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Energiekrise bereitet dem Eishockey Sorgen

Lesezeit 4 Minuten

Düsseldorf/München – Kaum eine Sportart in Deutschland bangt derzeit mehr vor den Konsequenzen der Energiekrise als das Eishockey mit den besonders energieintensiven Eishallen.

Dass sich das Sterben der älteren Hallen nun beschleunigt, gilt als ausgemacht. „Die Gefahr besteht definitiv”, sagte der Geschäftsführer der Deutschen Eishockey Liga, Gernot Tripcke, der Deutschen Presse-Agentur.

Jahrelang kämpfte der Deutsche Eishockey-Bund für mehr Eisflächen, um international nachhaltig erfolgreicher sein zu können. Davon ist kaum noch etwas zu hören. Aktuell gibt es laut Weltverband IIHF nur noch 218 Eishallen in Deutschland. Allein in Schweden mit nur rund zehn Millionen Einwohnern sind es fast doppelt so viele.

Photovoltaik-Anlage in Düsseldorf

„Das Thema, dass Deutschland mehr Eishallen braucht, ist eine Vision. Aber viel wichtiger ist erst einmal, die Hallen zu erneuern, die wir haben”, sagte DEB-Vizepräsident Marc Hindelang dem Fachmagazin „Eishockey News”. Die meisten Eishallen in Deutschland sind in städtischer Hand. Die Stadt Düsseldorf als eine der reichsten Kommunen in Deutschland kann es sich leisten, derzeit als Reaktion auf die heftig steigenden Energiepreise eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach der alten Halle an der Brehmstraße zu installieren.

Dort trainieren die Profis der Düsseldorfer EG aus DEL und spielen die Jugendteams der DEG. Klammere Kommunen aber scheuen die hohen Investitionen. Gerade im Jugendbereich bangt man bereits um die kommende Saison, falls die Energie im Winter tatsächlich knapp wird. „Wir machen uns große Sorgen”, sagte der Präsident des DEG-Stammvereins, Michael Staade, zuletzt der „Rheinischen Post”: „Wir haben leider keinen Plan B für unsere Sportart.”

Große Gefahr für den Nachwuchs

Nach den vergangenen Corona-Wintern mit ausgefallenen Spielzeiten, fehlenden Trainingsmöglichkeiten und Auflagen fürchten auch die Profis die Folgen für den Nachwuchs. „Es darf auf keinen Fall sein, dass unsere Sportstätten geschlossen werden. Für den Nachwuchs ist das eine große Gefahr”, sagte DEL-Chef Tripcke. „Das wäre am völlig falschen Ende gespart. Nirgendwo sonst hat der Sport in den letzten Jahren so gelitten wie in Deutschland. Vor Corona waren wir im Jugendbereich auf einem sehr guten Weg, dann fehlten den 15- bis 17-Jährigen auf einmal monatelang Eiszeiten. Das macht sich jetzt sehr problematisch bemerkbar.”

Im Profibereich befürchtet man zumindest kurzfristig noch keine Auswirkungen auf den Spielbetrieb. „Wir haben ja einen Mietvertrag”, sagte etwa DEG-Sportchef Niki Mondt der dpa. „Aber mittelfristig wird das natürlich Thema werden.” Dann, wenn die Vertragsverlängerungen anstehen. Die DEL-Clubs könnten aktuell aber auch im schlimmsten Energieversorgungsfall im Winter wohl nicht einfach ausgesperrt werden. „Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass die Kosten an allen Standorten dramatisch nach oben gehen werden. Energie ist ein knappes Gut, zu Spielausfällen wird es aber nicht kommen”, sagte der Geschäftsführer der Adler Manheim, Matthias Binder.

Besondere Situation in Mannheim

Gerade in Mannheim ist die Situation eine besondere. Geschäftsführer der Betriebsgesellschaft der SAP Arena, in der auch die Rhein-Neckar Löwen aus der Handball-Bundesliga spielen, ist Daniel Hopp. Der Sohn von SAP-Gründer Dietmar Hopp ist auch Adler-Geschäftsführer. „Dies wird auch wirtschaftliche Auswirkungen bei der Betriebsgesellschaft der SAP Arena haben. Kurzfristig wird dies den Spielbetrieb der Adler Mannheim nicht beeinflussen. Wie es sich mittelfristig entwickelt, kann aktuell niemand prognostizieren”, sagte Hopp der dpa.

Auch für die Nationalmannschaft könnte die Energiekrise Auswirkungen haben. Für die Testspiele vor der jährlich im Mai stattfindenden Weltmeisterschaft ist der DEB ab April auf Eishallen angewiesen, in denen kein Spielbetrieb herrscht, aber das Eis noch nicht abgetaut ist. Welcher Hallenbetreiber wird sich das angesichts der galoppierenden Preise noch leisten? „Ich höre aber von einigen Standorten, dass der Strompreis zumindest bis Ende März stabil bleiben soll. Es wird dann aber ab April spannend”, sagte DEB-Vizepräsident Hindelang, der ganz auf das Thema Sanierung setzt.

Und dies könnte das Eishockey in Deutschland teilweise verändern. „Der Weltverband und DEB machen sich derzeit sehr viele Gedanken. Bei Neubauten oder Sanierungen ist die Frage, inwieweit man den Strom selbst herstellt und die Hallen damit betreibt”, sagte Tripcke, der zudem mit immer mehr kleinen Eisflächen wie in Nordamerika rechnet: „Die benötigen schon 20 bis 30 Prozent weniger Energie.” Auch von dicken Eisflächen dürfte man sich verabschieden und den Eismeistern mehr Arbeit verschaffen. „Aber dünneres Eis hat natürlich auch die bessere Energiebilanz”, sagt Tripcke.

© dpa-infocom, dpa:220815-99-397488/4 (dpa)