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Fastenzeit ungewöhnlich neu erleben

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Ein überdimensionales Besteck zerteilt einen durchsichtigen Kuchen. Mitten in der Kirche - auf einer riesigen Leinwand. Darüber erscheint spiegelverkehrt das Wort „Fastenzeit“. Dazu erklingen auf der Orgel in immer wieder veränderten Bausteinen die eher ungewohnten Töne des Minimal Music-Stückes „Three points of view“ von Ulli Götte , das in Euskirchen uraufgeführt wurde.

Orgelmusik und Lightpainting erlebten zum Beginn der Fastenzeit eine Premiere in der Euskirchener Pfarrkirche St. Martin. Markus Goecke , Kantor der Kirche, und Frank Olsowski , Künstler aus Zülpich, wagten sich erstmals an ein solches Projekt. Mittels zweier Overheadprojektoren wurden auf eine riesige vor dem gesamten Altarraum aufgespannten Leinwand die Gemälde projiziert, die Frank Olsowski dahinter gestaltete. Durch die Verwendung von zwei Projektionsgeräten ergab sich für den Zülpicher Künstler die Möglichkeit, sehr vielseitig zu agieren und in verschiedenen Schichten und Ebenen zu arbeiten.

So flossen die Farben etwa in entgegengesetzte Richtungen oder Gegenstände drifteten auseinander. Als zentrales Symbol trat immer wieder das Kreuz in Erscheinung. Mal groß und das ganze Bild einnehmend, mal auf dem Rücken einer Person, mal ein großer Anzahl bedrohlich das gesamte Kunstwerk bedeckend. Auffällig auch das Spiel mit hell und dunkel, durch das die Bilder teils eine massive Veränderungen erfuhren.

Gemeinsam mit der Orgelmusik erzeugte die Leinwandpräsentation Emotionen, die sich nicht immer einordnen ließen. Als besonders ergreifend und atemlos erwies sich neben John Cages „Souvenir“ die „Litanie“ von Jan Welmers , ebenfalls ein Komponist der Minimal Music. „Auch wenn man sich nicht direkt auf die Musik einlässt, so kann man nicht verhindern, dass sie einen bewegt“, so Markus Goecke. „Gerade das Welmers-Stück hat einen immens hohen Spannungsbogen.“

Vor allem lebt es von der Rhythmik und den Figuren, die sich in hohem Tempo ständig mit geringen Veränderungen wiederholen, so dass vibrierende Klänge im Kirchenraum nahezu zu stehen scheinen. „Das Stück fordert den Zuhörer und auch die Virtuosität des Organisten“, erklärt Goecke.

Wie ein Bruch wirken dagegen die beiden Stücke Johann Sebastian Bachs „Erbarm dich mein, o Herre Gott“ und der Choral „Ach, was soll ich Sünder machen“ sowie Sigfrid Karg-Elerts „Graisglocken und Abendmahlsszene“ aus Richard Wagners „Parsifal“. Doch Goecke sieht dies nicht als Bruch: „Es ist alles Musik. Bei so einem Programm muss man den Spannungsbogen präzise planen.“ Und so blieb auch bei der Konzeption wenig dem Zufall überlassen, um den Zuschauern ein beeindruckendes Erlebnis zu vermitteln.

Rund ein halbes Jahr haben Markus Goecke und Frank Olsowski an dem Projekt gearbeitet. Kennen gelernt haben sie sich erst vergangenes Jahr. Olsowski besuchte ein Orgelkonzert Goeckes und war begeistert. Er drückte dem Musiker seine Visitenkarte mit dem Verweis auf seine Internetseite in die Hand. Die Ausschnitte des Lightpaintings, die Goecke dort sah, begeisterten wiederum ihn. Daraufhin entstand die Idee der Zusammenarbeit.

Beide waren sich einig, dass es ein Fastenprojekt werden sollte. „Entscheidend ist, dass sich durch das Erleben dieses Projekts im Menschen etwas tut und er das Fasten erlebt“, erklärt Goecke. Wichtig ist es ihm auch, den Dialog, den die zeitgenössische Kunst eröffnet, in die Kirche zu holen. „Auch die Besucher, mit denen ich gesprochen habe, haben sich stark berührt gezeigt“, freut sich Goecke und hofft, die Zusammenarbeit fortführen zu können. Bilder, Eindrücke und weitere Informationen erhält man unter:

www.arteurope.de