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Vom Aushilfsfahrer zum Chef

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BERGISCH GLADBACH. Sie heißen Mehmet, Alexander oder Vassili, und sie gelten immer noch als Ausländer, obwohl teilweise schon ihre Großeltern als „Gastarbeiter“ nach Deutschland gekommen sind. Ihre Lebensperspektiven sind oftmals nicht die besten: „Vielen Migranten der dritten Generation fehlt der Vorteil der Zweisprachigkeit, weil sie die Sprache ihrer Vorfahren nicht mehr richtig lernen“, sagte gestern Johannes Stegerhütte, der in Vertretung für seinen Chef, Regierungspräsident Jürgen Roters in das Berufskolleg Bergisch Gladach gekommen war.

Dort fand am Mittag ein Aktionstag statt, bei dem junge Leute mit Migrationshintergrund motiviert werden sollten, ihr Leben in die eigene Hand zu nehmen und sich nicht hängen zu lassen. Um das zu erreichen, stellten sich mehrere Unternehmer ausländischer Abstammung quasi unter dem Motto „Seht her, wozu ich es gebracht habe“ vor.

Da war zum Beispiel Nevzat Ihrac: Geboren 1951 in der Türkei, kam er nach dem Abitur 1971 nach Deutschland und studierte Paläontologie und Geologie. Da er in der Wissenschaft nicht unterkam, arbeitete er sich langsam vom Aushilfsfahrer zum Unternehmer hoch. Seit 1998 ist er Inhaber der Gladbacher Spedition Transport Service GmbH, die Güter zwischen Deutschland und der Türkei transportiert.

Als Arbeitgeber ist Ihrac in seiner Branche auf Mitarbeiter angewiesen, die beide Sprachen beherrschen. Für die jungen Leute, die ihm zuhörten, hatte er einen guten Rat: „Man darf nie aufgeben. Wenn man sich etwas zum Ziel gesetzt hat, sollte man es auch bis zum Ende führen.“

Dem konnte sich sein Landsmann Necati Dogan nur anschließen. Dogan kam 1980 als 14-Jähriger ohne Sprachkenntnisse nach Deutschland und machte eine Lehre als Kfz-Mechaniker. Heute hat er ein Feinkostgeschäft. Verlorene Zeit sei die Ausbildung dennoch nicht gewesen, er habe viel fürs Leben gelernt. „Unternehmer suchen Leute, die fleißig, motiviert und engagiert sind“, pries der Gladbacher Türke die richtigen Tugenden fürs Berufsleben.

Der Grieche Christos Vaiopoulos, der mittlerweile drei Reisebüros in Bergisch Gladbach, Neuss und Solingen besitzt, nannte gestern noch eine weitere Eigenschaft: die Bereitschaft zur Weiterbildung - wobei sowohl diese als auch die anderen Tugenden ja eigentlich unabhängig von Abstammung, Nationalität oder oder Alter gelten.