Die Eifel tanzt bei der Europawahl der Kinder und Jugendlichen aus der Reihe. Das Ergebnis in Hüngersdorf weicht stark von dem im Regierungsbezirk Köln ab.
JugendwahlIn Friedas Wahllokal in Blankenheim-Hüngersdorf siegte die Tierschutzpartei
Offenbar sind die jungen Leute in der Eifel tierlieber als anderswo. Die Tierschutzpartei sei klar auf dem ersten Platz gelandet, vor den Grünen, berichtet Frieda Heß. Die Elfjährige hatte die Jugendwahl organisiert und im Mannschaftsraum der Feuerwehr in Hüngersdorf die selbst gebastelte Wahlurne aufgestellt.
Ein bisschen Sorge, dass keiner kommen würde, hatte sie im Vorfeld schon. Doch die war unbegründet: 14 Kinder und Jugendliche – nicht nur aus Hüngersdorf, sondern auch den Nachbarorten – gaben eine Woche vor der „richtigen“ Europawahl ihre Stimme ab, Frieda und ihr Bruder Jonah mitgerechnet. Die meisten seien ungefähr so alt gewesen wie sie selbst, berichtet die junge Wahlleiterin, die gleichzeitig auch Wahlhelferin und Stimmzählerin war. Einen Ausweis mussten die Wähler nicht vorlegen: „Ich kannte alle“, erzählt Frieda.
Drei Stunden war das Wahllokal in Hüngersdorf geöffnet
Ansonsten war das Prozedere aber wie bei einer ganz normalen Wahl. Die Wahlzettel wurden ausgegeben, das Verfahren erklärt, dann setzten die Wählerinnen und Wähler unbeobachtet ihr Kreuzchen und schritten zur Urne. Drei Stunden war das Wahllokal geöffnet, doch der größte Andrang herrschte zu Beginn.
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Das Auszählen der Stimmen war schnell erledigt, dann trug Frieda das Ergebnis auf der Internetseite der Jugendwahl ein. Dort wurde es eingerechnet in die Meldungen, die aus ganz Deutschland eingegangen waren.
Bundesweit stimmten knapp 60.000 junge Menschen ab
In der Woche vom 27. bis zum 31. Mai haben bundesweit knapp 60.000 junge Menschen in 875 selbstorganisierten Wahllokalen ihre Stimme abgegeben. Dabei entfielen mit 19,7 Prozent auf die SPD die meisten Stimmen, 19,4 Prozent auf CDU/CSU. Danach folgen Bündnis 90/Die Grünen mit 13,8 Prozent, die AfD mit 13,6 Prozent, Die Linke mit 6,8 Prozent, die Tierschutzpartei mit 4,3 Prozent und die FDP mit 4,1 Prozent. Die übrigen Parteien erhielten zusammen 18,3 Prozent der Stimmen.
In Nordrhein-Westfalen sieht das Ergebnis anders aus. Da liegt die die CDU mit 22,1 Prozent vorn, gefolgt von der SPD mit 21,5 Prozent, der AfD mit 13,4, den Grünen mit 12,2 und der FDP mit 5,1 Prozent.
Die Grünen landeten bei Friedas Wahl auf dem zweiten Rang
Im Regierungsbezirk Köln hat die SPD mit 21,3 Prozent die Nase vorn, die CDU kommt auf 19,3 Prozent, die Grünen auf 17,9, die AfD auf 8,4, Die Linke auf 6,8 und die FDP auf 6,6. Die Tierschutzpartei landet im Regierungsbezirk nur auf Platz neun.
Und in Hüngersdorf? Da hat die Tierschutzpartei vier Stimmen bekommen, die Grünen konnten drei für sich verbuchen, die Klimaliste zwei. Jeweils eine Stimme entfielen auf SPD, AfD, „Tierschutz hier!“, V-Partei3 (setzt sich ebenfalls vor allem für Tierschutz ein) und ABG (Aktion Bürger für Gerechtigkeit).
Frieda ist jedenfalls zufrieden mit dem Verlauf „ihrer“ Wahl. Und das nicht nur, weil mehr Wählerinnen und Wähler gekommen sind, als sie erwartet hatte. „Es war superschön“, sagt die Elfjährige: „Bei der nächsten Wahl möchte ich das wieder machen.“ Sie habe bei der Vorbereitung vieles gelernt. Die Elfjährige weiß jetzt, was Parteien machen. Und vor allem, wie wichtig Wahlen sind.
Die Jugendwahl
Die Jugendwahl wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie von der Bundeszentrale für politische Bildung gefördert und vom Deutschen Bundesjugendring organisiert. Seit 1996 wird sie immer neun Tage vor einem offiziellen Wahltermin abgehalten. Bei der Jugend-Europawahl konnte jeder, der unter 16 Jahren alt ist und in Deutschland lebt, seine Stimme abgeben.
Alle Parteien und Gruppierungen, die zur Wahl antreten, hatten im Vorfeld einen Katalog mit 16 Fragen erhalten. Die Antworten und sämtliche Ergebnisse finden sich auf der Internetseite der Jugendwahl.