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Niederbergers Demonstration: „Vielleicht das beste Spiel”

Lesezeit 4 Minuten

München – Mathias Niederberger wollte einfach nur den schönen Moment genießen. Gedanken an seine Zukunft ließ der 29 Jahre alte Nationalkeeper nach seiner zweiten Meisterschaft in der Deutschen Eishockey Liga nicht zu.

„Das ist keine Frage für jetzt”, sagte der überragende Torhüter, der seine Eisbären Berlin mit atemberaubenden Paraden und Reflexen zum entscheidenden 5:0 in der DEL-Finalserie beim EHC Red Bull München geführt hatte.

Goalie macht den Unterschied

Dabei stand der Düsseldorfer bei seinen Worten im goldenen Konfettiregen für den Titelverteidiger genau dort, wo er nach noch unbestätigten Informationen in der kommenden Saison spielen wird - in München. „Er war der große Unterschied, keine Frage”, lobte daher auch EHC-Coach Don Jackson lächelnd. Niederberger hatte allen Beteiligten spektakulär demonstriert, warum der finanzstarke Club des österreichischen Brause-Imperiums ihn zur neuen Saison haben wollte.

„Es war schon mit das Beste, was ich gespielt habe. Und das zum passenden Zeitpunkt”, sagte Niederberger selbstbewusst. Sein Trainer Serge Aubin meinte: „Das war vielleicht das beste Spiel, das ich jemals von ihm gesehen habe.” Auch Münchens Keeper Henrik Haukeland dürfte geschluckt haben. Denn bis zur Finalserie galt der während der Saison nachverpflichtete Norweger als formstärkster Keeper der Liga.

Dann drehte Niederberger auf und kassierte in den letzten drei Finalspielen im Schnitt bei einer überragenden Fangquote von 97 Prozent nur noch 0,78 Gegentore pro Spiel und machte klar: Der beste deutsche Torhüter außerhalb der NHL ist auch der beste DEL-Keeper.

München wartet auf den Titel

In der Tat könnte die Verpflichtung Niederbergers der Mosaikstein sein, der dem EHC zur ersehnten vierten Meisterschaft noch fehlt. Auf die warten die Münchner trotz großem Aufwands nun seit 2018. Als Niederberger schweren Herzens 2020 seinen Heimatclub Düsseldorfer EG gen Berlin verließ, wurde aus den Eisbären wieder ein Spitzenteam. 2021 folgte nach zuvor acht titellosen Jahren für die Berliner wieder eine Meisterschaft. Dem Vernehmen nach findet nun ein Tausch statt: Haukeland soll in der kommenden Saison im Berliner Tor stehen.

Für Niederberger war seine Final-Demonstration nach dem Olympia-Fiasko auch ein starkes Zeichen in Richtung Nationalteam. Wie die gesamte DEB-Auswahl hatte auch der Sohn des früheren Nationalverteidigers Andreas Niederberger in Peking enttäuschende Leistungen abgeliefert. Nun scheint Niederberger auf seinem Saison-Höhepunkt zu sein und will auch wieder zur WM in Finnland (13. bis 28. Mai) - obwohl dort NHL-Starkeeper und Stanley-Cup-Sieger Philipp Grubauer von Seattle Kraken gesetzt sein dürfte. „Ich stehe zur Verfügung, sagen wir mal so”, sagte Niederberger. Ob er auch dabei ist, entscheidet sich in der kommenden Woche.

Zunächst war aber die große Meistersause angesagt - erstmals seit 2019 wieder als ausgelassene Party. „Jetzt haben wir die Fans endlich wieder dabei, und ich hoffe, dass Berlin die nächsten drei, vier Tage auf den Kopf gestellt wird”, sagte Verteidiger Kai Wissmann, der ebenfalls noch ins WM-Aufgebot rutschen könnte, bei MagentaSport. Auch für die DEL war die Meisterkür in der mit 5533 Zuschauern ausverkauften kleinen Münchner Olympiahalle mit vielen Hoffnungen auf die endgültige Rückkehr zur Normalität verbunden.

Auch kommende Saison mit 15 Teams

Nach der abgebrochenen Saison 2019/2020 zu Beginn der Corona-Pandemie, der verkürzten vergangenen Spielzeit ohne Zuschauer und auch der teilweise noch schwierigen nun abgelaufenen Saison hoffen Clubs und Liga endlich wieder auf mehr Planungssicherheit. „Die Hallen haben sich jetzt wieder gefüllt. Das ist ein tolles Gefühl. Es ist schön, so in den Sommer gehen zu können”, sagte DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke.

Durch den Verzicht von Absteiger Krefeld Pinguine, vor das DEL-Schiedsgericht zu ziehen, bleibt der Liga ein nerviges Sommertheater erspart. Auch die kommende Saison findet mit 15 Teams statt. Die Lizenzierung des sportlichen Aufsteigers Löwen Frankfurt gilt als Formsache. In einem Jahr sollen auch die Playoffs wieder in gewohnter Länge und im Best-of-seven-Modus gespielt werden. „Hoffentlich ohne Corona dann”, sagte Tripcke.

© dpa-infocom, dpa:220505-99-168933/3 (dpa)