Neuer Schweighöfer-FilmHunderte Bewerber kommen zum Casting nach Bad Godesberg
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Bonn – „Casting“ steht in dicken, schwarzen Lettern auf dem signalgelben Schild, das an der Eingangstür zum Kinopolis klebt. Im Flur des Bad Godesberger Lichtspielhauses knubbeln sich etwa ein Dutzend hoffnungsvoll angespannte Menschen. Sie alle haben eins gemeinsam: den Traum, einmal selbst über die Kinoleinwand zu flimmern, und sei es nur für ein paar Sekunden.
Und sie sind nah dran: Für den Schweighöfer-Film „Generation Beziehungsunfähig“ werden an diesem Tag rund 600 Komparsen und Kleindarsteller gesucht. „Wir hatten schon 190 Bewerber“, freut sich Gregor Weber von der verantwortlichen Agentur Eick am Samstagmittag – keine halbe Stunde nach Casting-Start. So groß wie beim Auswahlverfahren von „Babylon Berlin“ (lesen Sie hier mehr) voriges Jahr ist der Ansturm aber noch lange nicht: Etwa 6000 Menschen waren damals nach Bonn gekommen, um sich eine der vielen kleinen Rollen zu sichern.
Dreadlocks, Tattoos und Piercings sind erwünscht
Bevor es losgeht, bekommen die potenziellen Filmsternchen einen Fragebogen in die Hand gedrückt. Neben Name, Alter, Körpergröße und Wohnort sollen dort Tätowierungen und Piercings angegeben werden – die sind kein Nachteil, sondern sogar ausdrücklich erwünscht, genauso wie Bärte, Undercuts und Dreadlocks.
„Generation Beziehungsunfähig“: Die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Michael Nast beschäftigt sich mit den überhöhten Ansprüchen der jungen Generation bei der Partnersuche. Im Mittelpunkt der Komödie steht Micha, ein Langzeit-Single aus der Großstadt, der sich über soziale Medien in eine ebenfalls bindungsscheue Frau verliebt. Die Hauptrollen spielen Fredrick Lau („Das perfekte Geheimnis“) und Luise Heyer („Der Junge muss an die frische Luft“), Helena Hufnagel führt Regie.
Gedreht wird ab dieser Woche bis Anfang April in Köln und Bonn. Kinostart ist im März 2021. (mo)
Gefragt seien „moderne Trendsetter, Vertreter der Hipster-, Rockabilly- und Instastyle-Bewegung“ zwischen 18 und 40 Jahren, erklärt Weber. Die Statisten sollen hauptsächlich Gäste in Clubs, Szene-Bars und Cafés spielen. Auch erfahrene Kellner, Krankenpfleger und Bauarbeiter werden für die Dreharbeiten gesucht.
Frank Haas war schon bei RTL- und ProSieben-Serien dabei
Hipper Vollbart, tätowierte Arme, Nasenring: Frank Haas aus Lohmar kommt der Beschreibung der Produktion optisch schon recht nah. In Serien auf RTL und ProSieben lief der 41-Jährige vor Jahren schon als Statist durchs Bild. Ob er noch einmal Glück hat? Mit seiner Bewerbernummer, der P1038 lässt sich der Schweighöfer-Fan vor der Leinwand ablichten. Drei-, vielleicht viermal klickt der Auslöser, dann ist es auch schon vorbei. „Danke“, ruft der Mann hinter der Kamera, „der Nächste!“.
In der Schlange wartet Paula Meyer aus Düsseldorf, die blonden Haare unter einem Hut versteckt. Wie Haas hat sie bereits Erfahrung als Komparsin: In dem Spielfilm „Contra“ mit Christoph Maria Herbst, der im Oktober in die Kinos kommt, mimt die 20-Jährige eine Studentin im Hörsaal: „Das kommt dem Traum vom Schauspiel schon nah.“
Bis Mitte März will sich die Agentur melden
Einmal vor der Kamera zu stehen, davon träumen auch Nicolas Weiss (27) und seine Schwester Marah Brämm (23) aus Bad Godesberg. „Bisher haben wir uns noch nicht getraut“, gesteht Weiss, „dabei wollten wir schon immer einmal sehen, wie ein Film gemacht wird.“ Nach dem Shooting fängt die Regieassistenz besonders vielversprechende Kandidaten vor dem Ausgang ab – das können Leute sein, die skaten, tanzen oder speziell aussehen, verrät Regieassistentin Toni Braovac: „Gerade hatten wir zum Beispiel jemanden mit Kopf-Tattoo.“