Bornheim – Eigentlich sollte der barrierefreie Ausbau der Stadtbahnhaltestellen in den Bornheimer Rheinorten in diesem Jahr beginnen. Für erhöhte Bahnsteige hatten vor genau zwei Jahren schon rund 40 Senioren an der Herseler Haltestelle demonstriert, denn der Umbau würde es vor allem älteren Menschen oder Nutzern mit Handicap erheblich erleichtern, in die Bahnen ein- und auszusteigen. Das Projekt ist unstrittig, dennoch gibt es eine Verzögerung.
Es geht um den Schutz gefährdeter Arten, genauer um die Zauneidechse. Die Häfen und Güterverkehr Köln (HGK), die Gleisbetreiberin, habe „einen lückenhaften Bauantrag“ vorgelegt, sagen Naturschützer. Das stimmt nicht, gibt die HGK zurück, Schuldzuweisungen seien auch nicht hilfreich. Jetzt liegt ein Kompromissvorschlag auf dem Tisch.
Unterlagen nachgefordert
Die Kölner Bezirksregierung als für das Verfahren zuständige Behörde „musste Unterlagen nachfordern“, kritisiert Michael Pacyna, Vorsitzender des Landschafts-Schutzvereins Vorgebirge (LSV). Auch die Umweltverbände hätten belastbare Untersuchungen zum gesetzlich vorgeschrieben Schutz gefährdeter Arten von der HGK angemahnt. Hintergrund sind die im Gleiskörper der Linie 16 nachgewiesene Zauneidechse und mögliche Fledermaus-Quartiere in Bäumen. Es fehle eine Kartierung der geschützten Arten im Bereich der geplanten Zugangsrampen sowie die Ausarbeitung erforderlicher Ausgleichsmaßnahmen. Es drohe nun die Verschiebung des Baubeginns um mindestens ein Jahr. Denn so lange werde es dauern, bis eine weitere Expertise vorliege.
Keine zusätzlichen Flächen versiegelt
Eine artenschutzrechtliche Kartierung sei gar nicht gefordert gewesen, kontert HGK-Pressesprecher Christian Lorenz auf Anfrage. Erst nach der Anhörung der Träger öffentlicher Belange sei es um die Eingabe des LSV zur Zauneidechse gegangen. Die zusätzliche Forderung sei aus dem laufenden Verfahren hervorgegangen. Lorenz: „Wir bauen hier Bahnsteige höher, wir versiegeln keine zusätzlichen Flächen.“ Die HGK „ist sehr interessiert daran, den Ausbau zügig über die Bühne zu bringen“ und tue alles, „um dem Natur- und Umweltschutz gerecht zu werden“, betont Lorenz gegenüber der Rundschau. So unterstütze die HGK auch den Kompromissvorschlag, den der Landschafts-Schutzverein Vorgebirge und die NABU-Kreisgruppe Bonn gemeinsam mit dem Uedorfer Ortsvorsteher Bernd Marx unterbreitet haben: Ausgleichsflächen schaffen, statt auf eine „zeitraubende und kostenintensive detaillierte Untersuchung“ zu warten.
Ein Kompromiss ist gefunden
Alexander Heyd, Vorsitzender des NABU Bonn: „Die HGK legt in Abstimmung mit den Naturschutzbehörden tatsächlich in Nachbarschaft der Gleisanlagen Sand-, Stein- und Totholzhaufen für die seltenen auf dem Gleisschotter lebenden Zauneidechsen an und schafft für den baubedingten Verlust von Fledermausquartieren Ausweichquartiere.“ Ortsvorsteher und LSV-Mitglied Bernd Marx ergänzt: „Es käme dann zu keinen weiteren Verzögerungen beim barrierefreien Ausbau der Haltestellen, die HGK würde erhebliche Gutachterkosten sparen und dem von LSV und NABU geforderten Schutz der Zauneidechsen und der Fledermäuse wäre Genüge getan.“ Auch die Kölner Bezirksregierung kann mit dem Kompromiss leben. „Wir stehen dem Vorschlag positiv gegenüber“, hieß es auf Anfrage aus der Pressestelle.
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Zum weiteren Zeitplan: „Der Vorschlag basiert auf dem ,normalen‘ Genehmigungsverfahren und wird bei der Entscheidung berücksichtigt.“ Die Gegenäußerung der „Vorhabenträgerin“ wird von der Bezirksregierung an die Beteiligten weitergereicht. Danach könne zeitnah eine Plangenehmigung ausgesprochen werden. Die Ausführungsplanung muss aber noch gefertigt und das Projekt europaweit ausgeschrieben werden. Einen Baubeginn erwartet die HGK 2020 nicht mehr.