AboAbonnieren

Drogen im Rollstuhl

Lesezeit 2 Minuten

BONN. Die Polizeibeamten staunten nicht schlecht, als sie im Rollstuhl des 38-jährigen Hassan K. eine beträchtliche Menge an Drogen fanden. 21,56 Gramm Haschisch und 5,35 Gramm Kokain hatte der Mann zur nächtlichen Stunde in Bad Godesberg dabei. Nun musste er sich vor dem Amtsgericht verantworten.

Seit drei Jahren ist Hassan K. nach einem Sturz vom Balkon an den Rollstuhl gefesselt. Seitdem leidet er unter starken Rückenschmerzen, die er durch Drogenkonsum zu lindern versucht. Laut Geständnis habe er die Drogen am Tattag, dem 29. August 2007, von einem unbekannten Italiener für 400 Euro gekauft und habe zum ersten Mal Kokain ausprobieren wollen. Eigenen Angaben zufolge wollte der nordafrikanische Angeklagte, der seit drei Jahren in Deutschland lebt, mit der erworbenen Menge bis zu vier Wochen auskommen. Bei dem konfiszierten Kokain handelt es sich jedoch um 142 Konsumeinheiten, wie der Richter bemerkte.

Bereits am 13. März 2007 hatte Hassan K. aufgrund eines Diebstahls und Cannabis-Besitzes eine Geldstrafe erhalten. Da Hassan K. bereits zu zwei Terminen der aktuellen Verhandlung nicht erschienen war, holte ihn die Polizei nun zu Hause ab, und der Angeklagte wurde per Krankenwagen ins Gericht transportiert.

Der Richter verurteilte ihn wegen unerlaubten Besitzes von Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge zu einem Jahr Haft auf Bewährung und versuchte, dem Angeklagten zu verdeutlichen, dass der Konsum von Drogen trotz seiner Erkrankung keine Alternative sei. Bei diesen Mengen drohten bis zu drei Jahren Gefängnis und die Abschiebung.

Zu dem Aktenvermerk, dass ein Rollstuhlfahrer mit Drogen deale, äußerte der Richter: „Ich hoffe, dass Sie es nicht sind, denn wenn Sie beim Drogenhandel erwischt werden, ist es vorbei.“ Die Tatsache, dass er im Rollstuhl sitze, bewahre ihn nicht vor dem Gefängnis. (as)