Trauerfeier für Niklas P.„Im Glauben Trost schöpfen“
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Bonn – Nach den beiden Tötungsdelikten in Bad Godesberg – und vor allem nach dem Fall des am 7. Mai zu Tode geschlagenen Niklas P. – ist auch auf politischer Ebene eine Diskussion entbrannt, warum es gerade in diesem Stadtbezirk zu den schrecklichen Taten kommen konnte.
„Wir erleben unter manchen Jugendlichen ein Aggressionspotenzial, das immer unberechenbarer und zur Gefahr für alle Bürger wird“, hatte Dechant Dr . Wolfgang Picken gewarnt. Der Bürger-Bund Bonn (BBB) sagt: „Der Stadtbezirk ist nicht sicher.“ Zur Begründung verweist er auf rund 6000 Straftaten, die in Bad Godesberg im Jahr 2015 verübt worden seien. Und darauf, dass viele Bürger und Geschäftsleute private Wachdienste beschäftigten.
Videoüberwachung soll wieder zur Diskussion stehen
Das Thema Gewalt kommt inzwischen auch bei Veranstaltungen zur Sprache, die eigentlich einen anderen Schwerpunkt besitzen. So wie beim Treffen der Volkshochschule Bonn zur Stadtentwicklung in Bad Godesberg.
Einen Tag danach erhob die Ratsfraktion des BBB Vorwürfe gegen Bezirksbürgermeisterin Simone Stein-Lücke. Konkret schreibt BBB-Ratsherr Marcel Schmitt in einer Pressemitteilung, Stein-Lücke habe festgestellt, „dass Frau ohnehin nicht mehr nach Einbruch der Dunkelheit unterwegs sein sollte. Das würden Frauen bereits mit der ,Muttermilch’ aufnehmen“.
Stein-Lücke weist diese Darstellung auf Nachfrage entschieden zurück. „Das habe ich nie gesagt. Ich habe festgestellt, dass die Fußgängerzone ab 19 Uhr wie ausgestorben ist. Hinzu kommt, dass eine Frau niemals allein nachts durch Parks oder schummrige Unterführungen gehen will.“
Für die Bezirksbürgermeisterin ist die Verbesserung der gefühlten Sicherheit in Bad Godesberg wichtig. Sie sei momentan ins Wanken geraten. Mit Maßnahmen wie einer stärkeren Beleuchtung oder dem Rückschnitt von Hecken könne kurzfristig gezeigt werden, dass etwas passiert. „Wir sollten auch die Videoüberwachung neu diskutieren. Dieser Wunsch wird häufig an mich herangetragen“, so Stein-Lücke, die Richtung BBB-Ratsherr Schmitt zurückschießt: „Das Gehör von Schmitt scheint ihn mit der Zeit im Stich zu lassen.“
Details zur Trauerfeier von Niklas P.
Unterdessen hat Dechant Picken weitere Details zur Trauerfeier und Beisetzung von Niklas P. am heutigen Samstag in St. Marien mitgeteilt. Die Kirche ist ab 10 Uhr geöffnet. Der Gottesdienst beginnt um 11 Uhr. Vor dem Altar werde der Sarg von Niklas stehen, mit weißen Lilien geschmückt. „Alle sind eingeladen zu kommen, um im Miteinander und im Glauben Trost zu schöpfen“, sagt Picken. Die Marienkirche gehöre zu den größten Kirchen des Erzbistums Köln und bietet Platz für mehr als 600 Gottesdienstbesucher. Zudem sei eine Lautsprecherübertragung des Gottesdienstes auf den Kirchplatz vorbereitet.
Spenden
Bislang sind mehr als 10 000 Euro von Bürgern auf einem Sonderkonto eingegangen, das die Bonner Rechtsanwältin Gudrun Roth eingerichtet hat; sie vertritt die Familie von Niklas P.
Roth bat Spender gestern, vor einer Überweisung Kontakt per E-Mail (info@ra-kanzlei-roth.de) oder Telefon (0228 / 69 36 08) zu ihr aufzunehmen. Denn es gibt zwei Konten: Eines zur Erhöhung der von der Staatsanwaltschaft ausgesetzten Belohnung (3000 Euro), eines für Spenden für die Familie.
Potenzielle Spender würden von ihr per Mail mehr Informationen bekommen. Unter anderem müssen Spender zur Erhöhung der Belohnung mitteilen, was mit dem Geld passieren soll, wenn es nicht zur Auszahlung kommt. (csc)
Hauptzelebrant und Prediger der Messfeier ist Dechant Picken. Er begleitet die Familie. Weihbischof Ansgar Puff wird in Vertretung des Erzbistums Köln und des Kölner Erzbischofs dem Gottesdienst beiwohnen. Die Exequien würden mit einem Lied des Bonner Rapp-Musikers „Djaspora“ beginnen. Der junge Künstler senegalesischer Abstammung habe das Lied am Todestag von Niklas komponiert und ins Netz gestellt.
„Dieser Song hat die Familie und auch mich sehr berührt. Er bringt auf einfühlsame Weise ins Wort, was gegenwärtig viele bewegt. Deshalb ist das Lied ein guter Einstieg in die gemeinsame Feier“, sagt Picken. Im Mittelpunkt der Messfeier wird die Textstelle aus dem Lukasevangelium stehen, in der von der Auferweckung des Jünglings von Nain die Rede ist. Jesus erweckt in dieser Erzählung den einzigen Sohn einer Witwe zu neuem Leben. Dabei spricht er: „Junger Mann, ich sage Dir, steh auf!“
Nach der Heiligen Messe wird der Sarg von Niklas in einer Prozession zum Burgfriedhof überführt. Das Geleit solle in Stille erfolgen. Zum Abschluss der Beisetzung werde das Lied „Never forget you“ von Zara Larsson erklingen. Es sei das letzte Lied, das Niklas wenige Stunden vor seinem Tod auf seiner Homepage gepostet habe. Dabei würden Tauben zum Himmel aufsteigen.