Filmemacher aus DahlemDietrich Schubert feiert bald 80. Geburtstag – Ein Portät
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Der Dokumentarfilmer Dietrich Schubert kann auch als visueller Chronist der Eifel bezeichnet werden.
Am 12. August feiert er seinen 80. Geburtstag.
Dabei ist das Thema Eifel nur eines von vielen, deren sich Schubert angenommen hat.
Dahlem-Kronenburg – Es ist sozusagen das letzte Haus am Platze. Dort, wo die Straße aus Kronenburgerhütte endet, steht der ehemalige Bahnhof. „Das war Kronenburg Hauptbahnhof“, sagt Dietrich Schubert und lacht. Das Haus hat er mit seiner Frau Katharina vor fast 45 Jahren als Ruine gekauft. Ruhig und abgeschieden lebt der Dokumentarfilmer, der als visueller Chronist der Eifel bezeichnet werden kann, dort. Am 12. August feiert er seinen 80. Geburtstag.
Dabei ist das Thema Eifel nur eines von vielen, deren sich Schubert angenommen hat. 18 Filme sind es, die er mit seiner Frau über die Region gedreht hat und die immer wieder zu sehen sind. Am Sonntag, 2. August, wird im Scheunenkino in Nettersheim „Ein blindes Pferd darf man nicht belügen“ gezeigt – die Vorstellung ist ausverkauft.
Ein besonderes und eigenwilliges Werk
Es ist ein besonderes und eigenwilliges Werk, das der Dokumentarfilmer, Fotograf und Regisseur Dietrich Schubert geschaffen hat. Mit zahlreichen Ehrungen wie dem Adolf-Grimme-Preis und dem Preis der deutschen Filmkritik 1981 oder dem Horst-Konejung-Preis 2008 sind seine Arbeiten ausgezeichnet. Ob es Filme sind, die sich mit der jüngeren deutschen Vergangenheit beschäftigen, Berichte über Reisen in die nordafrikanischen Wüsten oder Aufnahmen, in denen einfach der Augenblick festgehalten ist – Themen bieten sich genug.
Dass sein bislang letzter Film „Köln 5 Uhr 30 /13 Uhr 30 / 21 Uhr 30“ acht Jahre zurückliegt, liegt daran, dass Schubert sich mittlerweile hauptsächlich der Fotografie widmet. Aktuell hält er die Standorte ehemaliger Gefangenenlager aus dem Zweiten Weltkrieg mit seiner Plattenkamera fest– ein Projekt, dass er mit den Historikern Franz-Albert Heinen und Dr. Dieter Lenzen realisiert. Damit ist er bei seinen Ursprüngen: Eine Fotografenlehre hat am Anfang seines beruflichen Schaffens gestanden. Der Wunsch, Filme zu machen, sei der Ursprung gewesen: „Filmhochschulen und Akademien gab es damals nicht.“
Anfänge in der Sportwelt
Stummfilme russischer Filmemacher wie Sergej Eisenstein haben ihn fasziniert, sagt Schubert: „Das war eine cineastische Bewegung, die es heute nicht mehr gibt.“ Schon seine Gesellenprüfung habe er mit einem experimentellen Kurzfilm absolviert. Bald war er als Kameraassistent beim ZDF und zum Beispiel mit Dieter Kürten bei Sportereignissen unterwegs. Er habe oft bei Fußballspielen die Hintertorkamera gehabt und die Torschüsse aufnehmen müssen. „In der Halbzeit kam das Motorrad und hat unser Material mit Tempo 200 in die Entwicklung gefahren“, so Schubert.
In der Folge habe er erste kleine Sachen realisiert wie 1968 „Wir sind stärker geworden“, ein Film über die Notstandsgesetzgebung. Als Ausgangspunkt seiner Arbeit nennt er seinen Film von 1976 „Widerstand und Verfolgung in Köln 1933-1945“. „Die Auseinandersetzung mit dem Faschismus zieht sich durch die Jahre, auch durch die Eifel“, so Schubert. Möglicherweise habe das mit seiner eigenen Geschichte zu tun: „Nach dem Tod meines Vaters habe ich erfahren, dass er das KZ in Buchenwald bewacht hat.“ Es gebe Kinderfotos, wo er mit seinem SS-Uniform tragenden Vater im Schnee spielt, vor dem KZ. „Er ist mit mir hineingegangen. Ich frage mich immer, was ich damals gesehen habe, das hat mich geprägt“, so Schubert nachdenklich.
Suche nach den Bildern in seinem Kopf
Vielleicht sei es die Suche nach den Bildern in seinem Kopf, die zur Produktion von Werken wie „Nicht verzeichnete Fluchtbewegungen“ führte, dem Film über die Flucht von deutschen Juden nach Belgien. „Ich hatte die Gnade der frühen Geburt, ich konnte Filme machen, als es noch Zeitzeugen gab, alte Widerständler oder Menschen, die Geschichten erzählten“, sagt Schubert. Er habe die Erinnerung dieser Leute aufbewahrt. Er merke, dass dies von Jahr zu Jahr wertvoller werde, weil sie nicht wiederholbar seien.
„Wichtig bei Dokumentarfilmen ist, dass du offen bist für Sachen, die dir beim Drehen begegnen“, so Schubert. Im Grunde sei die Montage ein Hauptteil der Arbeit: „Das Drehen ist geplantes Sammeln.“ Gerne habe er, wenn möglich, experimentelle Momente eingearbeitet. Besonders deutlich wird das etwa bei „Köln 5 Uhr 30“ oder „Die Seele aber“ über eine Tunesien-Reise, die aus 360-Grad-Kameraschwenks bestehen.
1976 kaufte er mit seiner Frau den Kronenburger Bahnhof, damals eine Ruine ohne Fenster, Strom und Wasser und Spielplatz der Dorfjugend. „Zum Waschen sind wir damals ins Schwimmbad in Stadtkyll gefahren“, so Schubert. 2005 war die Renovierung so weit fortgeschritten, dass das Filmemacherpaar endgültig seinen ersten Wohnsitz nach Kronenburg verlegt hat.
Die Filmevon Dietrich und Katharina Schubert sind bei dem Filmemacher erhältlich. Kontakt: Tel. 06557/ 7258 oder online.