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Zwei-Millionen-Euro-Projekt22-Jährige eröffnet Café im Königswinterer Bahnhof

Lesezeit 5 Minuten
Königswinter neues Café3

Das neue Café „Sarah’s Konditorei & Café“ im Königswinterer Bahnhof.

  1. Der denkmalgeschützte Königswinterer Bahnhof lag über sehr lange Zeit im tiefen Dornröschenschlaf.
  2. Sarah Schell erweckt mit „Sarah’s Konditorei & Café“ den Bahnhof am Sonntag zu neuem Leben.
  3. Wir durften exklusiv vor der Eröffnung schon einen Blick hinein werfen.

Königswinter – Die über Jahrzehnte vom Tourismus geprägte Drachenfelsstadt hat ein neues Eingangstor für seine Besucher, und zwar ein richtig schönes. Der Königswinterer Bahnhof, der über sehr lange Zeit im tiefen Dornröschenschlaf lag, wird am Sonntag zu neuem Leben erweckt. Dann eröffnet die 22-jährige Sarah Schell „Sarah’s Konditorei & Café“ in dem denkmalgeschützten Gemäuer am Rande der Altstadt.

Das Zwei-Millionen-Euro-Projekt sei „ein gemeinschaftlicher Traum von uns allen“, sagte ihre Schwester Aileen (24) namens auch ihres Vaters Oliver und ihrer Mutter Hedwig. Ihre Schwester Sarah sei schon mit 22 Jahren Konditormeisterin, ihre Mutter gelernte Konditorin und sie selbst sei zwar studierte Handelsmanagerin, backe aber ebenfalls seit ihrer Kindheit, berichtete Aileen Schell am Dienstag, als die Rundschau einen Blick in den komplett umgebauten Bahnhof werfen konnte.

Große Schiebetüren trennen die Räume

Vintage- und Landhausstil prägen die Einrichtung. „Viel Holz und viel Weiß, wir wollten es gemütlich“, sagte Aileen Schell. Der im Süden gelegene Flachbau bietet künftig rund 50 Menschen bei Veranstaltungen – wie Hochzeiten oder Geburtstagen – Platz. Daneben hat die Familie Schell eine kleine Lounge mit Sesseln geschaffen, die zur Bahnhofsallee hin gelegen ist. Die Toiletten, die sich früher hier befanden, sind auf die Bahnsteigseite verlegt worden. Große Schiebetüren, die an rustikale Scheunentore erinnern, trennen die Räume ab.

Im Hauptraum – also in der ehemaligen Bahnhofshalle – stehen eine große Theke, hohe und flache Tische, Stühle, Hocker und Bänke. An der Wand ein elektrischer Kamin, der diesem Zimmer den Namen gibt. Geprägt wird der Raum besonders von den großen Bleiglasfenstern, die im Rahmen der Gebäudesanierung ausgebessert und repariert worden sind und die beispielsweise den Wintermühlenhof und die Drachenfelsbahn zeigen. Von innen wurden Scheiben vor die Bleiglasfenster gesetzt. „Zur besseren Isolierung“, wie Sarah Schell erklärte.

Im nördlichen Teil des Gemäuers liegen die Betriebsräume, darunter eine Spülküche, eine Küche für die herzhaften Sachen, eine Backstube mit einem eigenen Bereich für die Herstellung veganer Produkte sowie eine Art Showroom, den die Familie laut Aileen Schell „Sahneraum“ nennt: Durch Glasscheiben können Kunden in dem klimatisierten Zimmer das Aufbringen beispielsweise von Tortendekorationen verfolgen. „Hier wird hauptsächlich mit Sahne gearbeitet“, sagte sie über den Ursprung des Namens.

Auch glutenfreie und vegane Kuchen gehören zum Angebot

Zum Angebot in „Sarah’s Konditorei & Café“ gehören natürliche Kuchen und Torten, darunter vegane und glutenfreie Sachen, Desserts, Eis und Pralinen, aber auch herzhafte Dinge wie Pizza, Crêpes, Salate und Suppen sowie ein Frühstück, das man sich selbst zusammenstellen kann. Wanderer und Ausflügler, die aus dem Siebengebirge zurückkommen, können statt Kaffee oder Cappuccino auch Wasser, Wein oder ein kühles Bier bekommen.

Millionen-Investitionen

Von der vor knapp zwei Wochen in Köln unterzeichneten Vereinbarung zur „Modernisierungsoffensive 3“ (die Rundschau berichtete) profitiert auch Königswinter. Deutsche Bahn (DB) und Nahverkehr Rheinland (NVR) investieren demnach im Rahmen der „MOF 3“ rund 7,2 Millionen Euro in den Bahnhof Königswinter. Davon sind 5,7 Millionen Euro Bau- und 1,5 Millionen Euro Planungskosten. Dafür werden laut NVR-Sprecher Holger Klein unter anderem die Bahnsteige auf 220 Meter verlängert, eine Rampe gebaut und das Bahnsteigdach erneuert. Am Bahnhof Niederdollendorf werden im Zuge der „MOF 3“ die Bahnsteige erneuert und verlängert, das Dach modernisiert und ein höhengleicher Zugang zur Heisterbacher Straße geschaffen. In Niederdollendorf investieren NVR und Bahn demnach 3,6 Millionen Euro (davon 2,9 Millionen Euro Baukosten).

Für den Bahnhof Bad Honnef (Mitte) sind laut NVR 4,9 Millionen Euro vorgesehen (davon 3,8 Millionen Euro Baukosten) unter anderem für eine barrierefreien Zugang, ein neues Bahnsteigdach (73 Meter lang) oder neue Sitzgelegenheiten. Der Bahnhof Rhöndorf, der durch einen Tunnel und einen Aufzug barrierefrei werden soll, wird laut Klein aus einem anderen Topf finanziert. (csc)

„Die Königswinterer freuen sich“, sagte Aileen Schell. „Wir haben schon viel positives Feedback bekommen, dass hier etwas passiert.“ Freuen dürften sich auch Rat und Verwaltung der Drachenfelsstadt, denn der Königswinterer Bahnhof war lange ein Sorgenkind. Schon 2004 hatte sie das Gemäuer (zum Zwischenerwerb) gekauft, musste allerdings bis 2012 warten, bis es entwidmet war.

2013 verkaufte die Stadt das Gebäude an eine Immobiliengesellschaft, die dort zeitweise das Jobcenter unterbringen wollte. Im Mai 2014 wurde der umgestaltete Bahnhofsvorplatz – ein rund 1,3 Millionen Euro teures Projekt der Regionale 2010 – freigegeben, auf dem durch eine Verschwenkung der Fahrbahn Platz für eine Außengastronomie geschaffen wurde, die Sarah Schell und ihre Familie nun verwirklichen.

Eröffnung sollte schon vor einem Jahr stattfinden

Tische und Stühle standen am Dienstag schon parat für die Eröffnung, während im Innern noch etliche Handwerker zu Gange waren. Anfang 2017 hatte Oliver Schell das Ende des 19. Jahrhunderts errichtete Gebäude gekauft und mit dem Umbau begonnen. Eigentlich sollte die Eröffnung schon vor einem Jahr sein, doch nach Angaben seiner Töchter waren die im Obergeschoss geplanten Wohnungen nicht zulässig, was neue Bauanträge nötig gemacht habe. Und dann habe man Handwerker suchen und finden müssen – bei der brummenden Baukonjunktur sicher nicht einfach.

Rund zwei Millionen Euro wurden laut Aileen Schell in Kauf und Umbau des Bahnhofes investiert. Neben den drei Familienmitgliedern (Mutter und Töchter) gibt es drei Festangestellte und etwa zehn Aushilfskräfte. Im normalen Betrieb hat das Lokal 130 bis 140 Sitzplätze, mit Eventraum und Außengastronomie kommt es auf rund 185 Sitzplätze. Zur Zielgruppe zählt die Familie – neben den Königswinterer Bürgern – Pendler, Ausflügler, Touristen und Wanderer, aber auch die Schüler der nahen Jugenddorf-Christophorusschule.

„Sarah’s Konditorei & Café“ ist über die nördliche Gebäudeseite und den Bahnsteig barrierefrei erreichbar. Die Eröffnung ist am Sonntag, 23. Juni, von 9 bis 18 Uhr. Die Öffnungszeiten: wochentags 7 bis 18 Uhr (mittwochs Ruhetag), samstags und sonntags 9 bis 18 Uhr.

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