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400 Steiff-TiereVom Kinderzimmer in den Auktionssaal

Lesezeit 3 Minuten

Marianne Eßer, die Ehefrau des Auktionators Carsten Eßer, zeigt in der Stadthalle Steiff-Tiere, die zur Versteigerung aufgerufen wurden.

Bonn – Nur wenige Sekunden wird ein Bild von „Johannes dem Briefträger“ gezeigt, dann ist der kleine Bär mit der blauen Jacke und der Postmütze meistbietend verkauft – „zum Dritten an Bieter Nummer 125“. Ihm folgt Teddy-Kollegin „Christel von der Post“, für die ebenfalls innerhalb von Sekunden die goldgelben Schilder mit den Bieternummern hocheilen.

Am Samstag trafen sich in der Stadthalle in Bad Godesberg rund 150 Kuscheltier-Liebhaber, um bei der Steiff-Auktion des Wachtberger Auktionshauses „Teddy Dorado“ das eine oder andere Schnäppchen zu ergattern.

Eine Bieterin war Angela Naumann. Um ein paar neue Tiere für ihre Sammlung zu erstehen, ist sie aus Bad Münstereifel nach Bonn gekommen. „Die Leidenschaft zu den Steiff-Tieren kommt bei mir noch aus der Kindheit, damals haben mir meine Großeltern immer Kuscheltiere von Steiff geschenkt“, erzählte sie. Mittlerweile sammelt sie seit rund zwölf Jahren die Tierchen mit dem Knopf im Ohr und der gelb-roten Fahne. „Wenn ich schätzen müsste, würde ich sagen, ich habe so 60 Teddys und 50 andere Steiff-Tiere zu Hause“. Ihr Liebling ist ein Alpaka, „weil es einfach sehr schön ist“. Bei der Auktion hat sie einen Bernhardiner erstanden, mindestens ein weißer Dicky-Bär sollte noch dazukommen. „Der fehlt einfach noch in meiner Bärensammlung“, erklärte sie augenzwinkernd.

Während es im Auktionsraum fast vollständig still ist – einzig die Stimme von Auktionator Carsten Eßer ertönt immer wieder – herrscht im Besichtigungsraum reges Treiben. Inmitten all der Sammler, die ihre Stofftiere abholen möchten, und all den Tieren vom Teddy aus der Vorkriegszeit bis zur neuwertigen Schlange, saß hier auch Sabine Gefaeller. Die Bonnerin hat sich schweren Herzens noch einmal von Hase „Lulac“ verabschiedet, denn er wurde soeben ersteigert. „Ich habe Lulac 1964 zu meiner Konfirmation bekommen und ihn wirklich immer sehr gerne gehabt“, erklärte die Seniorin. Eine Zeit lang habe der Hase später bei ihr auf dem Sofa gesessen, – „doch mein Mann mag solche nachgemachten Tiere nicht, deshalb lag der Hase die letzten Jahre nur noch im Kleiderschrank“. Da habe sie sich gedacht, sie könne doch noch etwas Gutes damit tun und jemandem eine Freude machen. „Aber jetzt ist es schon traurig, dass er weg ist“, sagte sie mit Blick auf den lebensgroßen hellbraunen Hasen mit den Schlappohren und strahlend blauen Augen.

Carsten Eßer betreibt das Auktionshaus gemeinsam mit seiner Frau Marianne, welche die Organisation im Besichtigungsraum übernimmt. „Wir haben heute rund 400 Steiff-Tiere, die versteigert werden sollen. Am wertvollsten sind natürlich gut erhaltene Tiere aus der Vorkriegszeit, aber man kann auch Glück haben und für etwas Modernes wird hoch geboten“, erzählte sie. Zu den alljährlichen Auktionen kämen Kunden aus ganz Deutschland und den Nachbarländern, es gebe aber auch Fernbieter aus der ganzen Welt, berichtete sie. Neben Steiff-Tieren aller Art von der Giraffe über den Igel Mecki bis hin zum Eichhörnchen, gibt es auch Steiff-Puppen und einen Zwerg aus der Vorkriegszeit. „Einen wirklichen Höhepunkt kann ich gar nicht benennen – aber wir haben schon einige Tiere dabei, die im vier- bis fünfstelligen Bereich geboten werden“, schätzte Eßer.

Die nächste Auktion des Ehepaares findet am Samstag, 29. Juni, in Giengen an der Brenz, dem Sitz des Spielzeugherstellers (siehe Kasten), statt.Am Samstag, 26. Oktober, kann für Steiff-Tiere wieder in Bad Godesberg geboten werden.