- Jens Spahn und Markus Söder haben keine Bewerbung für ein noch höheres Amt angemeldet - und werden trotzdem dafür gehandelt.
- Ob sich Laschet durchsetzt, wird von seinen Beliebtheitswerten abhängen.
- Kristina Dunz wirft einen Blick auf die Kandidaten und ihre Chancen.
Berlin – Besser kann es für Jens Spahn und Markus Söder nicht laufen. Der Bundesgesundheitsminister hat keine Bewerbung für den CDU-Vorsitz eingereicht und der bayerische Ministerpräsident keine Anwartschaft auf die Kanzlerkandidatur. Und doch wird innerhalb und außerhalb der Schwesterparteien CDU und CSU über dieses Männer-Duo der Zukunft spekuliert: Der 40-jährige Spahn führt die Christdemokraten und der 53-jährige CSU-Chef das Land.
Sie selbst liefern genügend Stoff für solche Berichte, indem sie sich unpräzise genug äußern, um sich alles offen zu halten. Söder sagt, sein Platz sei in Bayern. Was ja nicht heißt, dass sein Platz nicht auch in Deutschland ist. Und Spahn bekräftigt, dass er zur Teamlösung mit NRW-Ministerpräsident Armin Laschet stehe. Was keinen Rollentausch ausschlösse. Nämlich, dass Spahn mit Unterstützung Laschets - und nicht umgekehrt - im Dezember auf dem Bundesparteitag in Stuttgart für die Nachfolge von Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer kandidiert. Laschet könnte für einen Verzicht auf den CDU-Vorsitz und die Kanzlerkandidatur mit dem Amt des Bundespräsidenten 2022 belohnt werden, heißt es. Offizielle Bestätigungen dieser Gedankenspiele gibt es nicht, man hört sie inzwischen nur an vielen Stellen der Union. Vertraulich, aber auch offen.
Noch liegt Laschet deutlich hinter Söder
Jene, die nah an beiden Protagonisten sind, wollen es nicht öffentlich sagen, um die Chancen nicht zu schmälern. Denn jetzt sei der Zeitpunkt zu springen zu früh. Außerdem müsse die Entwicklung der Umfragewerte der Protagonisten abgewartet werden. Bleibt es dabei, dass Laschet deutlich hinter Söder liegt? Oder wird ihn die Kommunalwahl in NRW Mitte September klar bestätigen? Werden die Menschen verinnerlichen, dass NRW unter Laschets Führung die besseren Zahlen bei der Bewältigung der Corona-Krise vorweisen kann? Oder lassen sie sich weiter vom Auftreten des bayerischen Amtskollegen beeindrucken, der sich als Macher präsentiert und bei allem Ungemach Sicherheit und Ordnung verkörpert während Laschet es nicht schafft, seine bessere Bilanz zu kommunizieren?
Aber es gibt auch offene Bekundungen. Da ist Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU), der vor zwei Jahren für Friedrich Merz als CDU-Chef geworben hatte, den Kramp-Karrenbauer schließlich knapp besiegte. Nun schwärmt Schäuble von Spahns „Willen zur Macht“, die nichts Neues ist. Aber, dass Schäuble es inmitten der Sommerdebatte über die personellen Veränderungen in der Union sagt, lässt manche aufhorchen. Zum Beispiel just in seinem Landesverband Baden-Württemberg, aus dem dann offene Unterstützung für Spahn als nächsten Parteichef kam. Oder die offenherzige Einschätzung des sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU), dass Söder sehr wohl Ambitionen auf die Kanzlerkandidatur habe.
Wie kann der Machterhalt gelingen?
Die spannende Frage ist, wann die Marschroute geklärt wird. Hinter den Kulissen wird längst abgewogen, wie die Union sich am besten den Machterhalt nach dem Rückzug von Angela Merkel 2021 sichern kann. CDU und CSU haben eine Höllenangst vor der Oppositionsrolle und das Spitzenpersonal schon immer recht gnadenlos danach ausgesucht, wer die besten Chancen bei den Wählern hat. Ein Kriterium dafür sind nun einmal Umfragen und weniger das Abstimmungsverhalten von Delegierten. Aber könnte die CDU der kleineren Schwester die Kanzlerkandidatur überlassen, ohne selbst verzwergt in den Bundestagswahlkampf zu ziehen?
Die Initiative müsste ausgerechnet von Laschet ausgehen, heißt es: Er macht den Weg für Spahn frei und dieser für Söder. Spahn, Schäubles einstiger Finanzstaatssekretär, bekäme dafür in einer neuen Regierung ein „Super-Finanzministerium“. Blieben Absprachen mit Merz und Norbert Röttgen, die neben Laschet die bisher offiziellen Kandidaten für den CDU-Vorsitz sind. Röttgen spekuliert mit seinem Engagement für die Erneuerung der Partei auf eine Berücksichtigung im nächsten Kabinett. Er ist der Außenexperte der Union, warum sollte er sich nicht als Außenminister ins Gespräch bringen? Merz gilt als der Kandidat, der inzwischen am meisten Ahnung von Ostdeutschland hat, weil er dort - als Politiker ohne Amt zeitlich flexibler - immer wieder auftritt.
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Das Rennen ist offen. Die Entscheidung über die Kanzlerkandidatur wird mit der Dynamik fallen, die sich von nun an entwickelt. Dabei ist die alles entscheidende Frage, wer diesen unbedingten Willen zur Macht am überzeugendsten zeigt und die Kunst am besten beherrscht, in Krisen Sicherheit zu vermitteln. Wie in der Corona-Krise. Wer es schafft, bei allen Problemen, den Menschen das Gefühl zu geben, dass er die Lage im Griff hat - der könne auch Kanzler. So einfach sei das.