„Jahrhundertwinter“ 1978/1979Vor 40 Jahren versank die Eifel im Schnee
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Vor 40 Jahren machte ein heftiger Wintereinbruch (nicht nur) der Eifel zu schaffen. Wir haben mit alten Fotos und Anekdoten nachgezeichnet, wie schlimm es damals war und wie sich die Eifeler zu helfen wussten.
Kreis Euskirchen – Das Desaster kam nach Weihnachten: Vor 40 Jahren, am 28. Dezember 1978, änderte sich das milde Wetter schlagartig. Eisige, trockene Luft aus Skandinavien und feuchte Warmluft aus dem Rheinland trafen über der Ostsee aufeinander. Die Folgen für das Land zwischen den Meeren waren dramatisch. Schiffe froren auf der Ostsee fest, die Bundeswehr rückte an, um Autos aus den Schneemassen zu befreien – auf Straßen und Schienen ging nichts mehr.
Es war ein ganz harter Winter vor 40 Jahren in Deutschland. Auch das Kreisgebiet war über Wochen von der extremen Kälte und dem starkem Schneefall betroffen. Kurz vor der Jahreswende ging es los.
Der Schwerfener Wetterexperte Karl Josef Linden erinnert sich genau: „Es kam am Samstag, 30. Dezember 1978, in unserer Region zu einem extremen Temperatursturz. Wir hatten um 12 Uhr noch zwölf Grad, um 18 Uhr aber bereits minus drei Grad. Silvester und Neujahr gingen die Temperaturen bis auf minus 18 Grad zurück“ (siehe unten „Wetterdaten Winter 1978/79“).
Die Kaltfront kam als sich langsam heranwälzende Nebelwand an. In den Regen mischten sich zunächst nur vereinzelte Flocken. Erst gegen Mitternacht setzte stärkeres Schneetreiben ein. Ab diesem Moment hatten die Räumdienste keine ruhigen Minute mehr – der fast ununterbrochene Schneefall zwang die Mitarbeiter und Maschinen über Wochen zum Dauereinsatz.
Enteiser und Feuerzeuge halfen nicht mehr: Türen und Fenster an den Autos waren festgefroren, und mancher Fahrer musste sein eigenes Auto knacken. Menschen, die durchs Fenster oder die Heckklappe ins Fahrzeug kletterten, waren keine Seltenheit. In der Wetterstation Udenbreth registrierten die „Wetterfrösche“ von Samstag bis Montag einen Temperatursturz um 25 Grad. Minustemperaturen von 24 Grad wurden nachts gemessen. Dennoch war mit Schnee im Höhengebiet zunächst nicht allzu viel. Die Schneedecke betrug nur 15 Zentimeter, weil der eisige Wind den Pulverschnee von den Höhen wehte. Dennoch zog es Silvester und Neujahr viele Wintersportler ins Höhengebiet.
Mit dem Schnee und der Kälte kam auch die Entlassungswelle. Am ersten Arbeitstag nach dem Jahreswechsel wurden fast 200 Arbeitnehmer im Kreis Euskirchen zum „Stempeln“ geschickt. Am stärksten betroffen war damals die Stahlbeton-Baufirma Milz in Kall, die aufgrund der eisigen Temperaturen ihre Produktion einstellen und allein 130 Arbeiter zum Arbeitsamt schicken musste.
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Mit ihnen fanden sich auch zahlreiche Lastwagenfahrer von Speditionsfirmen aus dem Kreis Euskirchen im Amt ein. So hatte die Transportfirma Krumpen in Schmidtheim, die auf Holztransporte spezialisiert war, große Sorgen. Der Grund: Zu der miserablen Wetterlage kam hinzu, dass sich die großen holzverarbeitenden Betriebe vor dem Winter mit Holz eingedeckt hatten. Von den sieben Lastzügen und zwei Kranwagen standen zu Beginn des „Jahrhundertwinters“ vier still.
Bei klirrender Kälte um minus zehn Grad ließ es sich die Euskirchener Prinzengarde am Neujahrsmorgen nicht nehmen, auf der Kirchstraße vor dem Rathaus aufzuspielen. Grund für das kleine Konzert war die Eröffnung einer Ausstellung zum 25-jährigen Bestehen des Musikzugs. 1938 war der Musikzug der Prinzengarde von Conny Breuer, Peter Mühseler und Jakob Henk gegründet worden.
Die Wetterdaten Winter 1978/79
Die Temperaturen betrugen am 30. Dezember 1978 um 12 Uhr zwölf Grad, um 18 Uhr lagen sie bei minus drei Grad. An Silvester und Neujahr sanken sie bis auf minus 16 beziehungsweise minus 18 Grad.
Der Tagestiefstwert lag in Euskirchen am Neujahrstag 1979 bei minus 18,3 Grad. Die Schneedecke betrug in der Kreisstadt 19 Zentimeter.
In Sistig lag der Tagestiefstwert an Neujahr bei minus 19,5 Grad. Die Schneedecke betrug in Sistig nur zehn Zentimeter; am 14. Januar 1979 waren es dann aber stolze 43 Zentimeter.
Mit minus 21,3 Grad wurde an Neujahr in Udenbreth der Spitzenwert beim Tagestiefstwert gemessen. Die Schneedecke betrug nur zwölf Zentimeter, am 14. Januar 1979 waren es aber 65 Zentimeter.
Der Januar 1979 gehörte im Kreis zu den acht kältesten Monaten seit 1937. (kjl/mez)