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Bad HonnefDLRG-Taucher üben im Himberger See für den Ernstfall

Lesezeit 4 Minuten

Im Himberger See suchten die Taucher bei der Übung nach einer Puppe. Die Aktion wird diese Woche fortgesetzt.

Bad Honnef – Dreimal ziehen bedeutet „rechts“: Kräftig zupft Uli Medenbach an dem gelben Seil in seinen Händen. Auf sein Kommando hin wandern die Luftbläschen, die in rund 20 Metern Entfernung aus der Mitte des Himberger Sees aufsteigen, etwas weiter nach rechts. Stück für Stück tastet Taucherin Svenja Monien dort den Grund des 1,5 Hektar großen Gewässers ab. In Ufernähe zieht ein Rettungsboot seine Kreise. Es läuft die Suche nach einer vermissten Person.

Wirklich ertrunken ist aber zum Glück niemand: Zu Übungszwecken hat die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) eine Kunststoffpuppe im Himberger See versenkt. Rund ein Dutzend Mitglieder der DLRG-Ortsgruppen Bad Honnef/Unkel, Eitorf und Lülsdorf, darunter zwei Tauchtrupps und mehrere Wasserretter, trainierten dort unter Leitung von Daniel Heuser, Einsatzleiter des DLRG Bezirks Rhein-Sieg, für den Ernstfall.

Mit der „Scheibenwischer-Methode“ zum Ziel

Über eine 50 Meter lange Signalleine ist Svenja Monien mit Uli Medenbach, Leiter der DLRG-Ortsgruppe Bad Honnef/Unkel, verbunden. Vom Ufer aus dirigiert der Signalmann die Taucherin per Leinenzugzeichen nach rechts und links. Bei jedem Richtungswechsel verkürzt er die Leine um etwa einen Meter. „Das nennt man Scheibenwischer-Methode“, erklärt Medenbach. Monien ist auf die Signale von außen angewiesen: „Das Schwierigste ist die Orientierung“, erklärt die 22-Jährige: Das Seewasser ist trüb und die Sicht so schlecht, dass sie am Grund des bis zu 15 Meter tiefen Sees ihre Hand nicht vor Augen sieht.

Schwer zu tragen haben Klaus Peter Baum und Svenja Monien bei der Tauchübung. Bis zu 50 Kilo wiegt die Ausrüstung.

Die zweite Herausforderung: das Tarieren. Die Honneferin trägt eine Weste, in deren Gurt sich sechs Kilo schwere Bleigewichte befinden. Indem sie Luft in die Weste einbläst oder ablässt, kann sie ihren Auf- und Abtrieb steuern. „Wenn man falsch tariert, kann es passieren, dass man wie ein Stein zu Boden sinkt oder zu schnell hochschießt“, erklärt sie. Nach rund 20 Minuten taucht die junge Frau wieder auf. Am Ufer steht Klaus Peter Baum schon in den Startlöchern. Der 64-Jährige komplettiert den dreiköpfigen Tauchtrupp, der aus Taucher, Signalmann und Reservetaucher besteht. Baum und Monien wechseln sich im 13 Grad kalten Wasser regelmäßig ab – denn das Tauchen an der Leine ist anstrengend und die Luft wird nach einiger Zeit knapp.

Monien hat ihre Ausbildung zur Rettungstaucherin noch vor sich, Baum ist dagegen bereits seit mehr als 30 Jahren in der DLRG aktiv und ein erfahrener Einsatztaucher. Bis zu 50 Kilo tragen die Taucher unter Wasser mit sich herum, weiß der Bad Honnefer: Zu Pressluftflaschen und Bleiweste kommen Kompass, Taschenlampe und ein Tauchcomputer am Handgelenk, der Luftdruck und Wassertiefe anzeigt. An diesem Tag werden sie nicht fündig: Nach rund eineinhalb Stunden brechen die Ortsgruppen die Übung ab.

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In dieser Woche soll die Suche im Himberger See aber weitergehen. Geplant ist eine weitere Übung, bei der die Taucher in einer Viererkette nach der Puppe suchen sollen, verrät Gudrun von Schoenebeck, Pressesprecherin der DLRG-Ortsgruppe Bad Honnef-Unkel.

Gefahr durch Wellenschlag

Drei Fragen an Daniel Heuser, Einsatzleiter des DLRG Bezirk Rhein-Sieg.

Herr Heuser, wieso kann das Baden in Flüssen oder Seen so gefährlich werden?

Durch den Schiffsverkehr auf Flüssen kommt es zu starken Strömungen und Wellenschlag, die man von außen oft gar nicht sieht. In stehenden Gewässern können pflanzenbewachsene Bereiche, Unrat und starke Temperaturunterschiede innerhalb weniger Meter gefährlich werden. Dazu kommen oft Selbstüberschätzung oder Alkoholgenuss. Wir appellieren daher, nur in bewachten Badeseen und auf gar keinen Fall im Rhein zu schwimmen. Eltern sollten ihre Kinder außerdem in Schwimmkursen anmelden.

Wie oft ist die DLRG pro Jahr im Einsatz?

Normalerweise rund 20 Mal im Jahr, im Rekordsommer 2018 waren es 35 Einsätze. Dabei arbeiten wir mit anderen Organisationen zusammen - zum Beispiel mit der Feuerwehr, die mit Sonargeräten Personen orten kann.

Wie hat die Corona-Pandemie die Arbeit der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft in der Region Rhein-Sieg verändert?

Wir mussten unsere Fortbildungen und Ausbildungen zunächst auf Eis legen und den Übungsbetrieb einstellen. Auch die Begleitung von Veranstaltungen, etwa Konzerten oder dem Rheinschwimmen, ist flachgefallen. Um in der Pandemie einsatzfähig zu sein, haben wir mit den Johannitern, dem Deutschen Roten Kreuz und dem Malteser Hilfsdienst zusammengearbeitet.