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Blankenheimer WaldProfi-Pilzsammler auf frischer Tat ertappt

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Diese zwei Sammler mit den leeren Körben hatten sich nichts zuschulden kommen lassen. Dennoch gab es von Georg Persch von der Unteren Landschaftsbehörde des Kreises einige freundliche Hinweise.

BLANKENHEIM – Spät stellte sich Mittwoch der Erfolg einer konzertierten Aktion von Polizei und Forstverwaltung ein - dafür konnten die Beamten aber einen „dicken Fisch“ an Land ziehen. Rund 28 Kilogramm Pilze hatten drei Männer im Blankenheimer Wald gesammelt - erlaubt sind maximal zwei Kilogramm pro Person und Tag. Die drei Männer müssen nun mit dreifachem Ärger rechnen. Denn nicht nur wegen den vielen gesammelten Pilzen kommt ein Bußgeld auf sie zu. Die Männer haben die Pilze zudem in einer Dickung gesammelt, die mit einem Gatter verschlossen war, und zu guter Letzt haben sie im Wald geraucht. Somit konnte die Aktion der Unteren Landschaftsbehörde des Kreises Euskirchen, des Regionalforstamtes Hocheifel-Zülpicher Börde sowie der Polizei doch noch als Erfolg betrachtet werden.

In zwei Teams gesucht

Begonnen hatte die Suche nach professionellen Pilzsammlern bereits am frühen Morgen um 7.30 Uhr. Zwei Teams wurden gebildet, von denen eines den Bereich der L 115 bei Reetz unter die Lupe nahm, das andere suchte im Blankenheimer Forst nach den Sammlern. „Der Wald war regelrecht überflutet“, erinnerte sich Förster Karl-Heinz Lenzen-Wulf an die Massen von Pilzsammlern in den vergangenen Wochen. Lenzen-Wulf vertritt den Rotwildbezirk Zitterwald-Mürrel mit einer Fläche von rund 20 000 Hektar. Durch die vielen Sammler sei das Wild aufgescheucht worden, dadurch sei es vermehrt zu Unfällen gekommen.

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Da es in diesem Jahr besonders viele Pilze gibt, kommen auch die Sammler wieder in Scharen. „Die meisten kennen die Gesetze nicht“, so Lenzen-Wulf. „Das ist unser Problem.“ Die Sammler störten nicht nur das Wild, sondern parkten mit ihren Autos auch die Waldwege zu. Die Kennzeichen der Fahrzeuge kennt der Förster inzwischen. Von ihren Parkplätzen fahren die Sammler mit dem Fahrrad in den Wald hinein und suchen dort Pilze.

So war es auch im Fall der drei Männer. Sie hatten ihre Autos auf einem Parkplatz abgestellt, von dort ging es mit dem Rad in den Wald. Die Räder versteckten die Männer in der Schonung, die sie illegal betreten hatten. Bei ihrer Aktion fanden die Beamten die Fahrräder, konnten aber die Pilzsammler nicht ausfindig machen. Erst als später die Fahrräder erneut aufgesucht wurden, erwischten sie die Sammler mit ihrer Beute: Steinpilze und Morcheln.

Der Fall zeigt, dass die Sammler auch die Sperrungen ignorieren, die Förster Karl-Heinz Lenzen-Wulf aufgestellt hat. Derzeit sind rund 3000 Hektar gesperrt, die Wege dürfen weiterhin benutzt werden. „Ich schätze, dass 90 bis 95 Prozent der Pilze professionell gesammelt werden“, so Lenzen-Wulf.

„Sie sehen keine Menschenseele, die sind alle in den Dickungen verschwunden.“ Dort zertrampeln die Sammler Keimlinge und scheuchen das Wild auf. Der Förster schätzt, dass im Bezirk Zitterwald-Mürrel pro Jahr ein Schaden von „fünf bis zehn Millionen Euro“ auf diese Weise angerichtet wird. Denn neue Bäume wachsen so nicht nach, das Rotwild wird erheblich in seiner Brunft gestört.

Horst-Karl Dengel vom Regionalforstamt Hocheifel-Zülpicher Börde sagte, dass pro Jahr rund 50 Bußgeldverfahren wegen illegalem Pilzsammeln eingeleitet würden. „Wir möchten, dass Ruhe im Wald einkehrt“, so Dengel. Förster Karl-Heinz Lenzen-Wulf sieht in der unterbesetzten Polizei eine der Hauptursachen dafür, dass die meisten professionellen Pilzsammler im Wald ein- und ausgehen können, ohne von den Beamten kontrolliert zu werden.

Trotzdem konnte auch die Schleidener Polizei einen Erfolg vorweisen. Die Beamten fanden zwischen Schmidtheim und Milzenhäuschen ebenfalls einen Mann, der zwar nicht mehr als zwei Kilogramm Pilze bei sich führte, diese jedoch verbotenerweise in einer Schonung gesammelt hatte.

Etwas Gutes hatte der späte Erfolg der Aktion dann doch noch: Eine soziale Einrichtung im Kreis Euskirchen darf sich in den kommenden Tagen über 28 Kilogramm Pilze freuen, die die Beamten ihr zukommen lassen.