Am Wochenende startet die Bezirksliga-Rückrunde. Wie war die Winterpause für Zülpich, Bessenich, Nierfeld, Mechernich und Sötenich?
Fußball-BezirksligaTuS Zülpich bestätigt David Sasse für 2023/24
Bevor am morgigen Freitag die Rückrunde in der Bezirksliga mit dem Stadtderby zwischen Rhenania Bessenich und dem TuS Zülpich angepfiffen wird, stehen einige spannende Fragen im Raum: Können die stark gefährdeten Klubs aus Sötenich und Mechernich den Abstieg verhindern? Werden die neuen Trainer Nico Hohn, David Sasse und David Kremer für Aufschwung in ihren Vereinen sorgen? Und wie verkraftet Bessenich den extremen personellen Umbruch vor und in der Winterpause?
TuS Zülpich
Freitagabend, Flutlicht, fiebrige Atmosphäre – diese drei F lassen das Herz eines jeden Fußballfans höherschlagen. „Was gibt es denn Schöneres, als mit einem solchen Duell in die zweite Saisonhälfte zu starten? Deshalb sind wir dem Wunsch der Bessenicher, das Derby ins Schaufenster zu stellen, gerne nachgekommen“, erklärt Zülpichs Coach David Sasse, dessen Vorfreude noch dadurch gesteigert wird, dass er die Premiere an der Seitenlinie gegen seinen ehemaligen Klub feiern kann.
Weil er die Aufgabe beim Tabellenfünften sehr kurzfristig und für ihn selbst überraschend übernommen hat – und dafür darauf verzichtete, sein Herzensprojekt „zweite Mannschaft“ erfolgreich zu Ende zu führen – waren die Planungen im Hinblick auf Personal und Testspiele nicht einfach. Dennoch zeigte sich der 35-Jährige mit dem Verlauf der Vorbereitung „total zufrieden“. „Wir haben gegen Lövenich und Erft 01 über 20 Spieler plus die A-Jugendlichen eingesetzt; einzig die Partie gegen den SC West Köln, als nur 16 Leute zum Zuge kamen, war wirklich aussagekräftig“, berichtet der ehemalige Torjäger.
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Das Ziel für die Rückrunde sei weniger ein bestimmter Tabellenplatz als vielmehr die Entwicklung des Teams im Allgemeinen sowie der jungen Spieler wie Luca Ohrem, Devin Nickisch, Marius Lepartz oder Marlon Große im Speziellen. „Wir wollen offensiven und physischen Fußball spielen. Die Jungs sollen lernen, auch in Bedrängnis spielerische Lösungen zu finden. Dabei werden wir sicher auch mal auf die Nase fallen, aber mir ist ein 3:2 lieber als ein 1:0.“ Parallel dazu laufen die Vorkehrungen für die nächste Spielzeit auf Hochtouren, viele Gespräche seien bereits erfolgreich über die Bühne gegangen. Sasse richtet sich auf eine längere Tätigkeit bei den Römerstädtern ein, wie es der Verein am Mittwoch auch bestätigte.
SV Bessenich
Der Aufsteiger zählt sicherlich zu den Mannschaften, über deren Leistungsvermögen momentan die größte Unklarheit herrscht. Der Grund ist schlicht und ergreifend die Tatsache, dass von den Akteuren, die im ersten Saisonspiel gegen Zülpich (3:3) zu Beginn auf dem Platz gestanden haben, weniger als die Hälfte noch in Bessenich spielt.
Ob die zahlreichen Neuzugänge, die im Kollektiv unter anderem die besten Torschützen der Hinserie, Athanasios „Saki“ Noutsos und Valon Maloku, ersetzen müssen, den Anforderungen genügen, bleibt abzuwarten. Dass die Truppe von Artur Mezler mit Pierre Fromm, Siggi Kunst, Valdon Halimi, Moritz Hartmann und Marvin Iskra nach wie vor über genügend Erfahrung sowie dank Raphael Fuchs und Silas Kleiber auch über das nötige Talent verfügt, steht jedoch außer Frage. Es ist deshalb nicht zu befürchten, dass die Rhenania – aktuell mit 22 Zählern im gesicherten Mittelfeld – noch in ernsthafte Schwierigkeiten geraten wird.
„Die Vorbereitung verlief aufgrund einiger Ausfälle zwar nicht optimal, und das eine oder andere Testspiel mehr wäre sicherlich besser gewesen, aber wir werden gegen Zülpich dennoch eine Top-Elf aufbieten können. Ausreden gelten in einem Derby für mich ohnehin nicht, da muss jeder brennen“, fordert Mezler.
Fest eingeplant für die erste Elf sind die kürzlich verpflichteten Valdon Halimi und Marvin Iskra, die mit ihrer Ballsicherheit für die nötige Ruhe sorgen sollen. Ein Kandidat für die Startformation ist auch der 20-jährige Jaouad Chikri, der sich als Linksverteidiger bislang überzeugend präsentiert hat. Wegen einer Oberschenkelverletzung fraglich ist dagegen das Mitwirken von Ex-Profi Moritz Hartmann.
SV Nierfeld
Es ist durchaus bemerkenswert, dass im Schleidener Tal nicht die Verpflichtung eines Spielers, sondern eines Trainers die größte sportliche Veränderung darstellt. David Kremer, bis vor wenigen Monaten noch Chefcoach beim Ligakonkurrenten TuS Mechernich, arbeitet künftig Seite an Seite mit Dominik Peiffer, der sich nach anderthalb Jahren ohne Assistenten ausdrücklich einen Co-Trainer wünschte, um die Übungseinheiten spezifischer gestalten zu können.
„Ich bin froh, dass mich David, zunächst bis zum Saisonende, unterstützen wird. Wir bewegen uns grundsätzlich auf Augenhöhe und besprechen alles gemeinsam, wobei ich in letzter Konsequenz die Verantwortung trage“, berichtet Peiffer, der künftig ohne Covenant Oku Smart und Christian Uche auskommen muss. Die beiden Geflüchteten leben seit einigen Wochen nicht mehr in Vogelsang, sondern in einer Unterkunft in Rösrath. „Ihr Weggang ist extrem schade und tut uns sportlich, sowohl qualitativ wie quantitativ, ausgesprochen weh“, bedauert Peiffer.
Das Aufgebot der Schwarz-Weißen ist ohne Neuzugänge dünn wie nie, der Übungsleiter sah sich gezwungen, in der Vorbereitung selbst die Schuhe zu schnüren. Der letzte Test gegen Landesligist Wesseling-Urfeld musste abgesagt werden, da nur acht Feldspieler zur Verfügung standen.
Peiffer ist sich der Tatsache bewusst, dass seine Schützlinge in der Rückrunde den Blick eher nach unten als nach oben richten müssen – trotz der insgesamt ordentlichen Bilanz von 17 Punkten zur Halbzeit. „Wir müssen schnellstmöglich die nötigen Punkte gegen den Abstieg sammeln und darüber hinaus versuchen, Stabilität in unsere Leistungen zu bringen. Diese war uns zuletzt abhandengekommen.“
TuS Mechernich
Seit einigen Wochen befinden sich Vater und Sohn auf einer gemeinsamen Mission. Der eine, Nico Hohn, als neuer Trainer, der andere, Jonas Hohn, als neuer Spieler bei der TuS Mechernich. Beide sind zum abstiegsbedrohten Bezirksligisten gekommen, damit die Rot-Schwarzen auch in der kommenden Spielzeit noch auf Verbandsebene kicken.
Obwohl der zusammen mit den Co-Trainern Marcus Georgi und Torsten Flimm angetretene Coach die Vater-Sohn-Konstellation als „nicht ideal für den häuslichen Frieden“ bezeichnet und die Familienzusammenführung daher auch nicht forciert hat, wollen beide als Team erfolgreich sein. Dass der Filius dabei keine Sonderbehandlung erwarten darf, stellt Hohn senior von Beginn an klar. „Er muss jetzt mehr Verantwortung übernehmen und mehr Torgefahr entwickeln als in Zülpich, wo er von hochkarätigen Mitspielern umgeben war, die ihm vieles abgenommen haben“, fordert der 49-Jährige, der beim TSV Feytal vor kurzem nicht nur Trainer war, sondern auch noch gegen den Ball getreten hat.
Neben Jonas Hohn konnten die Verantwortlichen mit Tom Lengersdorf, der die TuS erst zu Beginn der Saison Richtung Römerstadt verlassen hatte, noch einen zweiten Zülpicher zum Wechsel ins Eifelstadion bewegen – sehr zur Freude des Trainers, dessen Offensivangebot sich enorm vergrößert hat. Denn mit Jens Honnef und Lukas Lebert gibt es zwei weitere Rückkehrer aus den eigenen Reihen, die nicht nur sportlich, sondern auch in Sachen Zusammenhalt Verstärkungen darstellen. Komplettiert wird die Liste durch Innenverteidiger Sekou Keita (SG Sportfreunde 69) und Patrick Mack (TSV Feytal), der sich mit Tom Nitschke um die Nachfolge des abgewanderten Stammkeepers Max Mies streiten wird.
SV Sötenich
Mit der schlechtesten Ausgangslage aller Kreisvereine geht die Mannschaft von Christian Hammes ins Rennen, wobei der Abstand zum rettenden Ufer fünf Punkte beträgt. Nicht allein nach Einschätzung des Trainers wird sich schon an den ersten Spieltagen entscheiden, ob dem Traum vom Klassenerhalt überhaupt noch eine realistische Chance eingeräumt werden darf. „Nur mit einem guten Start ist für uns noch was drin. Die Partien gegen Kerpen, Nierfeld, Brühl und Hambach werden richtungsweisend, weil das die Gegner sind, mit denen wir uns auf Augenhöhe bewegen“, weiß Hammes.
Mindestens drei Erfolge sollten nach dem Gusto des 40-Jährigen herausspringen, was angesichts der personellen Lage der Grün-Weißen einer absoluten Herkulesaufgabe gleichkommt. Denn ungeachtet der Tatsache, dass es auch diesmal nicht gelang, einem Neuzugang den Wechsel zum SVS schmackhaft zu machen, fallen derzeit auch eigentlich unverzichtbare Größen wie Kapitän Pascal Feyerabend (Bänderriss) aus. Simon Sanduljak, vor der Saison als Königstransfer aus Zülpich gekommen, befindet sich zwar seit kurzem im Mannschaftstraining, wird allerdings noch einige Zeit benötigen, um nach seinem Meniskusriss samt Operation wieder zu alter Stärke zu finden. „Simon kann sowohl als Innenverteidiger als auch auf der Sechser-Position spielen. Auf ihm ruhen unsere Hoffnungen, zumal wir in der Abwehr nicht mehr mit Nils Knebel planen können“, sagt Hammes.