Heute vor 30 Jahren tauchte Krokodil Sammy im Straberger See ab – Das Reptil füllte tagelang die Schlagzeilen und wurde Medien-Star des Sommers.
30 Jahre nach SammyAls die große Jagd auf das „Ungeheuer von Loch Neuss“ lief
Sein Herrchen wollte dem kleinen Kaiman mal etwas UV-Licht gönnen, an diesem heißen Sommertag – heute genau vor dreißig Jahren. Aus dem Ausflug mit Kaiman Sammy wurde eine der spektakulärsten Tiersuchen im Rheinland und eine klassische Sommerlochgeschichte dazu, die jeden Tag neue Blüten trieb. Nach einer knappen Woche konnte der Kaiman etwas unterkühlt, aber wohlauf von einem Taucher gefangen werden – und war da längst der Star des Sommers.
Rundschau-Redakteur Daniel Taab war damals Reporter im Rhein-Kreis Neuss und erfuhr eher beiläufig die Nachricht vom verschwundenen Sammy. „Bei einem anderen Pressetermin, ich glaube, es war bei den Wasserwerken, hieß es: Da ist ein Krokodil im Wasser.“ Der junge Reporter nimmt die Spur auf und ist, ebenso wie Michael Gorgs, Pressesprecher der Stadt Meerbusch und damals Redakteur für die NGZ, ganz nah dran. „Eigentlich hatten wir uns gut auf die nachrichtenarme Zeit vorbereitet, aber dann waren wir doch happy, als die Geschichte mit Sammy passierte.“
Tier fangen und beseitigen!
Der Straberger See, eigentlich ein beliebtes Abkühlungsziel für Familien wird buchstäblich zum Sommerloch. Als die Polizeimeldung kommt, dass ein Krokodil am See ausgebüxt sei, wird der Baggersee abgeriegelt. Die Suchaktion beginnt. Wie Sammy überhaupt an den See kam, erfahren die besorgten Bürger aus den Medien, die sich in den folgenden Tagen rund um den See einfinden. Der Halter Jörg Z., ein junger Mann aus Grevenbroich, erinnert sich Taab, hatte Sammy an einer Leine spazieren geführt. Dann hatte sich der kleine Alligator beim Baden losgerissen und war im See abgetaucht. Zunächst gab es wenig Mitleid mit Krokodil und Halter, ergänzt Gorgs. „Es hieß von offizieller Seite: Tier fangen und beseitigen!“ Polizei, Feuerwehr, Ordnungsamt und andere Einsatzkräfte sichten tagelang das Ufer, Fotografen und Kamerateams aus dem In- und Ausland beziehen Stellung rund um den See.
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Taab erinnert sich an einen traurigen Halter: „Ich habe bei ihm auf dem Sofa gesessen und er hat von Sammy erzählt.“ Wie er Sammy nach der Sonnendusche baden ließ, das Reptil getaucht sei und er es wieder habe hochziehen wollen, als die Leine riss. In einem Fernsehinterview bei RTL fasste Z. sichtlich berührt, das Malheur so zusammen: „Ich noch hinterhergesprungen, mit den Händen gesucht, aber da war er schon weg.“ An anderer Stelle äußerte sich fast schon martialisch ein Ordnungsamt-Mitarbeiter dazu, wie ein Krokodil zuschnappe, wenn es in einer Stresssituation komme: „Nicht so wie ein Hund – dass es rein beißt, sondern es nimmt gleich Gewebe raus. Es ist also sehr gefährlich. Da sind dann also gleich Fleischbrocken weg.“
So wird in diesen Julitagen 1994 aus dem damals noch kleinen 80 Zentimeter langen Kaiman eine Bestie, das „Ungeheuer von Loch Neuss“. Von Schlauchbooten aus, mit Schleppnetzen, Keschern und Ködern versuchen die Krokodiljäger Sammy einzufangen. „Und dann kam der Schießbefehl“, erinnert sich Gorgs. „Das Tier sollte raus, egal wie.“ Doch alle Versuche, den Kaiman im Wasser oder an Land zur Aufgabe zu zwingen, schlagen zunächst fehl. Tag und Nacht wird gesucht – auch mit Scheinwerfern, weil man hofft, dass das Licht sich in Sammys Augen an der Wasseroberfläche reflektieren und ihn sichtbar machen würde. „Dann hieß es, man habe das Tier getroffen“, so Gorgs und muss lachen. „Und dann wurde Sammy am nächsten Tag doch wieder gesehen.“
Sammy muss leben
Ab der Mitte der Suche verändert sich die öffentliche Wahrnehmung. Aus der Bestie wird der Liebling der Medien. Jeden Tag berichten Medien Neues. Sammy bekommt eigene Zeitungsrubriken wie die ‚Echsen-Splitter‘, ein Fanclub gründet sich, Vereine und Wissenschaftler verlangen, sein Leben zu schonen. NRW-Innenminister Herbert Schnoor (SPD) schaltet sich ein und verlangt: „Sammy muss leben!“
Am 15. Juli gelingt es einem Taucher, den Kaiman zu fassen. Überglücklich nimmt sein Herrchen das erschöpfte Tier entgegen. Daniel Taab hat den Moment vor Augen: „Ich bin für dieses Foto auf einen Container geklettert, habe die Szene von oben festgehalten. Das Bild wurde dann sechspaltig gedruckt!“ Sammy wird im Kölner Zoo aufgepäppelt, kommt dann in Sachsen und später in Hessen in ein Gehege. 2013 stirbt das Reptil– da immerhin stattliche anderthalb Meter lang.