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Von Alfter bis SwisttalEs herrscht Katerstimmung bei den Karnevalisten nach Absage

Lesezeit 7 Minuten

Mit der „jecken Stadthalle“ startete der Saalkarneval im November in Rheinbach. Es könnte die letzte Sitzung für diese Session gewesen sein.

Die Karnevalisten im linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis sind traurig über die erneute Absage des Saalkarnevals. Doch bei aller Wehmut: Ein Fünkchen Hoffnung bleibt. Ein Überblick über die Lage in der Region.

Reaktionen in Alfter

„Traurig, traurig, traurig“, sagt die Vorsitzende des Ortsausschusses Volmershoven-Heidgen, Anja Frenkel. „Für uns alle ist das sehr emotional, dass wir schon wieder alles absagen müssen. Aber wir wissen, dass es keine andere Möglichkeit gibt.“ Damit wird es auch in dieser Session keine Prunksitzung des Damenkomitees „Herzblättchen“ geben. Doch nicht nur der Sitzungskarneval im Doppelort ist abgesagt, auch der Karnevalszug wird nicht durch die Straßen ziehen. „Wir wollten die Entscheidung darüber so lange hinauszögern, wie es geht. Doch nachdem Alfter seine Züge abgesagt hatte, fanden wir das auch vernünftig.“ Für das Dorf wäre es ein besonderer Lindwurm gewesen: Der Jubiläumszug zum 50-jährigen Bestehen des Ortsausschusses. Doch Anja Frenkel gibt sich optimistisch, dass alle anderen Veranstaltungen, die für 2022 geplant sind, stattfinden dürfen: „Spätestens Ende März wollen wir wieder feiern. Und Ende April gibt es dann statt des Zuges ein großes Dorffest zu unserem Jubiläum. Wir feiern dann 50 plus 1.“ Auch die „Herzblättchen“ wollen es in der Session 2022/2023 so richtig krachen lassen. Dann wird das Damenkomitee 70 Jahre alt.

Der Sportclub Volmershoven-Heidgen will auch nachfeiern. 2021 ist der Traditionsverein 100 Jahre alt geworden. Im Juni steigt dann eine Sportwoche unter dem Motto „100 plus 1“. Dirk Strunk hatte schon ein „ungutes Bauchgefühl“, was den Sitzungskarneval anbetrifft. „Wir haben immer gehofft, dass es schon geht, doch nun hat uns die Landesregierung die Entscheidung abgenommen“, erklärte der Vorsitzende des Festkomitees Alfterer Karneval. Mitgefühl hat er für die designierten Kindertollitäten, die eigentlich Mitte Januar proklamiert werden sollten: „Sie waren schon traurig genug, als wir die Züge absagten, jetzt bleibt ihnen wohl gar nichts mehr.“

Auch für die Alfterer Große Karnevalsgesellschaft ist die Entscheidung vom Dienstag bitter. Die Karnevalisten wollten am 29. Januar Prunksitzung feiern. Aber vielleicht gibt es doch noch ein wenig Fastelovendsstimmung: „Notfalls schnappe ich mir die beiden Kinder und fahre mit ihnen zum Spaß im Cabrio durch den Ort“, meine Dirk Strunk mit einem Augenzwinkern.

Der Karnevalsverein Tonmöhne hatte Glück. Er konnte im November noch Prunksitzung feiern. Für die KG „Grün-Weiß“ Alpenrose, dem zweiten großen Witterschlicker Karnevalsverein, sieht es schlecht aus. Christel Memering, Vorsitzende des Ortsausschusses, bedauert die Entscheidung aus Düsseldorf sehr: „Es ist sehr traurig, aber wir müssen uns dran halten.“ Vielleicht gibt es ja wenigstens in Witterschlick noch Hoffnung auf ein paar jecke Stunden: Der Karnevalszug ist noch nicht abgesagt, Gespräche laufen, die Entscheidung soll noch vor Weihnachten fallen. (fes)

Reaktionen in Bornheim

Gleich nach der Entscheidung in Düsseldorf am Dienstag wurde eine Sondersitzung mit den Ortsvereinen einberufen. „Dabei sind wir übereingekommen, dass wir in den nächsten Tagen eine gemeinsame Erklärung zum Thema abgeben“, berichtet Mertens Dorfgemeinschaftsvorsitzender Josef Breuer. Betroffen sind auch die Veranstalter wie Gastronom Ingo Pieper aus Rösberg. Herren-, Mädchen- und Kindersitzung waren bereits ausverkauft, die Vorbereitungen der Leckeren Rösberger Mäuschen liefen auf Hochtouren. „Jetzt müssen wir alles absagen“, sagt Pieper traurig. Das sei ein harter Rückschlag. Ab Freitag schließe er seine Gaststätte vorübergehend: „Die Gäste blieben zuletzt aus.“

„Es ist richtig schade“, sagte Höhner-Musiker und Wahl-Breniger Jens Streifling. Allerdings habe er selbst erlebt, wie sich vier der Bandmitglieder offenbar bei einer Karnevalssitzung mit dem Virus infiziert haben. „Insofern finde ich die Entscheidung richtig“, so Streifling. Jetzt müsste allerdings schnell geklärt werden, dass Karnevalsvereine, Entertainer und Künstler für ausgefallene Veranstaltungen beziehungsweise Auftritte eine Entschädigung bekommen. „Bisher ist es ja lediglich eine Empfehlung des Landes, auf Karnevalssitzungen in geschlossenen Räumen zu verzichten, und kein von der Politik festgesetzter Lockdown. Auch die „Höhner“ bekamen noch am Dienstag mehr als 100 Absagen von bereits fest gebuchten Auftritten.

„Wir haben eine Ausnahmesituation und deswegen müssen wir auch Ausnahmen zulassen“, sagt Streifling und empfiehlt, den Karneval auf Mai oder Juni zu verschieben. (mkl)

Reaktionen in Meckenheim

Mit der Proklamation von Soloprinzessin Johanna I. (Keßel) am 13. November in der Jungholzhalle hatte das Stadtsoldaten-Corps Meckenheim eigentlich signalisieren wollen, dass nach der Absage nahezu aller Veranstaltungen in der vergangenen Session endlich wieder gefeiert wird – und zwar unter Einhaltung der Corona-Schutzmaßnahmen. Um größtmögliche Sicherheit zu gewährleisten war außerdem geplant, jede Veranstaltung mit einer „plus“-Regel zu versehen. Das hätte bedeutet, dass nur negativ getestete Personen mitfeiern. Als am Dienstag die Absage des Saalkarnevals für die Session 2021/ 22 kam, nahm Stadtsoldaten-Kommandant Peter Klee es mit Haltung auf. Zumal noch unklar sei, ob der Straßenkarneval und die närrischen Umzüge stattfinden können. Darüber soll im Januar entschieden werden. Im Gespräch mit der Rundschau gab der Kommandant seiner Hoffnung Ausdruck, dass noch nicht alles verloren sei. Die Absage beziehe sich aus seiner Sicht auf kleine Räume. Es sei nicht erwiesen, dass die in der großen Jungholzhalle geplanten Veranstaltungen ausfallen müssen. Er betont, dass bei den Stadtsoldaten bisher noch nichts abgesagt worden sei: „Ich werde die Lage mit dem Vorstand besprechen.“ Gemeinsam soll geprüft werden, welche Veranstaltung betroffen sein könnten. Mit entsprechenden Hygienekonzepten könnte das ein oder andere möglicherweise doch stattfinden, hofft der Kommandant und weist auf die finanziellen Auswirkungen einer erneuten Absage hin. Die auftretenden Künstler stünden seit 2020 unter Vertrag: „Wenn wir die Veranstaltungen organisieren könnten, schon um den finanziellen Verlust zu minimieren, wäre uns das lieber“. Auch müsse in Erfahrung gebracht werden, ob ein Sonderfonds den Verlust möglicherweise auffangen könnte. Von der Absage betroffen wären die Saalveranstaltungen „Närrisches Biwak“ (16. Januar), „Große Sitzungs-Revue“ (22. Januar) und das Kinderkostümfest (23. Januar). (gvt)

Reaktionen in Swisttal

„Heute Morgen habe ich noch verkündet, dass alle Veranstaltungen der GroHeiKa stattfinden – und jetzt das!“ Manfred Lütz, Präsident der Großen Heimerzheimer Karnevalsgesellschaft (GroHeiKa), ist „geflasht“ von der überraschenden Entscheidung. Erst gestern habe er die notwendigen Verträge voller Optimismus unterschrieben, mit Entsetzen habe er dann die Entscheidung der Landesregierung und der Spitzen-Karnevalisten vernommen. Wobei ihn schon die Nachricht erreicht habe, dass es gar nicht zwingend sei, die geplanten Veranstaltungen abzusagen. Gestern war Vorstandssitzung, in der die Vereinsspitze die Situation noch einmal neu analysieren wollte. Aber die GroHeiKa werde sich auch nicht darüber hinwegsetzen, wenn alle anderen ihre Veranstaltung absagten, war er sich sicher. Deshalb fallen wohl die Prunksitzung am 21. Januar und die Damensitzung am 24. Februar ins Wasser. Insgesamt sieht Lütz es sehr kritisch, dass bereits zum zweiten Mal die Karnevalsveranstaltung abgesagt würden. „Die Session hat ohnehin sehr verhalten begonnen, und wir waren der Meinung, dass es mit 2G-plus ganz gut funktioniert. Jetzt befürchte ich, dass sich die Leute daran gewöhnen, dass diese Veranstaltung nicht mehr stattfinden und sich eine Alternative suchen.“ Vor allem für das Prinzenpaar Udo I. Und Sonja II. (Ellmer) tue es ihm leid, denn die könnten ihre Session nun nicht in vollen Zügen genießen. (jst)

Reaktionen in Rheinbach

„Als gebürtiger Kölnerin bleibt einem das Herz stehen, wenn man keinen Karneval feiern kann“, sagt Anja Zavelberg. Die Vorsitzende der Karnevalsgesellschaft Wormersdorf bedauert die Entscheidung, könne sie aber aus Gründen des Gesundheitsschutzes nachvollziehen. Sie könne aber nicht nachvollziehen, dass gleichzeitig Großveranstaltungen wie Fußballspiele und Konzerte weiterhin stattfinden könnten. „Das Vereinsleben bleibt jedenfalls bei uns in Wormersdorf auf der Strecke“, ist sie sich sicher. Auch die KG müsse nun ihre für den 8. Januar geplante Prunksitzung ebenso wie das Biwak eine Woche vor Weiberdonnerstag absagen. „Hoffen wir, dass unser Nachholkonzert mit den ,Räubern’ am 14. Mai über die Bühne gehen wird“, hat sie noch gewisse Zweifel, dass das für 2020 ursprünglich geplante und bereits 2021 verschobene Event tatsächlich stattfindet. Immerhin habe der Vorstand die Rückendeckung der Mitglieder für alle Entscheidungen, die er in diesem Zusammenhang trifft, weiß Zavelberg aus der vereinsinternen WhatsApp-Gruppe.

„Es wird immer schwieriger, die Leute zu motivieren“, weiß auch Norbert Höckendorf, der kommissarische Vorsitzende der KG „Bekömme Dich net dröm“ Oberdrees. Er hat von der Entscheidung, die Karnevalsveranstaltungen abzusagen, aus dem Radio erfahren und gleich bei der Stadt Rheinbach nachgefragt, wie sie die Sache sieht. „Ich bin mir zu 99 Prozent sicher, dass auch die Stadt sich nicht dagegenstellen wird und wir unsere Veranstaltungen absagen müssen – aber ein Prozent Hoffnung bleibt.“ Sowohl die große Sitzung am 22. Januar als auch der Kindermaskenball sind ebenso wie die Weibersitzung des Damenkomitees und die Warm-up-Party vor dem Zug noch nicht abgesagt, hängen aber am seidenen Faden. Besonders für das Prinzenpaar Dieter I. und Conny I. (Schürheck) sei die Entscheidung „ein Schlag ins Kontor“, weiß Höckendorf, der 2019/20 selber Prinz war. „Prinz Dieter wollte seinen Geburtstag am Karnevalssonntag auf dem Prinzenwagen feiern.“ (jst/idt)