Bonn – Das große Ganze soll in den Blick genommen werden – so wünschen es die Organisatoren der ersten Leitbildkonferenz für Bad Godesberg, die Visionen für die Zukunft des südlichsten Bonner Stadtbezirks erarbeiten soll. Doch beim Auftakt am Donnerstagabend in der Stadthalle zeigte sich, dass der Fokus vor allem auf Alt-Bad Godesberg und weniger auf den zwölf anderen Ortsteilen liegt.
Das fing schon im Foyer an. Dort waren zwei Stände mit Luftbildkarten Bad Godesbergs aufgestellt worden, und die rund 400 Besucher konnten markieren, was ihnen wo gefällt oder nicht gefällt. Die meisten roten Punkte für „gefällt nicht“ wurden auf die Innenstadt geklebt, ein paar gelbe „Gefällt“-Punkte pappten auf dem Villenviertel oder irgendwo im Grünen. „Das ist doch nicht schön“, sagte eine Frau, die zur Farbe Rot gegriffen und sie auf die Koblenzer Straße geheftet hatte.
Handlungskonzept für bis zu 20 Jahre soll erarbeitet werden
Oberbürgermeister Ashok Sridharan, der die Konferenz eröffnete, hofft auf inspirierende Ideen, Stärken und Schwächen des Bezirks sollten aufgezeigt werden, um dann aus diesem Prozess bis Ende 2018/Anfang 2019 ein Handlungskonzept für die nächsten zehn bis 20 Jahre zu entwickeln. 80.000 Euro gibt die Stadt dafür aus, knapp einen Euro für jeden Einwohner Bad Godesbergs.
Die Regionalplaner Dr. Sven Wörmer und Barbara Zillgen vom Kölner Planungsbüro Dr. Jansen GmbH, das von der Stadt den Auftrag für die Entwicklung des Leitbildes bekommen hat, gaben in Statements einige Anregungen, woran die Bürger denken sollten, wenn sie ihre Ideen zur Zukunft ihres Stadtteils äußern. An neue Herausforderungen für Wohnen und Arbeiten durch zunehmende Flexibilität der Beschäftigten etwa, an die Veränderung der Nahversorgung durch den Onlinehandel, an neue Mobilitätsformen durch Elektroautos oder Car-Sharing, an eine alternde Gesellschaft – allein: Das Meinungsbild an den Pinnwänden konzentrierte sich auf die City sowie auf die in den vergangenen Jahren die öffentliche Wahrnehmung beherrschenden Themen Medizintourismus und innere Sicherheit.
„Kein arabisches Godesberg“ gefordert
„Strengeres Vorgehen gegen Intensivtäter“ wurde ebenso gefordert wie „kein arabisches Godesberg“ oder „kultureller Austausch statt Parallelleben“. Die Innenstadt solle sauberer werden, meinte ein anderer. Studentenheime sollten gebaut werden, um die Einwohnerschaft zu verjüngen; die Öffnungszeiten der Jugendzentren sollen den Wünschen der Besucher angepasst werden, die Hotelkapazitäten erweitert und die Mietpreise gesenkt werden. Schließlich kam auch das Godesberger Trauma zur Sprache, die Eingemeindung nach Bonn im Jahre 1969. Das müsse hinterfragt werden, notierte einer. „Genau! Wir sind die Katalanen von Bonn!“ stimmte ein Zweiter zu. Das klingt nach Abspaltung.
All diese Eindrücke werden die Regionalplaner nun auswerten und dann in Expertengesprächen diskutieren, bevor in einer weiteren Konferenz am 27. Juni ein erster Entwurf für ein Leitbild präsentiert wird. Mitgemacht werden kann seit Freitag auch im Internet.
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