Blankenheim60 Jahre alte Tanne aus der Eifel zieht vor Kölner Dom
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Blankenheim-Wald – Als die gewaltige Tanne am Haken hing und durch die Luft schwebte, wurde Roswitha Blum-Poensgen doch von ihren Gefühlen überwältigt und lief ins Haus, um sich erst einmal zu beruhigen. Die Tanne stand 60 Jahre lang in ihrem Garten. „Die ist so alt wie meine Tochter, die hat mein Mann noch selbst gepflanzt.“ Nun zieht sie um nach Köln. Dort soll sie auf dem Roncalli-Platz vorm Kölner Dom der Blickfang des Weihnachtsmarktes sein.
300-Tonnen-Kran stand nicht sicher
Der Baum ist für die 92-Jährige mit zahlreichen Erinnerungen behaftet. Dennoch freut sie sich, dass ihre Tanne bald vor dem Kölner Dom steht. Sie hatte eigens Freunde und Bekannte eingeladen, um das Fällen des Baums zu beobachten.
Im Garten neben ihrem Haus brannte in einer Eisenschale ein kleines Feuer, unter dem Dach eines Pavillons standen Kaffeekannen und belegte Brötchen für alle Beteiligten bereit.
Doch Roswith Blum-Poensgens Plan, Zuschauer und die Mitarbeiter der beteiligten Firmen unmittelbar vor der Baumfällung zum Frühstück zu versammeln, ging nicht auf. Denn der sechsachsige 300-Tonnen-Kran, der mit einem langen Ausleger bestückt ist und dann immer noch in 72 Metern Entfernung ein Gewicht von sieben Tonnen heben kann, stand nicht sicher auf der Altenburger Straße.
Suche nach geeigneten Tannen läuft das ganze Jahr
Die Abstützplatten versanken in der aufgeweichten Böschung. Das 72-Tonnen schwere Gerät, das vor dem Hebeakt zusätzlich durch weitere 96 Tonnen an Gewichten beschwert werden sollte, musste umgesetzt werden und ragte nun von der Altenburger Straße ein Stück in die B 258 hinein. Dazu musste es abgesichert werden. Zudem kündigte sich Regen an.
Unter den Zuschauern der Aktion war auch Birgit Grothues, Sprecherin des Kölner Weihnachtsmarktes. Für das Projekt hatte der Nettersheimer Alfons Steidl, der einen Baumdienst betreibt, das ganze Jahr über Ausschau nach einem geeigneten Baum gehalten. Im vergangenen Jahr hatte Steidl „den Baum“ bei Siegen entdeckt. Diesmal war ihm die Tanne in Blum-Poensgens Garten aufgefallen .
Komplette Mannschaft im Einsatz
Steidl war mit einer kompletten Mannschaft angerückt, denn das Vorhaben, den Baum heil von dem höher liegenden Grundstück auf die Straße zu heben, erforderte neben guter Planung auch umsichtige Helfer. Das Bad Neuenahrer Kranunternehmen Dieter Floßdorf war mit dem Autokran und zwei Tiefladern mit insgesamt 17 Achsen angerollt, in Wartestellung stand ein weiterer Sattelschlepper aus Oberhausen, mit dem der Baum aus der Eifel in die Domstadt gebracht werden sollte.
Fahrer Markus Pletsch war schon am Vortag angereist. Er hatte sein Gefährt auf der Altenburger Straße abgestellt und verlängerte den Sattelauflieger auf die Länge des Baumes .
Tieflader, Funkgerät und Hebetechnik notwendig
Alfons Steidl und sein Team machten sich derweil daran, den Baum abzusägen und heil auf den Tieflader zu bugsieren. Dazu leistete Peter van Loenen an den Joysticks in der Krankabine Millimeterarbeit. Behutsam ließ er den Kranhaken mit zwei Ketten von oben in den Baum, den Alfons Steidl kurz zuvor erklommen hatte. Der Chef des Baumdienstes befestigte die Kette selbst. Das Unterfangen, einen schönen Weihnachtsbaum in Köln abzuliefern, erforderte eben auch den exakten Sitz der Hebetechnik.
Wenig später setzte Sohn Florian, 23 Jahre alt, die Kettensäge an. Unterstützt von seinem Kollegen Peter Lücken sägte er den am Kranseil hängenden Baum ab. Es dauerte nur wenige Minuten, dann schwebte die Tanne in der Luft. Peter von Loenen stellte sie mit dem Kran sanft auf der kleinen Nebenstraße ab. Auf Funksprüche von Alfons Steidl hin kippte er den imposanten Baum langsam um und legte ihn auf zwei Böcken ab.
Bild von der Tanne am Roncalliplatz geht durch Europa
„Die Aktion ist zufriedenstellend verlaufen, Äste sind nicht abgebrochen“, zog Steidl nach geglückter Aktion eine positive Bilanz. Wenig später hatte das Team die Ketten neu positioniert. Nun schwebte die Tanne ein zweites Mal empor, damit unter ihr der Transporttieflader in die richtige Position gebracht werden konnte. Jetzt, so Steidl, müsse man nur noch sorgsam die Äste einbinden, damit der Transport die zulässige Breite nicht überschreite. Der künftige Kölner Weihnachtsmarktbaum wurde am Mittwoch erst einmal zwischengelagert. Am Donnerstagabend soll sich der Tross auf den Weg in die Kölner Innenstadt machen.
Der Kostenaufwand für die Baumfällung und den Transport ins Kölner Zentrum beläuft sich laut Birgit Grothues übrigens „auf einen fünfstelligen Betrag“. Die Investition mache sich aber bezahlt, weil das Bild vom Weihnachtsmarkt am Dom mit dem Baum am Roncalliplatz europaweit für die Domstadt werbe.