Buch für Krimifans in Eifel präsentiertHolger Wienpahls mörderische Wandersaison
Lesezeit 3 Minuten
Hillesheim – Wandersaison – Mordsaison. So kann man es natürlich sehen, wenn man Verleger eines Buchs mit 14 Kurzkrimis von 16 Autoren unter dem Titel „Das Wandern ist des Mörders Lust“ ist. Beim KBV-Verlag in Hillesheim präsentierte der Fernsehmoderator und Wanderfan Holger Wienpahl nun die skurrile Sammlung fiktiver Straftaten auf „Schusters Rappen“.
Das Wander-Gen beim Wandern gehen habe er erst mit 40 entdeckt, berichtet Holger Wienpahl, gebürtiger Wuppertaler, der für die spät ausgebrochene Leidenschaft seine Ehefrau verantwortlich macht. Die habe ihm eines schönen Tages „Berge statt Meer, Berner Oberland statt Malle“ vorgeschlagen.
Was beim Wandern alles passieren kann
Wienpahl machte die Entdeckung eines Gedenksteins mit einem ungeklärten Mordfall aus dem 18. Jahrhundert am Wegesrand stutzig: Was alles beim Wandern passieren kann!
Da war die Herausgeberrolle von „Das Wandern ist des Mörders Lust“ fast schon zwangsläufig. Die Textsammlung mit meist skurrilen bis schwarzhumorigen Kurzkrimis wurde jetzt am KBV-Verlagssitz im „Kriminalhaus“ in „Deutschlands Krimihauptstadt“ Hillesheim präsentiert.
Viele Krimiautoren vertreten
„Ein perfekter Mord“ heißt Holger Wienpahls Debüt. Die Geschichte spielt teilweise unweit des Aussichtspunktes „Adlerbogen“, der höchsten Erhebung der Pfalz. Hier erhofft sich der Ich-Erzähler das nötige makellose Alibi nach seinem, wie er glaubt, fehlerfreien Banküberfall. Zum Zwecke reicht er arglosen Wanderern auf dem Wanderparkplatz seine Visitenkarte.
Einer der Fehler, die den Traum vom schnellen Geld für die sichere Altersrente platzen lässt. Wer sich so outet, der wird eben schnell von der fahndenden Polizei gefasst.
Nacktwandern in Reifferscheid
Apropos „Outen“: „Nacktwandern, das gibt es in der Eifel, genauer im Raum Reifferscheid. Mit „Kuschelhütten“ auf der Strecke“, versuchte Krimiautor und Verleger Ralf Kramp bei der Buchpräsentation glaubhaft zu versichern. Er hat zum Thema „Eifel, Arsch und Wolkenbruch“ geschrieben. Eine nacktaktive Wandergruppe, die aber eigentlich „gar nicht nackt ist, sie tragen ja noch Wandersocken und Wanderschuhe“ (Kramp), sieht sich am Ende einer Kurztour in die Natur wie Gott sie schuf unverhofftem Polizeikontakt gegenüber.
Andere Kurzkrimis wie von Klaus Stickelbroeck – er ist im wahren Leben tatsächlich bei der Polizei Düsseldorf – gehen da schon glaubwürdiger vor. Stickelbroeck hat eine Wanderung von der Spielmannsau südlich von Oberstdorf hoch zur Kemptener Hütte gemacht. Die Tour ist gut beschreiben, sozusagen nachwanderbar – die beschriebene Mordserie unterwegs muss allerdings ein Fall für den Krimiautor bleiben.
Auch andere erfahrene Krimiautoren konnten zum Verfassen ungewohnter Wanderkrimis animiert werden. Mal taucht bei Tatjana Kruse der „Wanderwegekiller“ auf, mal warnt Peter Godazgar „Niemals alleine ins Watt!“ zu gehen, mal schreibt Carola Clasen über ein besonderes „Survival-Training“.
Beim Wandern weiß man eben nie, was hinter der nächsten Ecke kommt – vielleicht ein Mord?
Der „Frisch Auf!“-Textsammler krimineller Erzählungen in deutschen Mittelgebirgen, den Alpen oder an der Nordseeküste ist so zwar für den KBV-Verlag ein Novum, doch innerhalb der Kriminalliteratur ist das Genre bekannt: An den Reichenbachfällen im Berner Oberland spielt Arthur Conan Doyles Kurzgeschichte „Das letzte Problem“ von 1893.
Dort, so Holmes-Fan Ralf Kramp, der die Örtlichkeit schon besucht hat, „ringt Holmes mit dem Super-Bösewicht Professor Moriarty um sein Leben.“ Beim Wandern weiß man eben nie, was hinter der nächsten Ecke kommt – vielleicht ein Mord?
Holger Wienpahl (Hg.): Das Wandern ist des Mörders Lust. Kurzkrimis für den Rucksack. KBV Verlag, 2021. 248 Seiten, 12 Euro. ISBN 978-3-95441-581-6