Starker Schneefall sorgt in der Eifel für Chaos auf den Straßen. In den Wintersportgebieten ist der Andrang riesig.
Schnee am WochenendeSkigebiete überrascht von Andrang in der Eifel – Besucher aus Köln: „spektakulär“
Die gute und die böse Seite des Winters war an diesem Wochenende in der Eifel zu erleben. Während stundenlanger Schneefall am Freitagnachmittag für zahlreiche Verkehrsunfälle sorgte, genossen am Samstag und Sonntag zahlreiche Besucher die Wintersportfreuden. Vor allem am Weißen Stein in Hellenthal-Udenbreth, traditioneller Anlaufpunkt der Schneefreunde von Niederrhein und Rheinland, versammelten sich die Menschen, um sich wieder einmal den Rost von den Schlittenkufen herunterzufahren.
Während die Straßenverhältnisse bis weit in die Nacht hinein die Verkehrsteilnehmer für Probleme stellten, hatten die Touristiker der Gemeinde Hellenthal den richtigen Riecher gehabt. Denn noch am Freitagmorgen waren die Loipen vor allem in den Streckenbereichen, die im Wald oder hinter Hecken lagen, noch nicht mit einer kräftigen Schneedecke versehen.
Schnee in der Eifel: Großer Andrang im Skigebiet Weißer Stein
Das allerdings änderte sich flugs durch die mehr als zehn Zentimeter Neuschnee, die am Nachmittag fielen. Quasi über Nacht verbesserten sich die Bedingungen, sodass sich den Wintersportfreunden die allerbesten Bedingungen boten.
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So zeigte sich auch Michael Huppertz, Leiter des Ordnungsamtes in Hellenthal, überrascht über die Anzahl der Fahrzeuge, die sich zum Wintersportgebiet am Weißen Stein in Udenbreth aufgemacht hatten. „Ich hätte nicht gedacht, dass es so viele sind“, staunte er. Obwohl der Skilift in diesem Jahr nicht läuft, ließen sich die schneehungrigen Menschen nicht abschrecken.
Skigebiet Weißer Stein: Noch mehr als erwartet kommen nach Hellenthal
Gegen 14 Uhr am Samstag waren es so viele Fahrzeuge geworden, dass der Parkplatz nicht mehr ausreichte, und auch der Seitenstreifen der Bundesstraße als Ausweichfläche für die Besucher in Anspruch genommen werden musste.
Noch größer war der Zulauf am Sonntag. Gegen 13 Uhr meldete das Ordnungsamt, dass die Parkplätze belegt seien. „Auch die Seitenstreifen der Bundesstraße sind bereits zugeparkt, das hat keinen Sinn mehr“, sagte Huppertz. Über das Internet wurde dazu aufgerufen, den Weißen Stein nicht mehr anzufahren. Als Ausweichmöglichkeit wurde Hollerath angeboten, wo noch genügend Parkplätze zur Verfügung standen.
Möglicherweise sorgte am Samstag das Wetter dafür, dass die Verhältnisse nicht völlig chaotisch wurden. Denn bei -5 Grad wehte ein unangenehmer Ostwind, der auch den Helfern der Gemeinde Hellenthal zu schaffen machte. Mit gefrorenen Haaren, aber wohlweißlich mit heißem Ingwertee ausgerüstet, stand Andrea Peters trotz der Kälte über Stunden gut gelaunt an der unteren Einfahrt stand und sorgte dafür, dass niemand auf die Idee kam, sich entgegen der Einbahnstraße auf den Weg ins Rodelvergnügen machte.
Schnee und Frost in der Eifel: Freude für Wintersportler, viele Unfälle auf den Straßen
Eine gute Maßnahme, wie sich sofort zeigen sollte, als die Gemeindemitarbeiter um 16 Uhr, als die Lage sich beruhigte, nach Hause fuhren und sich prompt ein Auto nach dem anderen durch den abfahrenden Verkehr auf der einspurigen Strecke wühlte.
Doch das Wetter machte nicht nur den Helfern zu schaffen. Permanent mischte sich in das Freudengekreisch auch das Weinen von Kindern, die das Ganze auf einmal doch nicht mehr so lustig fanden, froren oder beim Rodeln eine Ladung Schnee abbekommen hatten.
So machten sich viele der Besucher bereits nach kurzer Zeit wieder auf den Heimweg und sorgten immer wieder für freiwerdende Parklücken. Mehr Ausdauer hatte Familie Lee aus Köln. Während Vater Samuel mit den Söhnen auf dem Rodelschlitten die verschneite Wiese hinabsauste, verfolgte Mutter Curie Lee mit strahlendem Gesicht, wie sich ihre Männergang vergnügte. Eigentlich ist sie als gebürtige Chicagoerin noch größere Schneemengen gewohnt, doch das gilt nicht für den Rest der Familie. „Mein Mann ist ’ne Kölsche Jong, meine Kinder sind in Köln geboren, die kennen Schnee gar nicht“, berichtete sie.
Kölner Besucher über den Schnee in der Eifel: „Spektakulär“
In Köln taue alles sofort wieder weg, umso spektakulärer sei der Besuch in der Eifel. Aus Erkrath war Philipp Görtz mit Tochter Magdalene gekommen, um wieder einmal den Rodelschlitten in Betrieb zu nehmen. „Wir wollten in den Schnee und hatten überlegt, ob Sauerland oder Eifel“, erklärte er. Schließlich sei die Entscheidung auf Udenbreth gefallen. „Das war auf jeden Fall die richtige Entscheidung, zum ersten Mal in die Eifel zu fahren, es ist sehr schön hier“, so der Erkrather.
Unsanft in Kontakt mit der weißen Pracht kamen Katrin Krahe und Simon Terhorst, als sie mit ihrem Schlitten in voller Fahrt umkippten. „Bei uns in Leverkusen ist überhaupt kein Schnee“, berichtete Krahe. Auch sie waren zum ersten Mal in der Eifel und genossen die Freuden im Schnee. Eine lange Schlange von Besuchern bildete sich am Rodellift, mit dem die Rodler sich den anstrengenden Wiederaufstieg ersparen wollten. Seit rund 20 Jahren baut Alfred Zander den Lift auf der Wiese auf. Er selbst stand mit seinem Lastwagen auf dem Parkplatz, wo er Schlitten, Langlaufskier und -stöcke vermietete. Wenn es nach ihm geht, werde er das auch noch im nächsten Jahr machen. „Ich mache das gern, ich mag den Winter“, sagte er, während er sich hinter seinem Lkw in den Windschatten stellte.
Plötzlicher Wintereinbruch: Mehr als 60 Unfälle am Freitag
Mehr als 60 Unfälle registrierte die Polizei am Freitagnachmittag, als Schnee und Eis die Straßen in Rutschbahnen verwandelt hatten. Doch auch nach dem Abflauen der Schneefälle beruhigte sich die Lage noch nicht. „In der Nachtschicht auf Samstag wurden 47 Unfälle gemeldet, davon drei mit Personenschäden“, teilte die Leitstelle der Polizei mit. Entsprechend viel Arbeit gab es für die Abschlepp- und Bergeunternehmen. Bis zwei Uhr nachts war Andreas Kranz vom der Blankenheimer Firma Kurth im Einsatz.
Gegen 14.45 Uhr am Freitag kam die Mitteilung, dass sich ein Lastwagen auf der B51 an der leichten Steigung zwischen Dahlem und Schmidtheim quergestellt hatte und in den Graben gefahren war. Dabei hatte er noch zwei andere Sattelzüge in Mitleidenschaft gezogen. Bis 22 Uhr musste die Straße hier gesperrt bleiben. Anschließend wurden seine Dienste am Stadtkyller Berg benötigt. Dort war ein Sattelzug mit Muldenkippauflieger in den Graben gefahren, wobei dessen 1000-Liter-Tank aufgerissen worden war.
Die Feuerwehr sorgte für eine Ölsperre, das verseuchte Erdreich wurde am Samstag entsorgt. „Der übliche Wahnsinn bei so einem Wetter“, sagte Udo Pokraka, Chef des gleichnamigen Bergeunternehmens. Bis zu 15 Einsätze habe es gegeben, alle Mitarbeiter seien im Einsatz gewesen. Mehrere Lkws hatten sich bei der Glätte quergestellt, einer war am Baasemer Berg in die Leitplanke gefahren.
Auch ein Bus der RVK musste geborgen werden, der sich im Bad Münstereifeler Höhengebiet zwischen Eicherscheid und Hohn quergestellt hatte. „Wir bereiten uns immer auf solche Wetterlagen gut vor“, sagte er. Alle Fahrzeuge seien mit Winterreifen ausgestattet und hätten Schneeketten an Bord. Natürlich hätten die Fahrer auch geübt, diese anzulegen. „Wenn wir nicht mehr fahren, dann fährt keiner mehr“, so Pokraka. (sev)