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Der Ankläger mit dem Revolver

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Er überführte Mörder, Sex-Täter und bearbeitete unzählige Tötungsdelikte. „Immer wo es ein spektakuläres Verbrechen gab, war er nicht weit“, erinnert sich der Leiter der Kölner Mordkommission, Erhard Weber. Gemeint ist der bekannte Kölner Staatsanwalt Kurt Utermann, der am vorigen Donnerstag an den Folgen einer Embolie nach einem Beinbruch starb. Utermann galt in seiner 22-jährigen Amtszeit als einer der Top-Ankläger im Justizgebäude an der Luxemburger Straße.

Da war etwa der Mord an zwei jungen Frauen im Juni 1982 im Keller der Stadthalle Mülheim. Dieses grausame Verbrechen ging Utermann besonders nahe - im Gerichtssaal nahm er kein Blatt vor den Mund und bezeichnete den Täter als eine „Bestie in Menschengestalt“. Der damals 24-jährige Verbrecher erhielt eine lebenslange Freiheitsstrafe. Auch bei der Bus-Geiselnahme in Deutz war Utermann der ermittelnde Staatsanwalt - genauso wie bei den kaltblütigen Morden an mehreren Prostituierten vom Ebertplatz.

Staatsanwalt Utermann war in der Rotlichtszene gefürchtet. Und so lief der 1941 geborene Jurist seit vielen Jahren mit einem geladenen Revolver am Gürtel umher. Die Unterweltgröße „Schäfers Nas“ hatte ihn einmal vor einem „Racheengel“ gewarnt. Gleich danach hatte Utermann sich die Waffe zugelegt - und er legte sie selbst bei Gerichtsverhandlungen nicht ab.

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Anfang 2002 ging Utermann in Ruhestand. Damals hatte er schon eine aufwendige Krebsbehandlung hinter sich. „Es war ein schlimmer Schicksalschlag für ihn“, erinnert sich Oberstaatsanwalt Alf Willwacher, der lange mit Utermann zusammenarbeitete. Er beschreibt ihn als einen engagierten „Ermittler mit viel Herzblut“.

Der Leiter des Kriminalkommissariates 11, Erhard Weber, hatte Utermann („ein unkonventioneller Staatsanwalt“) noch vor kurzer Zeit getroffen. „Er war gut gelaunt und unternehmungslustig.“ Besonders „gewurmt“ habe Utermann, dass er während seiner Dienstzeit den Mord an der 16-jährigen Türkin Sekin C. nicht aufklären konnte. Das Mädchen war 1991 erwürgt worden. Weber gibt die Hoffnung aber noch nicht auf: „Dieses Verbrechen ist bei unseren älteren Kollegen weiter ein Thema. Wir bleiben dran.“