Die Asiatische Hornisse wurde in Frankreich erstmals 2004 entdeckt – wahrscheinlich ist das Tier durch Importwaren aus Südostasien nach Europa gekommen.
Die Wespenart verbreitet sich immer weiter in Europa. Sie steht auf der Liste der 66 gefährlichsten Arten der EU, weil sie eine Gefahr für Bienen sein soll.
Am 20. Mai ist Weltbienentag. Die Experten Martin Husemann und Melanie von Orlow erklären, wie Verbraucher Bienen schützen können und wie gefährlich die Asiatische Hornisse für sie ist.
Köln – Hornissen drängen sich in großer Zahl vor einem Bienenstock. Bereit, zuzuschlagen. Bereit, die Beute im Flug zu fangen. Bereit, die Honigbiene zu töten. Diese bedrohlich anmutende Szene ist in den letzten Jahren vermehrt im Süden Frankreichs zu beobachten. Bei dem Angreifer handelt es sich um eine sogenannte invasive Art, also eine Art, die hier nicht heimisch ist und deren Vermehrung Auswirkungen auf die Natur hat. Wo sie herkommt, verrät der Name: die Rede ist von der Asiatischen Hornisse (Vespa velutina nigrithorax). Das Insekt stammt aus Südostasien und ist wahrscheinlich durch Importwaren nach Europa gekommen – erstmals entdeckte man die Wespenart 2004 in Frankreich. Die Angst vor der Asiatischen Hornisse ist zum Teil groß – das Insekt soll eine Gefahr für die Honigbiene sein.
Mit einer Ausbreitungsgeschwindigkeit von 78 Kilometern pro Jahr erobert die Asiatische Hornisse derzeit Europa. In den wärmeren Gefilden von Spanien, Italien und im Süden Großbritanniens ist die Wespenart schon verbreitet, in Frankreich bereits etabliert. 2014 ist die erste Hornisse im Süden Deutschlands entdeckt worden. Auch in Hamburg sind im letzten Jahr Exemplare aufgetaucht. Ein überraschender Fund – eigentlich dachten Wissenschaftler, dass es im deutschen Norden zu kalt für die Wespenart sei. Martin Husemann, Insektenkundler vom Centrum für Naturkunde der Universität Hamburg, hat die Funde im Fachjournal „Evolutionary Systematics“ beschrieben.
Die Asiatische Hornisse gehört zu den 66 gefährlichsten invasiven Arten
Der Eroberungszug der Vespa velutina wird kritisch beäugt. Die Wespenart wird teils als Monster und Bienenkiller dargestellt – vor allem in Frankreich. Die Europäische Union hat die Asiatische Hornisse in die Liste der 66 gefährlichsten invasiven Arten aufgenommen, weil sie eine Gefahr für die Honigbiene und das heimische Ökosystem sei.
Inwieweit diese Einstufung gerechtfertigt sei, könne man erst nachgelagert wirklich einschätzen, wenn es mehr Daten und Erkenntnisse zu der Asiatischen Hornisse gibt, erklärt Melanie von Orlow. Sie ist Expertin für Insekten beim Naturschutzbund Deutschland (NABU) und leitet ein Projekt zum Schutz von Bienen, Wespen und Hornissen. Das Insekt stehe auch auf der Liste, weil Berufsimker aus Frankreich ein wirtschaftliches Interesse daran hätten. „Steht die Asiatische Hornisse auf der Liste der invasiven Arten, haben die Imker Anspruch auf Fördermittel der EU, wenn sie ihren Bienenvölkern schadet.“
Experten sehen in der invasiven Art keine große Gefahr für Bienen
Die Honigbiene ist für die flugbegabte Hornisse eine leichte Beute. Sie mache sich zu Nutze, dass die Biene im Landeanflug auf den Stock sehr langsam ist. Eine effektive Verteidigungsstrategie gegen die Hornisse habe die Honigbiene nicht, weiß von Orlow. Als große Gefahr für die Honigbiene und das heimische Ökosystem schätzen die Insektenexperten die Asiatische Hornisse jedoch nicht ein. In Deutschland gab es bisher noch keinen Fall, wo sie nachweislich zum Verlust von Bienenvölkern geführt hat, sagt von Orlow. Es sei auch kein Muss für die Wespenart sich von Honigbienen zu ernähren: „Die Asiatische Hornisse kann ihren Futterbedarf bis zu 80 Prozent aus Honigbienen decken.
Bei einem Angriff der Hornissen auf einen Bienenstock würden sicherlich eine Menge Bienen gefressen, meint Husemann. Allerdings müsse man bedenken, dass mehrere 10.000 bis hin zu 100.000 Tiere so einen Bienenstock bewohnen. „Hornissen müssten schon eine Vielzahl an Bienen fressen, um einem Stock wirklich zu schaden.“ Für Bienenstöcke, die durch andere Krankheiten und Bedingungen geschwächt sind, könnte die Asiatische Hornisse problematisch sein. „Verdrängen wird die Vespa velutina nigrithorax sicherlich keine anderen heimischen Insektenarten“, meint der Biologe.
Tiere dürfen in Deutschland nicht in Fallen gefangen werden
Im Netz – vor allem auf Webseiten aus Frankreich – kursieren unzählige Anleitungen, um die Asiatische Hornisse einzufangen. Etwas, wovon Verbraucher die Finger lassen sollten, erklären beide Experten. „Man würde vermutlich sehr viele heimische Wespenarten, statt der Asiatischen Hornisse einfangen. Es gäbe also sehr viel Kollateralschaden“, sagt Husemann.
Melanie von Orlow erklärt, dass es in Deutschland verboten ist, Tiere einfach so einzufangen. Problematisch wäre es zudem, wenn besonders geschützte Arten wie die Europäische Hornisse in eine solche Falle geraten – wer diese fängt oder tötet, macht sich strafbar. Wer eine Asiatische Hornisse oder ihr Nest sieht, sollte es der Unteren Naturschutzbehörde des eigenen Wohnortes melden – dazu sind Bürger sogar verpflichtet, sagt Husemann. Momentan würden die Nester dann meist von den Behörden entfernt, um die Verbreitung der invasiven Art einzudämmen. Die Asiatische Hornisse ist von der heimischen Europäischen Hornisse gut zu unterscheiden: Sie hat gelbe Beine, einen relativ dunklen Körper und ein gelbes Band nah am Anfang des Hinterleibs. Sie sind kleiner als die heimischen Hornissen.
Was Verbraucher für Bienen tun können
Doch der neue große Feind der Biene sei sie nicht. Viel problematischer sei die Art wie wir Land nutzen und die Art der Landwirtschaft. Verbraucher könnten Bienen durch einen bewussten Konsum schützen. Zum Beispiel durch den Kauf von Bio-Produkten, das beeinflusst die Art wie Landwirtschaft betrieben wird, sagt die NABU-Expertin. „Für viele Menschen ist schon die Unterscheidung Biene und Wespe schwierig – wichtig ist, dass Menschen wieder mehr über Insekten wissen, um sich mit den Tieren arrangieren können“, sagt von Orlow.
Bei der Rede von Bienenschutz müsse man überdies zwischen der Honigbiene und den Wildbienen unterscheiden, erklärt Husemann. Die Honigbiene ist ein Zuchttier und eigentlich gar keine heimische Art. Möchte man wirklich etwas für Wildbienen tun, muss man ihnen einen günstigen Lebensraum schaffen und bienenfreundliche Blumen anpflanzen. Das gehe auch im heimischen Garten. Heimische Pflanzen, Wildkräuter wie Thymian oder Rosmarin, seien eine gute Wahl. „Wichtig ist es jedoch auch Nisthabitate zu schaffen, das geht gut durch kleine offene Sandflächen im eigenen Garten in einer Rasenfläche.“ Von Wildbienennestern im Garten, profitiere man selbst – Kinder und Erwachsene können beobachten, wie die Bienen die Pollen in ihr Nest einfliegen.