Der Leistungskurs Sozialwissenschaften der Gesamtschule Eifel findet die Europawahl wichtig. Parteiplakate nehmen auch junge Menschen wahr.
Parteien mit Humor hoch im KursGesamtschüler aus Blankenheim nutzen TikTok für Europawahl
Maike, Lea, Lisa, Mina, Robin, Fabio, Lena, Talisha und Amy haben ein Ziel – sie haben sich fest vorgenommen, am 9. Juni bei der Europawahl ein Kreuz zu machen. „Wer nicht wählen geht, ist selber schuld. Dann darf er sich anschließend auch nicht beschweren“, sagt die 18-jährige Lea. Sie besucht wie ihre Mitschülerinnen und Mitschüler die Gesamtschule Eifel.
Im Leistungskurs Sozialwissenschaften sei über das große Thema „Europa“ bereits ausgiebig gesprochen worden, berichtet ihr Lehrer. Ob das Einfluss auf die Motivation der jungen Menschen hat, durch die Teilnahme an der Wahl mitzubestimmen? „Ich weiß es nicht“, sagt der Pädagoge.
Das Internet ist vor der Europawahl für junge Erwachsene sehr wichtig
Doch wie informieren sich junge Gesamtschüler über eine Wahl, die auch von Blankenheim so weit weg scheint? Durch Wahlplakate? Oder Wahlprogramme? Ein klares Jein. „Natürlich nehme ich die Wahlplakate wahr, die überall am Straßenrand hängen“, sagt Amy, die im Rahmen eines Stipendiums jüngst im EU-Parlament in Brüssel war. Direkten Einfluss auf ihr Kreuzchen hätten die Plakate aber nicht, sagt die 18-Jährige.
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Auch Robin schaut derzeit nach eigenem Bekunden immer wieder nach rechts und links. „Ich mag Wahlplakate von Parteien, die sich nicht ganz so ernst nehmen. Und auch ein wenig ironisch mit anderen Parteien umgehen“, sagt der Gesamtschüler.
Blankenheim: Humor bei Parteien ist für die Gesamtschüler wichtig
Seine Mitschülerin Lena schaut bei Wahlplakaten ebenfalls etwas genauer hin. „Ich mag die Reaktion auf ein Plakat der Grünen, die mit dem Slogan ,Opa, bitte wähl für mich` werben. Es gibt ein Plakat einer Partei, da steht dann ,Vorsicht Enkeltrick' drauf“, so die 18-Jährige. Wie viele ihrer Generation, nutzten die Gesamtschüler nach eigenem Bekunden vor allem aber das Internet nutzt, um sich über die Europawahl zu informieren. „Jede Partei hat ja ihr Parteiprogramm im World Wide Web“, so Robin.
Aber auch in den Sozialen Netzwerken seien viele Parteien unterwegs, um auf Stimmenfang zu gehen. Der 18-jährige Gesamtschüler hat zudem eine vermeintlich dunkle Macht des Internets ausgemacht. Zumindest nennt sich Alexander Prinz in seinem TikTok-Account „Der Dunkle Parabelritter“. Etwa 600.000 Follower hat er bei TikTok. Einer von ihnen ist Robin. „Er macht sehr viel rund um Politik. Das ist schon interessant“, erklärt er: „Influencer haben einen großen Einfluss auf uns junge Menschen.“
Und was hat noch Einfluss auf ihn? „Humor“, antwortet Robin, der seinen Favoriten in der Partei „Die Partei“ ausgemacht zu haben scheint. „Die Partei nimmt alles mit Humor. Das ist ein sehr großer Faktor. Ob die letztlich etwas können, sei dahingestellt, aber sie verkaufen sich nicht. Und stellen keine unrealistischen Wahlversprechen auf. Das hatten wir noch nie, glaube ich, dass eine Partei, die keine Ahnung vermittelt, so groß wird. Das ist ein neuer Punkt“, sagt Robin.
Seine Mitschülerin Amy hat keinen TikTok-Account. „Mir geht es nicht um die Meinung von anderen Menschen. Ich möchte mir meine eigene Meinung bilden“, sagt sie. Von Europa hat die junge Eifelerin eine hohe Meinung. „Natürlich ist nicht alles perfekt, aber unser Leben hier hat viele Vorteile gegenüber anderen Ländern“, führt sie aus. Deshalb sei es auch wichtig, zur Wahl zu gehen.
Mitschüler Fabio ergänzt: „Europa ist Demokratie und Meinungsfreiheit.“ „Europa ist etwas Positives“, führt Talisha aus. Und Lena sagt, dass für sie Europa vor allem Freiheit ist. „Wir können herumreisen, andere Kulturen kennenlernen. Das war vor vielen Jahren auch in Europa noch nicht so möglich“, sagt die 18-Jährige, die die Zeit vor dem Schengener Abkommen aber nur aus dem Schulbuch kennt. Am 14. Juni 1985 unterzeichneten die Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Belgien, Luxemburg und die Niederlande das Abkommen, das es ermöglichte die gemeinsamen Grenzen, ohne Passkontrollen zu überqueren.
Gemeinsam im Unterricht habe jeder für sich den Wahl-O-Mat zur Europawahl ausprobiert. Mit zum Teil überraschenden Ergebnissen: „Meine Ergebnisse haben so gar nicht zu meinen Vorstellungen gepasst“, sagt Talisha: „Es ist schade, dass manche Parteien so verpönt sind, obwohl sie gute Ansätze haben.“ Bei der 18-Jährigen seien „Die Linke“ und „Die letzte Generation“ als Wahlempfehlung herausgekommen. „Das ist beides so gar nicht meins, weil ich mich eher als konservativ bezeichne“, berichtet sie.
Europawahl: Wahl-O-Mat spuckt überraschende Ergebnisse aus
Auch bei ihren Mitschülern hat das Abstimmungstool überraschende und vor allem kleinere Parteien ausgespuckt. „Ich kannte die alle nicht“, so Robin, der sagt, dass von der Jahrgangsstufe der überwiegende Teil wählen gehen werde – nicht nur bei der jetzigen Europawahl, sondern auch bei der kommenden Kommunal- und Bundestagswahl.
Mit Wahlen im direkten Umfeld hatten die Gesamtschüler schon mehrfach Berührungspunkte. „Wir haben beispielsweise darüber abgestimmt, wohin unsere Abi-Fahrt gehen wird“, berichtet Mina.
Doch nicht nur in der Oberstufe der Gesamtschule ist Europa ein großes Thema. Auch in der 8b, einer Klasse, deren Schüler noch nicht bei der Europawahl mitmachen dürfen, ist es Thema. „Wir sind eine internationale Klasse“, erklärt Klassensprecherin Nora: „Das heißt, dass wir viel unterwegs sind, weil wir einige Partnerschulen haben.“
Blankenheimer Gesamtschule: Jahrgangsstufe 8 nimmt an Juniorwahl teil
Ihre Klasse nehme in diesem Jahr an der Juniorwahl teil, sagt die junge Eifelerin, und erklärt auch sofort, was das überhaupt ist: „Die Juniorwahl ist ein Projekt zur politischen Bildung in Schulen. Wir wählen also praktisch – ohne wählen zu dürfen.“
Im Unterricht habe man sich in den vergangenen Wochen intensiv mit Wahlen und Europa auseinandergesetzt. „Wir haben uns die einzelnen Parteien angeschaut“, sagt Nora, die mit ihren Klassenkameradinnen und -kameraden ebenfalls den Wahl-O-Mat ausprobiert hat. Ähnlich wie in der Oberstufe, fiel das Ergebnis sehr unterschiedlich aus. Es habe aber unheimlich viel Spaß gemacht.
Und auch in der Jahrgangsstufe 8 der Gesamtschule wird Demokratie nicht nur in der Theorie gelebt, sondern auch im Schulalltag. „Wir wählen jedes Jahr unsere Klassensprecherin oder unseren Klassensprecher“, sagt eine Schülerin: „Immer nach den Sommerferien.“
In der 8b gibt es zudem eine Klassenratsstunde – eine Stunde pro Woche leiten die Klassensprecher die Stunde, in der beispielsweise Probleme oder anstehende Termine angesprochen werden. „Zuletzt ging es mal um einen Termin und ein Ausflugsziel. Da haben wir dann alle gemeinsam drüber abgestimmt“, erklärt Schülerin Eva. Auch wenn die Stunde von Schülern geleitet werde, Lehrer hätten dennoch auch ein Stimmrecht. „Aber die Kollegen werden auch schon mal gerügt, wenn wir zu viel sagen“, berichtet Schulleiterin Eva Balduin mit einem Augenzwinkern.