Judith Stapf, die bisherige Organisatorin der Klassikkonzertreihe „Klangraum“ in Kall-Steinfeld, wendet sich neuen Aufgaben zu.
Abschied vom „Klangraum“Judith Stapf: „Steinfeld war für mich eine Spielwiese“
Gleich doppelt Abschied nahm am Sonntagabend die mehrfach preisgekrönte Geigerin Judith Stapf. Zum einen gab sie mit dem Auftritt ihres Trios Orelon vor rund 60 Zuhörern ihre letzte Vorstellung als künstlerische Leiterin der Veranstaltungsreihe „Klangraum“, die seit sechs Jahren für herausragende Klassikkonzerte in der Schülerkapelle im Kloster Steinfeld steht.
Und zum anderen verabschiedete sie sich von Deutschland, da sie am nächsten Tag nach Melbourne flog, wo sie mit ihren Mitmusikern zum Kammermusikwettbewerb eingeladen ist. In Zukunft wird die Veranstaltungsreihe eine Neukonzeption erfahren.
„Klangraum“ war bislang ein Beispiel für das gelungene Konzept, aufstrebende junge Musikertalente zu Konzerten in die Eifel einzuladen, die ansonsten von den großen Namen gemieden wird. So können die Nachwuchsmusiker nicht nur Konzerterfahrung sammeln, sondern auch Dinge ausprobieren – eine Win-win-Situation für das Publikum wie auch die Musiker gleichermaßen.
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Stiftung Kloster Steinfeld engagierte sich für die Konzertreihe
Die 26-jährige Stapf machte da keine Ausnahme. „Steinfeld war für mich eine Spielwiese, wo ich Leute einladen konnte, mit denen ich spielen wollte“, sagte sie im Gespräch mit dieser Redaktion. 2017 habe das angefangen, als ein Gesangsschüler ihrer Mutter, Dr. Alfred Feuerborn, Vorstandsmitglied der Stiftung Kloster Steinfeld, den Wunsch äußerte, Kunst und Kultur im Kloster zu etablieren. „Wir haben uns das angeguckt und fanden, das bietet sich an, das ist der perfekte Ort für Musik mit einer schönen Akustik“, so Stapf.
Die Konzertreihe sei gut angelaufen. Schnell habe sich ein Stammpublikum etabliert. Drei Konzerte pro Jahr wurden angeboten und stets unter ein Generalthema gestellt. Die Stiftung habe finanzielle Verantwortung übernommen, so dass auch mal ein Orchester eingeladen werden konnte. „Die Programme auszuarbeiten, war der schönste Teil“, erinnert sie sich. Nie sei es ein Job gewesen, immer eine schöne Zeit. „Und danach ein Klosterbier“, lacht Stapf.
Manche Auftritte seien noch in Erinnerung. „Einmal hat eine Tänzerin zur Solosonate Nr. 3 von Eugène Ysaÿe, die ich sehr liebe, eine Choreographie getanzt. Ich hatte das Gefühl, dass meine Töne zur Bewegung werden“, erzählt sie. Auch habe sie Größen wie Matthias Buchholz, Professor für Bratsche an der Musikhochschule in Köln, eingeladen. „Ich hatte das Gefühl, so viel zu lernen, auf einem freundschaftlichen Weg“, sagt sie.
Klaviertrio könnte Eifel in Richtung Rheinbach verlassen
Gern hätte sie die Konzertreihe weitergeführt, doch nachdem Feuerborn aus dem Vorstand ausgeschieden sei, werde die Zusammenarbeit mit der Stiftung beendet. Zwar habe die Organisation der Konzerte sie gestresst, doch sie habe viel Unterstützung von ihrer Mutter bekommen. „Wir überlegen, mit dem Klaviertrio so etwas zu machen, vielleicht in Rheinbach“, lässt sie durchblicken, die Eifel verlassen zu wollen. Gesucht werde noch eine Location.
Doch nun ist volle Konzentration auf den Wettbewerb im australischen Melbourne angesagt, bei dem sie im Trio mit Marco Sanna, Klavier, und Arnau Rovira i Bascompte, Cello, antritt. In Steinfeld konnte sie das Wettbewerbsprogramm schon einmal vor Publikum probieren. Gespielt wurde das Trio Es-Dur von Joseph Haydn und das Trio Es-Dur, Opus 100 von Franz Schubert.
„Das ist ein Mammutwerk“, sagt sie zu Letzterem. Da werde sie noch in 100 Jahren denken, das sei so schwer. „Da stellt sich nie Routine ein. Es gibt immer wieder etwas zu entdecken“, sagt sie.
Organisation der Konzerte in Steinfeld in neuen Händen
Als Nachfolger von Dr. Alfred Feuerborn im Vorstand der Stiftung Kloster Steinfeld ist der Musiker und Dirigent Pascal Lucke nun für die Konzertreihe „Klangraum“ verantwortlich, die auch weiterhin drei Veranstaltungstermine im Jahr bieten wird. „Die Reihe soll ausgebaut und erweitert werden“, kündigte er an.
Sie werde sich in Zukunft auch anderen Musikrichtungen als der Kammermusik öffnen. So habe es in diesem Jahr zwei Termine mit der Familie Stapf gegeben, der dritte solle der gehobenen Unterhaltungsmusik gewidmet sein. „Wir möchten auch in der modernen Musik ankommen“, sagte Lucke.
In Zukunft solle jungen Menschen, die einen Auftrittsraum brauchen, die Gelegenheit gegeben werden, sich zu präsentieren. Die Konzerte in 2024 würden wahrscheinlich ohne die Familie Stapf stattfinden. „Vielleicht werden wir in ein oder zwei Jahren wieder zueinanderfinden“, so Lucke.
Judith Stapf: Crowdfunding für Instrumentenkauf
Ein gutes Instrument zu bekommen, ist für Nachwuchsmusiker oft schwer. Stiftungen verleihen oft berühmte Geigen an Talente, doch diese Leihgaben sind nicht immer von Dauer. Judith Stapf ist in der beneidenswerten Situation, ein Instrument des legendären Cremoneser Geigenbauers Andrea Guarneri aus dem Jahr 1663 ihr Eigen nennen zu können. Fast.
Denn noch immer zahlt sie die Kredite ab, die sie von Privatleuten für den Erwerb des Instrumentes erhalten hat. „Vor zehn Jahren hatte ich mir die Geige für zwei Konzerte geliehen und dann erfahren, dass sie zum Verkauf steht“, so Judith Stapf. Über Crowdfunding kamen die Mittel zusammen, die die Musikerin seitdem nach und nach zurückzahlt.
„Die Geige ist wie meine eigene Stimme, ich erkenne ihren Klang immer“, schwärmt sie. Die Geige habe eine runde und kraftvolle Tiefe, werde aber in der Höhe nicht spitz, „selbst, wenn ich reinholze“, beschreibt Stapf. Unkompliziert sei es aber nicht, die Geige zu spielen. „Es ist eine spannende Beziehung, etwas Lebendiges, auch wenn es rein sachlich nur ein Stück Holz ist“.