Benefizkonzert für Flutopfer„Nicht ein einziges mal an den Driss Zuhause gedacht“
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Bad Münstereifel – „Auf der Bühne zu stehen, war viel emotionaler, als ich mir das vorgestellt hatte. All die Menschen im Publikum zu sehen, deren Schicksal ich kenne. Ich musste sehr mit mir kämpfen, nicht in Tränen auszubrechen“, erzählt Ralf Kolvenbach. Der Schreiner trat mit der Iversheimer Gruppe „Musik am Bloch“ am Freitag beim Benefizkonzert auf dem Klosterplatz in Bad Münstereifel auf.
Konzert wurde innerhalb weniger Wochen organisiert
Das Konzert, bei dem knapp 20 regionale und überregionale Acts spielten, wurde in wenigen Wochen von einem Team rund um den Bad Münstereifeler Hannes Schöner von den Höhnern auf die Beine gestellt. Genau wie die Bands arbeiteten alle Helfer ehrenamtlich, auch Getränke (unter anderem „Flutwein“) und Catering gab es für die Zuschauer kostenlos.
Die Tickets wurden ausschließlich über Multiplikatoren in den einzelnen Dörfern verteilt. Denn das Konzert sollte explizit für Leute aus der Gegend sein, die entweder von der Flut betroffen sind oder geholfen haben, so Hannes Schöner.
Das Programm war absolut spektakulär. Neben regionalen Künstlern wie dem Eu-Semble, Rock on Wood und der Pipeband Weilerswist traten Bands auf, die man ansonsten eher beim Sessionsauftakt auf dem Alter Markt in Köln kennt: Bläck Fööss, Paveier, Höhner und Alte Bekannte (ehemals Wise Guys).
Beim Bläck-Fööss-Klassiker „En unserem Veedel“ fleießn Tränen
Doch Hannes Schöner ist wichtig: „Wir wollten hier nicht irgendeine Form von Karneval machen. Wir sind alle zusammengekommen, um ein paar Stunden Auszeit zu nehmen.“ Die emotionalen vergangenen waren den Zuschauern zwischenzeitlich anzumerken: Als sie sich beim Bläck-Fööss-Klassiker „En unserem Veedel“ untereinander einhakten und schunkelten, blieb kaum ein Auge trocken.
Das Lied hatte Hannes Schöner einige Tage nach der Katastrophe zu diesem Konzertabend inspiriert: „Eines Abends bin ich durch Bad Münstereifel gelaufen und habe mitbekommen, wie die Helfer, nachdem sie zwölf Stunden gearbeitet hatten, zusammen standen und das Bläck-Fööss-Lied gehört haben: ,Denn hier hält man zusammen, egal, was auch passiert.’ Da wurde mir schlagartig klar, was für eine große Kraft Musik hat, was das auch für ein Seelenbalsam ist in so einer großen Notlage.“
„Nicht ein einziges Mal an den ganzen Driss Zuhause gedacht“
Und so wurde neben den emotionalen Momenten, als zum Beispiel die virtuose Geigerin Lidia Streifling spielte, auch ordentlich gefeiert und bis spät in den Abend getanzt, etwa zu „Leev Marie“ von den Paveiern. „Es ist ein Abend der Lieder, der Worte und des Gedenkens“, so Hannes Schöner. „Alle wissen, wovon ihre Herzen voll waren in den vergangenen Wochen, und sie wissen auch, warum wir hier alle hingekommen sind.“ Das machte das Konzert trotz mehreren Hundert Zuschauern und teilweise strömendem Regen zu einem fast familiären Ereignis.
Abgerundet wurde der Abend mit einer professionellen Lichtshow und der abwechslungsreichen Moderation von Ralf Kramp und WDR-2-Moderatorin Gisela Steinhauer. Auf einer riesigen Leinwand wurde das Bühnengeschehen abgebildet und Bilder von den Helfern gezeigt. Unter anderem von Susanne Dengler, ebenfalls Betroffene der Flut: „Es war ein wunderschöner Abend. Wir haben viel gelacht. Und ich habe nicht ein einziges Mal an den ganzen Driss zu Hause gedacht.“