Bornheim – „Wir können die Leute doch nicht im Kalten sitzen lassen“, sagt der leitende Pfarrer des Sendungsraum Bornheim und Alfter, Matthias Genster. Das Beheizen der katholischen Kirchen im bevorstehenden Winter falle allerdings in die Verantwortung der jeweiligen Kirchenvorstände.
In Gensters Zuständigkeitsbereich gibt es 19 Kirchen und fünf Kapellen. „Sie alle zu beheizen kostet richtig viel Geld“, sagt der Geistliche. Trotzdem sei noch nicht geplant, Gottesdienste zusammenzulegen oder zu reduzieren. „Wir müssen erst einmal abwarten, wie kalt der Winter wird und wie sich die Gaspreise entwickeln“, sagt er. Mit allen Gremien liefen Gespräche.
Das Erzbistum Köln hat in einem Schreiben appelliert, die Kirchen in den kommenden Monaten gar nicht zu heizen. „Das Abschalten hat einen großen Effekt auf die Einsparung von Energie und Betriebskosten“, heißt es. Zwar sei auch der Diözese bewusst, dass die Kälte Auswirkungen auf die Ausstattung und die Orgeln haben könne, doch nur in Ausnahmefällen seien diese wirklich bedenklich.
Heizgeld lieber in Wärmeräume für Bedürftige stecken
Das eingesparte Geld empfiehlt die Diözese zum Beispiel für Bedürftige etwa mit dem Angebot von Wärmeräumen einzusetzen. Empfohlen wird sogar, die Kirchen nicht mehr feucht zu putzen, sondern nur noch Staub zu saugen und sparsam zu lüften.
„Wir können nur Empfehlungen an die Kirchengemeinden geben“, erklärt Lavinia Maria Michel von der Pressestelle des Erzbistums, über die Umsetzung müsste jede Kirchengemeinde für sich entscheiden. „Was wir uns leisten können, hängt im Wesentlichen auch davon ab, wie sich die Energiepreise in den kommenden Wochen und Monaten entwickeln“, so Pfarrer Genster.
Decken für den Gottesdienst
Auch in den Kirchen der Alfterer Mittelgemeinden werden die Heizungen in den Wintermonaten nicht angestellt – Heizkosten sparen ist auch dort angesagt. „Der Kirchenvorstand hat Decken angeschafft, so dass kein Besucher während des Gottesdienstes frösteln muss“, teilte Ilse Niemeyer mit. Sie liegen in den Eingangsbereichen aus.
Auf Grundlage eines Informationsschreibens der Diakonie Deutschland beschäftigt sich auch die evangelische Kirche mit Konzepten zum Heizen und Energiesparen. „Die Beratungen haben in dieser Woche hier bei uns erst begonnen“, berichtete Pfarrer Eckhart Altemüller aus Hemmerich. Anders jedoch als bei den Katholiken empfiehlt die Diakonie zum Beispiel: „Öffnen Sie die Räume!“
Vielleicht ließen sich zum Beispiel Gottesdienste und Wärmeangebote kombinieren. In dem Informationsschreiben heißt es unter anderem auch, dass möglichst für eine gastliche Atmosphäre gesorgt werden soll, mit einem Angebot an Kaffee und Getränken, aber auch Ansprechpartner, Dolmetscher und Spielmöglichkeiten für Kinder.
Jugendhilfeeinrichtung soll mehr als 1 Million Euro pro Jahr zahlen
„Wo Menschen wohnen und betreut werden, muss durchgehend geheizt werden“, betont Bruno Schrage, Referent für Caritaspastoral und Grundsatzfragen im Diözesan-Caritasverband. Zur Bewältigung der Energiekosten ihrer Einrichtungen haben die Caritas-Träger des Diözesanverbands zusammen mit vielen anderen Wohlfahrtsverbänden bereits beim Land Nordrhein-Westfalen um eine finanzielle Unterstützung gebeten.
Die Caritas ist laut Schrage Träger von Jugendhilfeeinrichtungen, Krankenhäusern, Altenheimen, Tagespflegeeinrichtungen, Behindertenhilfen und Kindergärten. „Die Energiekosten explodieren“, erklärt er. So habe er in seinem Zuständigkeitsgebiet zum Beispiel eine Jugendhilfeeinrichtung, die bisher jährliche Energiekosten in Höhe von etwa 100 000 Euro aufbringen musste. „Die sollen jetzt das Elffache vorauszahlen – mehr als eine Million Euro“, sagt er.
„Wir haben das Geld einfach nicht“
Die Zivilkommunen könnten sich lediglich beteiligen, die stünden mit ihren vielfältigen Einrichtungen ja vor demselben Problem. „Wir haben das Geld einfach nicht“, betont Schrage.
Das könnte Sie auch interessieren:
Ein weiterer großer Kostenfaktor seien die Fahrzeuge der ambulanten Pflegedienste der Caritas und der vielen anderen Dienste. Gerade im ländlichen Raum müssten die Mitarbeiter bis zu 100 Kilometer am Tag zurücklegen. Da summierten sich die Treibstoffkosten.
Die Pflegesätze würden immer für ein Jahr im Voraus festgesetzt, so dass die Träger die Mehrkosten für den Treibstoff zurzeit quasi selber aufbringen müssten. „Das alles ist ohne die Hilfe der Landes- oder Bundesregierung nicht mehr zu bezahlen“, betont Bruno Schrage und ergänzt: „Anderenfalls sehe ich die sozialen Gesundheitsträger bald reihenweise in Konkurs gehen.“