NS-Zeit im Kreis EuskirchenErste Infotafel über Zwangsarbeiter steht in Dahlem
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Dahlem-Berk – 77 Jahre nach Kriegsende gibt es im Kreis Euskirchen erstmals eine Hinweistafel auf eines der ab 1940 in der Eifel errichteten Zwangsarbeiterlager der Nationalsozialisten für russische Kriegsgefangene. An der Landesstraße 17 – 350 Meter oberhalb des einstigen Lagerstandortes – wurde die Tafel jetzt vorgestellt.
Die Existenz des Zwangsarbeiterlagers Bevertberg oberhalb von Berk war im Ort immer bekannt. „Ich bin Jahrgang 1950, ich erinnere mich noch, als die Lagergebäude Ende der 1950er-Jahre abgerissen wurden“, erzählte Ortsbürgermeister Manfred Braun.
Hinweistafel 350 Meter vom einstiger Lager bei Berk entfernt
Er war mit dem Dokumentarfilmer Dietrich Schubert, dem Journalisten Franz Albert Heinen und Bürgermeister Jan Lembach zum Parkplatz an der L 17 gekommen, wo die neue Hinweistafel steht. Sie ist 350 Meter entfernt vom einstigen Lagerplatz, wo die Örtlichkeit heute eine Aufstellung verhindert. Das Grundstück ist eingezäunt und grenzt unmittelbar an die Landesstraße.
Am Parkplatz ist nun unter zwei Fotos vom einstigen Lager und dem heute verwilderten Wiesengrundstück auf Deutsch, Niederländisch, Französisch und in kyrillischer Schrift auf Russisch die Geschichte des Zwangsarbeiterlagers Bevertberg nachzulesen.
„Hier waren russische Kriegsgefangene zwangsinterniert“, sagte Dietrich Schubert, der das Projekt Hinweistafel bei der Gemeinde Dahlem durchgesetzt hat. Sie trägt auch die Kosten für die Herstellung.
Schubert und Franz Albert Heinen erläuterten die Hintergründe des Lagers. Es war, wie viele andere in den grenznahen Gebieten der Eifel, mutmaßlich 1938 zunächst als Lager des Reichsarbeitsdienstes für den Bau von Verteidigungsanlagen des Westwalls errichtet worden. Von Herbst 1941 an wurden in den fünf Baracken bis zu 200 russische Kriegsgefangene interniert.
Heinen: „Zwangsarbeiter waren ein Teil des Alltagsbilds"
„Sie mussten harte Fronarbeiten im Forst leisten, es gab Tote, die auf dem sogenannten Russenfriedhof in Rurberg beigesetzt wurden. Lager und Zwangsarbeiter waren bis Kriegsende Teil des Alltagsbildes der Menschen in der Eifel“, berichtete Heinen.
1945 wurde ein Massengrab in einem Waldstück oberhalb des Lagers entdeckt. Dort ist ein Gedenkkreuz aufgestellt. Nach dem Krieg dienten die Baracken eine Zeit lang als Flüchtlingsunterkunft, bis sie Ende der 1950er-Jahre abgerissen wurden. Das Grundstück verwilderte. Für den Bau der L17 wurde im unteren Teil allerdings eine Teermischanlage aufgebaut. Deren Spuren verwischen heute die Reste der Lagerfundamente.
Schubert recherchierte 1989 für Dokumentarfilm
Mit seinem 1989 entstandenen Dokumentarfilm „Kriegsjahre in der Eifel“ hat Dietrich Schubert als einer der Ersten Licht in das Dunkel der Zwangsarbeiterlager in der Eifel gebracht. Weitere Hintergründe liefern die Bücher „Abgang durch Tod“ von Franz Albert Heinen und „Zwangsarbeiterlager im Kreis Monschau“ von Dieter Lenzen.
Schubert führte bei den Recherchen zu seinem Film Interviews mit Zeitzeugen – der Hinweis auf das Lager Bevertberg war damals auch dabei. Dennoch dauerte es bis 77 Jahre nach Kriegsende, ehe nun die erste Hinweistafel auf eines der Lager im Kreisgebiet aufgestellt worden ist.
Hoffnung auf weitere Projekte der Erinnerung
Dass noch einmal so viel Zeit vergeht, bevor mit weiteren Tafeln auf andere Standorte ehemaliger Zwangsarbeiterlager hingewiesen wird, glauben Schubert und Heinen nicht. Drei Ereignisse machen ihnen Hoffnung.
Seit dem vergangenen November wird auf der neuen Gedenkstele am Mechernicher Rathaus, die an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft erinnert, erstmals auch der Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen gedacht. In Hollerath will die Gemeinde Hellenthal eine zentrale Gedenkstätte für die Opfer der Zwangsarbeiterlager am dortigen, einstigen Lagerstandort errichten. Und im September dieses Jahres soll eine vom Kreis Euskirchen konzipierte Wanderausstellung zum Thema eröffnet werden.
Für Dietrich Schubert ist mit der Hinweistafel oberhalb von Berk daher ein Anfang gemacht. Es soll nicht das letzte sichtbare Zeichen der Erinnerungsarbeit in Bezug auf die Zwangsarbeiterlager und ihre Toten in der Eifel sein. Die Standorte weiterer Lager sind bekannt.