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Missbrauchsfall im ErzbistumMichael Schenk hofft auf Aufklärung

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Erzbistum_Koeln

Symbolbild

Bonn – Einerseits, sagt Michael Schenk, sei das Proklamandum, das am Wochenende in den katholischen Kirchen am Ennert über seine Missbrauchsbeschuldigung gegen einen verstorbenen Pfarrer verlesen wurde, für ihn eine Genugtuung gewesen. Wie die „Anerkennungszahlung“, die das Erzbistum Köln ihm 2019 gab, sei diese Kanzelerklärung „das Siegel darauf gewesen, dass sie mir heute endlich in Köln glauben.“

Erzbistum ruft per Proklamandum Zeugen auf sich zu melden

Wie berichtet, bezeugt der 52-jährige Therapeut, dass er als Kind in den 1970er Jahren von dem Bonner Pfarrer im Bergischen Land sexuell missbraucht worden sei. Das verlesene Kölner Proklamandum forderte nun in den Wochenendgottesdiensten mögliche Zeugen und mögliche weitere Betroffene auf, dem Bistum „bei der Klärung und Aufarbeitung“ des Verdachtsfalls zu helfen.

„Vermutlich werden aber unter Corona-Umständen nur wenige Kirchenbesucher diesen Text von der Kanzel gehört haben, sodass sich kaum jemand meldet“, befürchtet Schenk. Es sei eine schriftliche Veröffentlichung notwendig. Die ist nun am Dienstag auf der Homepage der Pfarreiengemeinschaft Am Ennert veranlasst worden.

Pastoralteam schreibt von Bestürzung und Scham

Dort schreibt das Pastoralteam von Bestürzung und Scham, dass der Betroffene diese „fürchterlichen Erfahrungen“ machen musste. Man unterstütze die Aufklärung des Falls nach Kräften, stehe aber auch fassungslosen Gemeindemitgliedern für Gespräche bereit. Er könne den Schmerz vieler Beueler verstehen, die nicht glauben wollten, dass ihr ehemaliger Pfarrer schuldig sein könnte, erklärt Schenk. „Das ist eine normale Reaktion.“

Andererseits bezeichnet Schenk den Proklamandumstext als unvollständig. Er war bis 2002 selbst Priester des Erzbistums. Dann, als die Missbrauchserfahrungen aus der Kindheit wieder hochkamen, sei er schwerstkrank von Joachim Kardinal Meisner wegen angeblichen Ungehorsams suspendiert worden. Meisner habe ihm gegenüber Missbrauch abgetan mit: „Ach so etwas mit Männern, da steht man doch drüber.“

Seine Existenz sei zerstört gewesen, sagt Schenk. „Da musste ich mir mein Leben erst wieder zusammenbauen.“ Geholfen, nicht unterzugehen, hätten ihm weitere Therapien und „mein unerschütterlicher Glaube an die Botschaft Jesu.“

Schenk wechselte zur Altkatholischen Kirche. Jetzt hoffe er auf die Aufklärung der Missbrauchsfälle. „Ich erhalte unglaublich viele Reaktionen, von Bestürzung über Schock bis hin zu Worten der Solidarität, aber auch der Ermutigung“, sagt der 52-Jährige.

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Andererseits gehe es ihm um die „Wiederherstellung meiner Ehre während meiner aktiven priesterlichen Dienstzeit durch eine öffentliche Rehabilitation.“ Und dann wünsche er sich ein Ende von, wie er sagt, institutionellem Machtmissbrauch im Erzbistum. „Das heißt von Vertuschung, die Übergriffe begünstigt und dadurch lieber den Missbrauch als Ausrutscher betrachten will. Das zeigt mein Fall exemplarisch.“

Das System Kirche habe verlernt, den Schmerz, den es selbst verursache, zu heilen, meint Schenk. Es zähle nur das System, der einzelne Mensch zähle nichts. „Erst wenn die Kirche tief bereut und bekennt, dann kann ich verzeihen.“