Rheinbach – Bis Ende November war es für Melanie I. (Saftig) eine ganz normale Session. „Ich hatte jedes Wochenende mehrere Termine, alles lief wie geplant, ich war wirklich glücklich“, erinnerte sie sich. Bei einer privaten Party am 30. November trat sie ein letztes Mal in ihrem blau-weißen Ornat auf, danach begann planmäßig die alljährliche „Weihnachtspause“, die am 2. Januar mit einem Prinzenempfang enden sollte. Doch so weit kam es nicht, denn am 14. Dezember gab es vom Kölner Karnevalspräsident Christoph Kuckelkorn die Empfehlung, wegen der Corona-Pandemie auf sämtliche karnevalistische Veranstaltungen zu verzichten. Die Session war praktisch vorbei.
Prunkwagen ist schon reserviert
Eigentlich wäre am 14. Januar ihr Prinzessinnenempfang in Wormersdorf gewesen. Die Einladungen seien schon verschickt gewesen, auch für den anschließenden Kneipenbummel, habe dann aber abgesagt werden müssen, bedauert die Prinzessin. Auch der Rosenmontagszug in Wormersdorf falle dieses Jahr aus, doch der Prinzessinnenwagen sei schon für die nächste Saison samt Traktor und Fahrer reserviert, schmunzelt Chefadjutant Leo Mauel.
Schade sei nur, dass nicht alle Tollitäten der aktuellen Session auch im nächsten Jahr wieder dabei sein, „da habe ich schon ein weinendes Auge, denn wir sind eine sehr eng befreundete Truppe geworden.“
„Ich war total überrascht von der Entscheidung, das war wie ein Nackenschlag. Ich war wütend, traurig, entsetzt und sauer zugleich“, sagt sie im Gespräch mit dieser Zeitung. Sie habe das Ganze erst einmal verdauen müssen. Zugleich startete aber auch die Überlegung, wie es mit ihrer Tollitätenzeit weitergeht. „Zum Glück signalisierten die für die kommende Session vorgesehenen Wormersdorf Tollitäten noch am gleichen Tag, dass sie ihre Amtszeit um ein Jahr verschieben“, freut sie sich über die spontane Entscheidung ihrer Nachfolger.
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So startet Prinzessin Melanie I. am 11. November noch einmal als Wormersdorfer Tollität in die Session. „Ich werde noch einmal mein Glück versuchen“, schmunzelt sie und klopft dreimal auf Holz. Allerdings gibt es dann nicht noch einmal eine Proklamation, sondern lediglich eine „Neustart-Party“. Eigentlich hatte sie sich die Session 2021/22 aus gutem Grunde ausgesucht, denn vor genau zehn Jahren war sie an Leukämie erkrankt, mittlerweile habe sie die Krankheit aber besiegt. „Ich wollte den Schicksalsschlag ins Positive wenden und mich darüber freuen, dass ich meinen Traum, einmal Prinzessin zu sein, doch noch erleben darf. Doch andererseits sei die kommende Session aus karnevalistischer Sicht ja sogar noch besser geeignet, denn dann ist das ganze elf Jahre her, ein närrisches Jubiläum also.“
Der Karneval habe ihr in der schweren Zeit immer Kraft gegeben und positive Erlebnisse beschert. Deshalb wolle sie vielen anderen Menschen Freude bringen und schöne Erlebnisse bescheren, dabei auch noch das Brauchtum und die Tradition hochhalten. Sie hofft jedenfalls, dass zur nächsten Session die Normalität wiederhergestellt sein wird, befürchtet aber, dass Karneval anders sein wird als vor Corona: „Aber anders muss ja nicht schlechter sein.“ Bis dahin hängt das Ornat bei ihrer Mutter Sybille Mauel im Schrank, denn schließlich ist sie auch ihre Adjutantin.
Karneval half über schwere Zeiten hinweg
„Mittlerweile musste ich das Ornat sogar an einigen Stellen enger nähen lassen“, aber das nehme sie gerne in Kauf. Bei ihrer Mutter sind auch die Sessionsorden, die Pins und Tollitätenschals sowie das Wurfmaterial für den Karnevalszug deponiert. Ihr Vater und Chefadjutant Leo Mauel weist darauf hin, dass die Orden nicht geändert werden sollen, und das nicht nur aus Kostengründen, „sondern auch, weil diese Orden etwas ganz Besonderes sind, denn sie gelten ja für eine Doppelsession mit dem Jahr 2022 als Verbindungsstück.“