Euskirchen – Er nennt es Tulpismus. Mal impressionistisch, mal expressionistisch, mal kubistisch, surrealistisch, abstrahiert oder naiv: Franz Kruse tobt sich technisch, farblich und stilistisch regelrecht aus, wenn er seine Lieblingsblumen auf die Leinwand bannt. Es sei die Form, die ihn an der Blume aus der Gattung der Liliengewächse fasziniert. „Sie sind geschwungen und rund, erinnern an weibliche Körper“, so der Floisdorfer, der viele Jahre Plakate, Bühnenbilder und Programmhefte gestaltet hat.
In der Reihe „Kunst im Rathaus“ – eine ähnliche Reihe hat er in der Mechernicher Stadtverwaltung mitbegründet – können Besucherinnen und Besucher in den Fluren der ersten und zweiten Etage eine umfassende Bilderschau aus mehr als 55 Jahren Schaffenszeit sehen.
Tulpen und Stadtansichten sind Lieblingsmotive
Seine Bilder seien ein „Angebot an den Betrachter“, jeder könne darin sehen, was er sehen wolle. Neben den Tulpen sind es auch Städteansichten aus Hamburg, Venedig, Florenz, vor allem aber seiner Lieblingsstadt Köln mit den charakteristischen Domspitzen widmet Kruse viele Motive.
Dass der 80-Jährige viele Jahre ein großer Karnevalsjeck war und kräftig in der fünften Jahreszeit mitgemischt hat, bleibt nach dem Besuch der Ausstellung unzweifelhaft – nicht nur beim Anblick eines Porträts von Höhner-Mitglied Jens Streifling, den Kruse mit Pappnase vor der Dom-Kulisse gemalt hat. Mit Liebe zum Detail porträtiert hat Kruse auch die Protagonisten des Hänneschen-Theaters.
Häufig erkennt man in den Gemälden von Franz Kruse die Handschrift des Kulissenbauers. Großflächige, dekorativ wirkende und farblich prägnante Gemälde schmiegen sich an die Rathauswände.
Persönliche Führungen
55 Jahre Schaffenszeit
Seine Werke aus 55 Jahren Schaffenszeit zeigt Franz Kruse im Rahmen der Reihe „Kunst im Rathaus“ bis zum 21. Oktober. Die Vernissage findet am Freitag, 26. August, um 19 Uhr statt. Die Ausstellung mit dem Titel „Menschen-Natur-Katastrophen“ ist zu den üblichen Öffnungszeiten des Rathauses, Kölner Straße 75, zu sehen.
Voranmeldung
Der Floisdorfer Künstler bietet darüber hinaus auch persönliche Führungen an. Diese finden statt am Donnerstag, 22. September, und am Mittwoch, 19. Oktober, jeweils zwischen 11 und 14.30 Uhr. Um eine Voranmeldung wird gebeten, entweder unter Tel. 02251/14437 oder per E-Mail (stadtarchiv@euskirchen.de).
Im zweiten Stock jedoch geht es dem Künstler um ernstere Themen. Krieg, Zerstörung und Leid werden thematisiert, auch die Perversion des „Kriegs bis ins Wohnzimmer“. Die Direktschalte aus umgekämpften Gebieten, die durch moderne Satellitentechnik wie Videospiele auf dem heimischen TV-Gerät landen.
In Anspielung an das bekannte Friedenslied „Sag mir, wo die Blumen sind“ hat Kruse ein Gemälde betitelt, dass brennende Fassaden zeigt, deren zerstörte Silhouetten an aktuelle Bilder aus der Ukraine erinnern.