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Erinnerungsparty an Disco „Village“In der „Boxbud“ ging’s zuweilen rund

Lesezeit 4 Minuten

, Lisbeth Grewe, war auf dem Erinnerungsfoto mit dabei, als Karin Becker (v.l.), DJ Udo Schmitz, Heidi Liebertz-Heiter und DJ Jörg Grewe eine Revival-Party im Andenken an die Disco „Village“ feierten. ()

Stotzheim – Die „Boxbud“ kannte in den 80er Jahren nahezu jeder in Euskirchen. Nicht umsonst hatte der Volksmund der Diskothek auf der Neustraße diesen Spitznamen verpasst. Eigentlich hieß der Schuppen „Village“ und wurde von Lisbeth Grewe von 1977 und 1991 betrieben. Vor vier Jahren starb Grewe. Ihr zu Ehren und wegen der Erinnerung an die schöne Zeit stellten Heidi Liebertz-Heiter, die im „Village“ als Bedienung arbeitete, und Lisbeth Grewes Kinder Karin Becker und Jörg Grewe, in der Region als DJ bekannt, im Stotzheimer Saal „Klosterhof am Jakobsweg“ eine „Village-Revival-Party“auf die Beine.

„Als ich gehört habe, dass es eine Village-Party gibt, hatte ich Pippi in den Augen“, berichtet Margret Poschen. Bei der Party wurden viele Erinnerungen wach.

Porträt von Lisbeth Grewe aufgestellt

Viele ehemalige Stammgäste haben auch heute noch Kontakt untereinander. Und nicht nur das, wie Heidi Liebertz-Heiter erzählt: „Wir haben alle unsere Männer dort kennengelernt.“ Dass die Disco „Boxbud“ genannt wurde, hatte seinen Grund. Zu den Gästen zählten unter anderem belgische Soldaten, die in Euskirchen stationiert waren, und US- Soldaten, die aus der Eifel kamen. „Die wurden auch schon mal abgeholt“, erinnert sich Heidi Liebertz-Heiter. Hin und wieder flogen auch die Fäuste. Geprügelt wurde sich auch mit den Gästen des „Porto Bello“. Im „Village“ seien auch Jugendliche zu Gast gewesen, die nicht zur oberen Gesellschaftsschicht zählten. „Die gehörten zum Inventar“, so Liebertz-Heiter und Karin Becker. „Ins Porto gingen die Lacoste-Träger. Da hat es schon mal geknallt“, erinnert sich die damalige „Village“-Mitarbeiterin. Für Stammbesucher sei es undenkbar gewesen, das „Porto“ zu betreten. „Höchstens das ,Esquire’“, so Elke Euskirchen.

Zu den Stammgästen zählte auch Kaare Willi, den seinerzeit jeder Euskirchener kannte und von vielen „Kröppe Hongk“ genannt wurde. „An Weihnachten mussten wir einmal raten, wer sich in einer Tonne versteckte, die in der Disco stand. Als jemand geraten hatte, dass es Kaare Willi ist, sprang er mit einer Badehose bekleidet aus der Tonne“, erinnert sich Heidi Liebertz-Heiter lachend.

Neben der heißen Musik, die die DJs auflegten, gehörten auch die Gastspiele der Stars zum „Village“. So trat Nino de Angelo, der als Soldat in Euskirchen stationiert war, dort auf.

„Der hatte ein Muskelshirt an und hätte beinahe was auf die Nase gekriegt, weil er so arrogant war“, erzählt Elke Euskirchen. Auch der heutige „Höhner“-Bassist Hannes Schöner, Andreas Martin und Andy Borg waren zu Gast. „Die waren damals noch unbekannt. Auch Andy Borg war ziemlich arrogant“, so Karin Becker. (mjo)

Und über allem wachte „Lisbeth, die „Mutter der Nation“, wie Karin Becker und Elke Euskirchen sie bezeichnen. Sie haben auch Minderjährige reingelassen. „Sie hat die Jugendlichen beschützt, wenn Eltern angerufen haben. Wenn die gefragt haben, ob ihr Kind bei ihr sei, hat sie immer gesagt: ,Ne, das ist nicht hier’“, erzählt ihre Tochter. „Wenn wir pleite waren, haben wir bei Lisbeth oft schon auf das Gehalt des nächsten Monats getrunken“, berichtet Elke Euskirchen.

Jörg Grewe machte im „Village“ seine ersten Versuche als DJ. „Er fragte, ob er Musik machen darf, aber Lisbeth sagte: ,Jetzt noch nicht, jetzt ist noch zu viel los’“, blickt Margret Poschen zurück. Wenn es nicht so voll gewesen sei, durfte Jörg an die Plattenteller. „Er hat auch Breakdance auf dem Podest getanzt“, berichtet seine Schwester.

Neben typischen Disco-Tänzen frönten die „Village“-Gäste besonders gerne dem Rock’n’Roll. „Ibiza“ von Ibo, „Ein bisschen Frieden“ von Nicole oder „I wanna sex you up“ sind einige der Songs, die im „Village“ rauf und runter liefen. „Lisbeths Lieblingslied war ,Purple Rain’ von Prince. Das wurde auch auf ihrer Beerdigung gespielt“, weiß Karin Becker. 1991 schloss das „Village“. Lisbeth Grewe eröffnete anschließend das „Goldene Eck“ auf der Kommerner Straße.

Die Songs, die damals im „Village“ liefen, legten die DJs Jörg Grewe und Udo Schmitz, der damals bereits für die Musik sorgte, auch im „Klosterhof“ auf. Und ein Schwarz-Weiß-Porträt von Lisbeth stand auf dem DJ-Pult.