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Zweiter AdventDer Krieg in Gaza war Thema auf dem Weihnachtsmarkt im Kloster Steinfeld

Lesezeit 4 Minuten
Ein Rind steht in einem Stall, dahinter sind drei Hirten in braunen Umhängen und ein Esel zu sehen.

Mit Ochs und Esel: Eine lebendige Krippe begrüßte die Besucherinnen und Besucher des Steinfelder Weihnachtsmarkts.

Tausende Besucher strömten am zweiten Adventswochenende nach Steinfeld. Zwischen Weihnachtsmusik und Plätzchen ging es auch um ernste Themen.

Den Zauber und die Atmosphäre der Weihnachtsmärkte in der Region genießen in der Eifel während der Adventszeit viele Menschen aus nah und fern. Dabei wächst die besondere Stimmung, die zwischen den Buden und Ständen, Glühweintassen und Reibekuchenpfannen entsteht, auch aus dem Ambiente, in dem so ein Markt stattfindet. Besonderer Beliebtheit erfreut sich daher der Weihnachtsmarkt in Steinfeld, der es möglich macht, das Gebäude und den Kreuzgang als Herzstück der Veranstaltung im weihnachtlichen Lichterglanz neu zu erleben.

„Wir sind schon längst kein Geheimtipp mehr“, sagt Christoph Böhnke. Eine durchaus naheliegende Feststellung, denn bereits eine halbe Stunde vor der offiziellen Eröffnung tummelten sich die Menschen in Adventslaune in den Gängen des Klosters.

Viele Besucher trotz wenig Werbung in Steinfeld

Dabei hatten die Organisatoren bewusst darauf verzichtet, über Soziale Netzwerke und Fernsehen überregional auf den Markt aufmerksam zu machen. Denn so ein Kreuzgang ist in der räumlichen Ausdehnung eben nicht beliebig erweiterbar. Doch auch ohne Werbung schätzte Böhnke die Besucherzahl an den beiden Tagen des zweiten Adventswochenendes nach den Erfahrungen des vergangenen Jahres auf mehrere Tausend.

Eine Nonne hält eine Kerze und Plätzchen lächelnd in die Kamera.

Leckeres aus dem Kloster verkauften die Trappistinnen auf dem Weihnachtsmarkt in Steinfeld.

„Never change a running system“, zitierte Sabine Böhnke eine bekannte Weisheit, mit der sie die Neuerungen des Steinfelder Weihnachtsmarktes kurz und knapp skizzierte. Sie war für die Organisation des Events zuständig und an diesen Tagen ständig in den Gängen und Fluren unterwegs. Vor allem auf Regionalität und Qualität habe sie Wert gelegt. Deshalb waren auch die Nachbarn und Kollegen aus dem Steinfelder Umfeld mit Ständen in den Gängen vertreten: Das Hermann-Josef-Kolleg kümmerte sich mit seiner Folk-AG um die musikalische Unterhaltung und servierte Kaffee und Kuchen, und auch die Trappistinnen aus dem benachbarten Benediktinerinnenkloster waren aus ihrer Klausur gekommen, um weihnachtliches Gebäck und Kerzen anzubieten.

Gaza-Krieg wurde an Stand mit Krippenfiguren zum Thema

Vom Salvatorianerorden, der in Steinfeld seine Heimstatt hat, waren die Schwestern der in Mönchengladbach ansässigen Mission angereist. Sie hatten Figuren aus israelischem Olivenholz im Angebot, alles legal eingeführt und ordentlich verzollt, wie Ursula Schulten betonte. Sie ist die weltweite Projektreferentin und oft in Israel und Palästina unterwegs. „Wir sind in Nazareth, Bethlehem und Emmaus tätig“, berichtete sie.

Drei Frauen und ein Mann stehen hinter Tischen, auf denen Krippenfiguren stehen.

Ernstere Töne wurden am Stand der Salvatorianerinnen angestoßen. Sie verkauften in Palästina gefertigte Krippenfiguren.

Alles Orte, die aus der Bibel bekannt und heimelig klingen, doch tatsächlich liegen sie in Israel und Palästina, einer Region, die durch den Krieg, der in Gaza und im Libanon tobt, schwer leidet. So sei der Tourismus, der die wichtigste Einnahmequelle in dieser Region sei, komplett zum Erliegen gekommen. Die Menschen, die in der touristischen Infrastruktur arbeiteten, hätten keine Lebensgrundlage mehr. „Das ist für die Menschen dort eine existenzielle Situation, die ersten wollen das Land bereits verlassen“, berichtete sie. Deshalb versuchten die Salvatorianerinnen, die Menschen mit dem Verkauf der Olivenholzfiguren, die in Palästina gefertigt werden, zu unterstützen.

Viele regionale Produkte auf dem Steinfelder Weihnachtsmarkt

Auf Vielfalt, Originalität und Qualität setzten die Macher des Steinfelder Weihnachtsmarktes. Ein regionaler Bezug war aber willkommen. So bot das Weingut „Steinfelder Hof“ aus Kröv seine Produkte an, vom Jahre 1070 bis zur Säkularisation durch die französischen Truppen ein Lehnshof der Abtei Steinfeld. Aktuell betreibt die Familie Römer das Gut in der vierten Generation.

Auch die Kalligraphie von Birgit Klare, die an der Akademie in Steinfeld Kurse gibt, die Designobjekte des Gold- und Silberschmiedes Jörg Köpke, der in Urft seine Werkstatt „Werktum“ betreibt und die Bastelgruppe Zingsheim fanden viele Interessenten.

Nicht alle Besucher waren vom Gewusel in Steinfeld begeistert

Begrüßt wurden die Besucher von der lebenden Krippe, die Rudi Diefenbach aus Diefenbach mit Werner Scherer, Beate Diefenbach, Guido Wiesen, Daniel Latz, Kerstin Brandhoff und Markus Koep aufgebaut und in Szene gesetzt hatte. Wer Glück hatte, konnte auch Familie Bär antreffen, die mit Baby die Heilige Familie personifizierten.

„Knaller!“, sagte Gaby Gladbach wie aus der Pistole geschossen, nach ihrer Meinung über den Markt befragt. Die Stände seien sehr schön ausgewählt, nicht wie in Städten, wo nur noch Fress- und Saufbuden zu finden seien. „Ich könnte hier alle Weihnachtsgeschenke holen“, schwärmte sie. Sie sei zum ersten Mal aus Zülpich gekommen, nachdem sie es schon oft vorgehabt habe. „Mit Abstand der schönste Markt“, betonte sie.

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge blickte ein Mann aus Brühl auf den Markt. „Ich war Schüler auf dem Hermann-Josef-Kolleg, und ich kenne den Kreuzgang als Ort der Stille, an dem die Patres waren“, berichtete er. Deshalb begeistere ihn das Gewühle der Menschen an diesem Ort nicht.

Andererseits sehe er auch die Notwendigkeit dazu, da das Kloster ja erhalten werden müsse, was den Salvatorianern nicht mehr möglich gewesen sei. „Das freut mich dann wieder“, drückte er seine Gefühle aus.