes – der See ist zur Hälfte von Wald umgeben – ist es für Heißler, seine Kollegen vom Ordnungsamt und die vier Helfer vom Sicherheitsdienst (siehe „Kontrollen“) nicht leicht, die Übersicht zu behalten. Ärgerlich ist speziell in den Abendstunden aus Heißlers Sicht, dass immer öfter „junge Leute ein Feuerchen am Ufer machen und Grillen“. Offenes Feuer ist rund um den Freilinger See verboten.

Tagsüber hat Heißler eher ein Auge auf den „ruhenden Verkehr“, was sich in diesem Moment auf mögliche Warteschlangen vor der „See Bude“ bezieht. Drei Korridore aus Drängelgittern sind aufgestellt, damit Restaurantgäste und Seebesucher, die hier aufs Gelände kommen, mit Sicherheitsabstand aneinander vorbei kommen.

Kronenburger See

Die Probleme kennen Arwin und die anderen 29 Teenager aus einer großen Freundesclique aus Dörfern der nahen Vulkaneifel nicht. Stattdessen gilt bei den jungen Leuten in der letzten Ferienwoche das Motto: Am Nachmittag raus zum Kronenburger See und Tretboot fahren. „Wenn schon, dann nur hier“, berichtet Charlotte lachend. Während sie und vier Freundinnen schon ablegen, sind die Jungs im nächsten Boot noch mit Tretboot-Partyvorbereitungen beschäftigt: Eine XXL-Box mit Musikanlage wird aufs Deck gewuchtet. Eine Shisha-Pfeife soll auch mit. Dass das in einem großstädtischen Freibad wohl nicht möglich wäre, das wissen die jungen Leute.

Unübersehbar ist der Hochsommer an den Badeseen angekommen – und jeder feiert ihn auf seine Art. Auch Stephan Vigano, Segelschulbetreiber aus Bad Münstereifel, ist froh, dass die drei Monate des Lock-downs für die Segelschulen, denen erging es nicht anders als den Fahrschulen, vorbei sind. Er bietet am Kronenburger See zweitägige Intensivkurse für den Segel-Grundschein an. Doch statt 20 lässt er nur zehn Kursteilnehmer zu. Das müsse er zwar nicht: „Aber man will ja guten Willen zeigen“, sagt Vigano – und das auch für den Preis der halben Kursgebühren.

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Jonathan hat keine Angst: Sicher geht er über die „Fische“ im „Flying Fox“-Park am Zülpicher See.

Während er beobachtet, wie seine Segelschüler ihre Boote wenden, „klar zur Halse“ rufen und schließlich das sichere Anlegen am Bootssteg üben, hat Claudia Hahn an der Zufahrt zum See mit ihren Kollegen im Blick, was über die Straße zum langen Parkstreifen bis zum Seezugang hinter der Staumauer einrollt, und was raus. Wenn alle Stellplätze voll sind, wird schon an der Bundesstraße die Zufahrt nach Kronenburgerhütte gesperrt. Man müsse die Ruhe der Anwohner schützen und auch ihre Parkplätze garantieren, hat Bürgermeister Jan Lembach betont.

Zuvor hatten sich Anwohner aus Kronenburgerhütte über die Flutung der Gassen mit Autos der Seebesucher beschwert.Nun heißt es seit Tagen Bake zu, Bake auf – je nach Verkehrslage. „Das kommt bei den Anwohnern gut an“, sagt Claudia Hahn: „Sie bringen unseren Kollegen zum Beispiel kalte Getränke bei der Hitze.“ Sie empfiehlt Seebesuchern, die mit dem Auto kommen, früh anzureisen. Und relativiert das nach einem Blick auf die Wettervorhersage auf ihrem Smartphone: „Ich befürchte, bei dem Wetter ist das an diesem Wochenende fast egal. Dann ist es hier immer voll.“