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Das Wort zum SonntagMass halten ist nicht gleich Masshalten

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Bild Bier

Symbolbild

Bonn – „Dem rechten Denken folgt das rechte Handeln“, war der Philosoph Sokrates überzeugt. Beides kann man der japanischen Finanzbehörde nicht attestieren. Ihr staatskapitalistisches Denken im Umgang mit Leben und Gesundheit der Menschen beweist in eklatanter Weise, dass die Gesellschaft inzwischen doch wohl kopf stehen muss.

Japans Jugend, wie viele ihrer Gleichaltrigen weltweit, zeigt schon seit Jahren Alkoholabstinenz, was der Finanzbehörde, mit Blick auf die rapid wachsende Vergreisung der Bevölkerung, ein Dorn im Auge ist. Wie überall ist die Alkoholsteuer ein willkommener Kassenfüller (Steuereinnahme 2019 in Deutschland: 3.119.1 Mio. Euro). Die Japaner tranken 2018 (Quelle: WHO) umgerechnet 8 Liter reinen Alkohol. Trend rückläufig. Das kann nicht so weitergehen, findet die Regierung in Tokio, übertrifft doch die Gesamtverschuldung der japanischen Volkswirtschaft um mehr als das Doppelte das Bruttoinlandsprodukt.

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Und der Markt für alkoholische Getränke schrumpft weiter. Auch bei uns, wenngleich für das deutsche Nationalgetränk, das Bier, ungeniert offen weiter Werbung gemacht wird, wohl wissend: Mass halten ist nicht gleich Masshalten. „Vergesst den Alltag … Lasst Euch zu mehr Miteinander animieren: Geniesst’s es Lebn “, tönt es in der Werbung einer Brauerei, die seit 1649 dem Bistum Regensburg gehört und deren Jahresumsatz (rund 10 Millionen Euros), weil ins Rutschen geraten, durch Gelder aus der bischöflichen Knabenseminarstiftung (zur „Förderung der römisch-katholischen Kirche“), Trägerin der Brauerei, abgefedert wird.

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Andere Getränkehersteller versuchen dem Kein-Alkohol-Trend zu folgen und etwa über alkoholisch angereicherte Bio-Mixgetränk-Angebote aus der wirtschaftlichen Talsohle herauszukommen. Das generell eingeforderte „Umdenken“ in diesen schwierigen Zeiten kann nur gelingen, wenn man seinen Verstand benutzt, wie schon Roms Kaiser Marc Aurel wusste, als er um 170 n.Chr. schrieb: „ Hast du Vernunft? – Ja. – Warum gebrauchst du sie denn nicht? Denn wenn du sie walten lässt: was willst du noch mehr? … Ist doch unser Leben das, wozu unser Denken es macht “.