AboAbonnieren

Coaching-AngebotSo sollen Pferde in Zülpich der Teambildung und Entwicklung helfen

Lesezeit 5 Minuten

Die Interaktion von Mensch und Pferd erleben hier „Törtchen Törtchen“-Chef Matthias Ludwigs und seine Mitarbeiterin Andrea.

  1. Cromme Coaching – Pferdegestützte Persönlichkeitsentwicklung heißt das Unternehmen von Johanna Cromme.
  2. Es hat seinen Sitz im Zülpicher Ortsteil Sinzenich.
  3. Bei einem der Seminare lernten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von „Törtchen, Törtchen“ einiges über sich.

Mechernich-Kommern – „Manni“ ziert sich. Man könnte auch sagen: Er will einfach nicht. So wie diese acht Menschen nunmehr seit mehreren Minuten um ihn herumwuseln und versuchen, ihn durch den etwa 15 mal 15 Meter großen Parcours zu führen, nein, das gefällt ihm ganz und gar nicht.

Keinen Meter rührt sich der sechsjährige Hengst zunächst vom Fleck. Erst nach einiger Zeit setzt er sich dann doch, wenn auch widerwillig, in Bewegung. Vielleicht nur, um endlich Ruhe zu haben.

Ohne Plan durch den Parcours funktioniert nicht

„Irgendwie hatten wir keinen Plan“, gesteht Steffi wenig später. „Es hat auch keiner nach Hilfe gefragt.“ Steffi und ihre sechs Kolleginnen sowie deren Chef aus der Kölner Patisserie „Törtchen Törtchen“ stehen nun im Halbkreis und erörtern mit Johanna Cromme, warum die Aufgabe, „Manni“ ohne Berührung durch den Parcours zu führen, eher suboptimal erfüllt wurde. Mit der Diagnose, planlos an die Sache herangegangen zu sein, liege Steffi gar nicht so falsch, bestätigt Johanna Cromme.

Alles zum Thema Zülpicher Straße (Köln)

Zu ihr waren die „Törtchen Törtchen“-Mitarbeiter gekommen, um mit Hilfe der Pferde etwas über gute Zusammenarbeit mit den Kollegen oder den Umgang mit Kunden zu lernen und die eigenen Stärken und Schwächen zu erkennen. Auch wenn die Übung, „Manni“ durch den Parcours zu führen, nicht ohne Probleme gelaufen ist, hat Manuela Pohl eine ermutigende Beobachtung gemacht.

„Networkerin im Bereich Körper, Geist und Zelle“

„Matthias“, konstatiert die Assistentin von Johanna Cromme, „hat immer eine Idee und bringt sie ruhig in die Runde. Das ist gut für das Klima.“ Matthias heißt mit Nachname Ludwigs und ist einer der beiden Chefs der insgesamt 55 Beschäftigten des Unternehmens „Törtchen Törtchen“, die an den vier Standorten in Köln arbeiten.

Lernten viel über sich selbst: die Mitarbeiter von „Törtchen Törtchen“.

Es scheine dort ein gutes Arbeitsklima zu herrschen, sagt Manuela Pohl, die laut Eigenbezeichnung als Networkerin im Bereich Körper, Geist und Zelle arbeitet: „Sonst würden wir das hier sehr schnell merken. Vor allem aber die Pferde.“

Unbewusste Körpersprache sichtbar werden

Das ist offenkundig das Geheimnis des Pferdecoachings. „Denn das Pferd“, so Johanna Cromme, „spiegelt den Menschen, wie er ist.“ Es verhalte sich eins zu eins, reagiere unmittelbar auf das Verhalten der Menschen, ohne Rücksichten zu nehmen.

Ihm sei es egal, welche Position sein Gegenüber habe. Kleidung, Auto, Bildung, die das Verhalten der Menschen oft beeinflussen – den Tieren sei das alles völlig schnuppe. Sie ließen stattdessen unbewusste Körpersprache der Menschen sichtbar werden. Unsicherheiten quittierten sie dann mit einem Verhalten wie „Manni“ in der erwähnten Übung – eine von mehreren, die die „Törtchen Törtchen“-Beschäftigten in dem etwa sechsstündigen Seminar absolvieren.

Cromme: Pferde wollen geführt werden

„Eigentlich“, erläutert Cromme, „möchten Pferde geführt werden.“ Doch wenn die vermeintliche Führungsperson hektisch und unsicher agiere, könne sie dem Tier diesen Wunsch nicht erfüllen. Entsprechend sei die Reaktion: „Dann fragt sich das Pferd, soll ich jetzt auch hektisch und nervös werden?“ Verstellen müsse sich das Pferd ja nicht. Berechnendes Verhalten sei ihm fremd: „Es ist authentisch.“ Das zeigt sich dann auch, als das „Törtchen Törtchen“-Team einen neuen Versuch startet, diesmal mit Plan und wohlüberlegt. Alle acht geben sich nun die Hand, nehmen „Manni“ in ihre Mitte, der sich nun geschmeidig durch den Parcours führen lässt.

Übungsanalyse: Manuela Pohl (l.) und Johanna Cromme.

„Manni“ scheint sich wohlzufühlen. Auch mit „Mannis“ Mutter „Tequila“ – Johanna Cromme nennt beide liebevoll Co-Trainer – gelingt die Übung nun. Die Parallelen zum Miteinander in einem Betrieb muss den Teilnehmern nun keiner mehr groß erklären. Es sei halt wie in einer Firma, sagt Steffi: Anfangs dauere es etwas, bis die Dinge in Gang kämen, doch wenn der richtige Weg gefunden sei, laufe es wie am Schnürchen.

Ruhige, klare Ansagen

Ihre Kollegin Andrea stellt überrascht fest: „Ich lerne hier viel darüber, wie ich mich selbst wahrnehme und wie andere mich wahrnehmen.“

Genau das sei auch der Sinn des Ganzen, erläutert Johanna Cromme im Gespräch mit dieser Zeitung – und erzählt von einer anderen Übung: Mit einer Gerte in der Hand sollen die Teilnehmer „Manni“ oder „Tequila“ während des Laufs dazu bewegen, die Richtung zu ändern – „natürlich ohne das Tier zu berühren“. Agiere der Mensch dann nervös und hektisch, übertrage sich das auf das Pferd.

Hand in Hand ans Ziel: Im zweiten Versuch lässt „Manni“ sich bereitwillig durch den Parcours führen.

„Dann schießt das Pferd auch wild durch die Gegend“, so Cromme. Die Kunst sei es, nicht zu wenig, aber auch nicht zu viel Druck auszuüben. Ruhige, klare Ansagen – dann mache das Pferd mit. „Ich versuche zu bewirken, dass das auf den Alltag der Menschen übertragen wird“, beschreibt Cromme das Ziel der pferdegestützten Persönlichkeitsentwicklung.

„Es hat mich immer schon fasziniert, was Pferde mit einer solchen Leichtigkeit schaffen, was für Menschen oft so schwer ist“, erzählt Cromme. Seit vielen Jahren widmet sich die 47-Jährige der Interaktion von Pferd und Mensch. Beide tickten irgendwie ähnlich, darum könnten Menschen von Pferden viel lernen.

Seminare auf Becherhof in Kommern

Das Bewusstwerden eigener Verhaltensweisen sei eine Voraussetzung zur Entwicklung der eigenen Persönlichkeit – oder eines Teams. „Es wurde uns noch mal bewusst“, zieht denn auch Firmenchef Matthias Ludwigs nach dem Coaching ein Fazit, „dass man Ziele besser gemeinsam erreicht, als wenn der Einzelne versucht, seinen Kopf durchzusetzen.“

Das Unternehmen

Cromme Coaching – Pferdegestützte Persönlichkeitsentwicklung heißt das Unternehmen von Johanna Cromme. Es hat seinen Sitz im Zülpicher Ortsteil Sinzenich (Linzenicher Straße).

Angeboten werden Coachings für Teams und Einzelpersonen (300 Euro) – und das im Großraum Köln, Aachen, Düsseldorf und Bonn.

www.cromme-coaching.de

Der Besuch in Kommern, wo Johanna Cromme auf dem Becherhof ihre Seminare veranstaltet, habe ihm und seinen Mitarbeiterinnen eine Reihe neuer Erkenntnisse für den Umgang im Kollegenkreis und mit dem Kunden gebracht. Und besser kennengelernt hätten sich die Kollegen untereinander auch.

Johanna Cromme hört das gerne. Einige Firmen seien für das Pferdecoaching offen, sagt sie: „Doch bei anderen, die das vielleicht mal für ihre Führungskräfte machen sollten, ist es etwas schwierig.“ Für sie stehe jedenfalls fest: „Es bewirkt etwas.“