Um die Mobilität nach der Flutkatastrophe zu verbessern, wurde im vergangenen Herbst das kreisweite Pilotprojekt „Eifel-Carsharing“ gestartet. Die ersten Städte und Gemeinden werden nach Ablauf der Projektphase nun selbst aktiv.
CarsharingKommunen im Kreis Euskirchen steigen jetzt ein
In großen Städten und Ballungsräumen gehören Autos von Carsharing-Anbietern längst zum gewohnten Straßenbild. Anders sieht das zumeist in ländlichen Gebieten aus: Wo ein Großteil der Bevölkerung wegen unzureichender ÖPNV-Angebote eh schon über ein eigenes Fahrzeug verfügt, entfällt meist der Bedarf, sich stunden- oder tageweise ein Fahrzeug mieten zu können.
Doch für viele Kreisbewohner änderte sich mit der Flutkatastrophe im Juli 2021 die persönliche Mobilitätssituation grundlegend: Die Zerstörung der Bahnstrecken ließ viele Pendler wieder aufs Auto umsteigen – gleichzeitig fehlte unmittelbar nach der Flut in der Region vielen Autobesitzern aber auch einfach ihr fahrbarer Untersatz, weil er von Erft, Urft, Steinbach oder Veybach weggespült oder geflutet worden war.
Flutkatastrophe gab Carsharing großen Schub in der Eifel
In dieser Situation sollte das vom Kreis Euskirchen in allen Kommunen angebotene Projekt „Eifel-Carsharing“ die Mobilität der Betroffenen wieder verbessern. Ob nach Ablauf der Projektphase eine Fortführung zustande kommt, liegt nun in den Händen der Kommunen.
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Eine Auswertung der Nutzerzahlen zum Stichtag 30. September ergab, dass das Angebot auch unabhängig von der Gesamtzahl der Einwohner in den Kommunen auf recht unterschiedliche Resonanz stieß: Während in der Stadt Bad Münstereifel bei 285 Buchungen von den Nutzern des Eifel-Carsharings knapp 20.000 Kilometer zurückgelegt wurden, waren es in der Gemeinde Nettersheim bei gerade einmal 29 Buchungen nur 2135 Kilometer. Rege genutzt wurde das Angebot auch in Zülpich (221 Buchungen), Weilerswist (190) und Kall (167).
Bad Münstereifel will Car-Sharing selbst anbieten
„Wir freuen uns sehr, dass das Projekt in Kall so gut angenommen wurde. Das zeigt auch, dass derartige Angebote nicht nur in Städten, sondern auch hier im ländlichen Raum sehr gut funktionieren – und das nicht nur in der akuten Notsituation nach der Flut“, sagt Bürgermeister Hermann-Josef Esser. Das sieht man auch bei der Stadt Bad Münstereifel so, weshalb die Verwaltung die Fortführung des Projekts in Eigenregie mit einer Projektförderung für weitere zwölf Monate vorschlägt.
Zustimmung gab es bereits im Ausschuss für Umwelt, Tourismus und Mobilität, sodass am 13. Dezember der Rat der Kurstadt grünes Licht für das Projekt geben könnte. Auch in Zülpich steht die Verwaltung einer Fortsetzung auf Kommunalebene grundsätzlich positiv gegenüber. „Der Stadtrat entscheidet am 29. November über das Thema“, sagt Stadtsprecher Torsten Beulen.
Beschlossene Sache ist ein Car-sharing-Angebot bereits in der Stadt Euskirchen: „Zum 1. Juli 2023 starten wir mit fünf Standorten, an denen jeweils zwei Elektrofahrzeuge für die Nutzer bereitstehen“, sagt Pressesprecher Tim Nolden. Von einer grundsätzlich positiven Resonanz auf das Angebot berichtet auch die Gemeindeverwaltung Hellenthal, die in Kontakt mit verschiedenen Anbietern getreten ist und eine entsprechende Förderung bei der Bezirksregierung beantragen will.
Auch bei der Gemeinde Weilerswist wird derzeit an der Fortführung eines Carsharing-Angebots gearbeitet, wie Gemeindesprecherin Claudia Roberz mitteilte. Anders ist es in der Stadt Mechernich, wo sich die Politik wegen der geringen Nutzerzahlen bereits gegen eine Fortführung in Eigenregie aussprach.
Kreisweites Projekt lief Ende Oktober aus
Das Projekt „Eifel-Carsharing“ sollte vor allem nach der Flutkatastrophe helfen, damit der Kreis Euskirchen wieder Fahrt aufnimmt. Das Pilotprojekt wurde einmal verlängert und ist nun zum 31. Oktober ausgelaufen. Landrat Markus Ramers zeigte sich begeistert über das neue Angebot: „Mit dem Carsharing-System konnten wir insbesondere den Menschen, die sich nach der Flutkatastrophe noch kein Ersatzfahrzeug beschaffen konnten, eine Alternative anbieten“, sagt Ramers.
Das Projekt wurde zu 80 Prozent vom Land gefördert, die restlichen 20 Prozent hatte der Kreis übernommen, da in allen elf Kommunen Fahrzeuge stationiert worden waren und somit alle profitiert haben. „Nachdem das Projekt nach einem Jahr ausgelaufen ist, haben interessierte Kommunen jetzt die Möglichkeit, eigene Carsharing-Projekte anzubieten“, sagt Wolfgang Andres, Pressesprecher der Kreises.
Diese würden ebenfalls vom Land in erheblichem Maße gefördert. Laut Andres beläuft sich das Projekt auf einen Zeitrahmen von drei Jahren. „Eine Übernahme des Eigenanteils durch den Kreis ist nicht möglich, da ‚Eifel-Carsharing‘ nicht mehr kreisweit angeboten wird und damit nur einzelne Kommunen profitieren würden“, so Andres. Einzelne Kommunen seien bereits aktiv geworden. Die Kreisverwaltung hat Andres zufolge alle Kommunen über die Möglichkeit eines neuen Förderantrages informiert und stehe beratend und unterstützend zur Seite. (tom)