AboAbonnieren

Bundestagswahl 2025Die Grünen und Robert Habeck stehen vor einer ungewissen Zukunft

Lesezeit 4 Minuten
Berlin: Kanzlerkandidat von Bündnis 90/Die Grünen, Robert Habeck, nimmt an der „Berliner Runde“ von ARD und ZDF teil.

Berlin: Kanzlerkandidat von Bündnis 90/Die Grünen, Robert Habeck, nimmt an der „Berliner Runde“ von ARD und ZDF teil.

Die Grünen verpassten bei der Bundestagswahl 2025 unter Robert Habeck die Regierungsbeteiligung und könnten in die Opposition gehen. Trotz Verlusten gibt sich Habeck stolz.

„Ich bin stolz darauf, was wir geschafft haben“, sagt Grünen-Spitzenkandidat Robert Habeck am Wahlabend. Für die von ihm angestrebte Kanzlerschaft hat es jedoch nicht gereicht und auch eine Regierungsbeteiligung seiner Partei erschien als eher als unwahrscheinlich. Immerhin konnten sich die Grünen mit Verlusten um die zwei Prozentpunkte zumindest in der Nähe ihres Ergebnisses bei der Bundestagswahl von 2021 halten.

Die Grünen hätten sich „rausgekämpft“ aus dem Umfragetief, nachdem die Ampel-Koalition auseinandergebrochen war, sagt denn auch Habeck. Nun sei die Partei wieder in etwa dort, wo sie bei den Wahlen 2021 war, fügte er mit Blick auf die moderaten Stimmenverluste hinzu. Dies sei nicht selbstverständlich.

Im Wahlkampf hatte sich Habeck als Pragmatiker gezeigt, der für Bündnisse über die Parteigrenzen hinweg offen ist. „Unsere Ideologie heißt Wirklichkeit“, betont der 55-Jährige immer wieder. Sein vorrangiges Ziel war eine weitere Regierungsbeteiligung mit möglichst starken Grünen. Damit dürfte es nun schwierig werden - am Wahlabend sah es zunächst eher nach dem Gang in die Opposition aus.

Klimaschutz als Kernthema im Endspurt

In der Schlussphase des Wahlkampfes hatte Habeck wieder verstärkt auf Kernthemen seiner Partei, besonders den Klimaschutz gesetzt. Es stehe „die Richtungsentscheidung an, ob wir gegenüber dieser historischen Aufgabe standhalten“, sagte er in der letzten Sitzung des Bundestages vor der Wahl. Der politischen Konkurrenz warf Habeck vor, dass das Thema bei ihnen kaum auftauche.

Zuvor hatte der Grünen-Spitzenkandidat vor allem versucht, seine Partei durch Akzente etwa auf die Forderung, „dass das Leben wieder bezahlbar wird“, breiter aufzustellen. Immer wieder hob Habeck die Bündnisfähigkeit der Grünen auch mit anderen politischen Kräften der demokratischen Mitte hervor: „Wir müssen Brücken bauen“ und „einigungsfähig sein“.

Hart war er in der Abgrenzung zur AfD: „Es muss klar sein, dass die Gemeinsamkeit der demokratischen Parteien der Mitte immer größer sein muss als die Nähe zu den Rechtsradikalen und Populisten.“

Habecks persönliche Zustimmungswerte waren in den Umfragen meistens nicht schlecht, teils lag er vor Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Für einen grundlegenden Umschwung zugunsten der Grünen reichte dies allerdings nicht. Sie blieben laut den Hochrechnungen mit zwölf bis 13 Prozent klar hinter Union und AfD und auch hinter der stark geschwächten SPD auf Platz vier.

Er wolle Verantwortung übernehmen „vor allem für die Menschen in Deutschland“, hatte Habeck bei seiner Kür zum Grünen-Kanzlerkandidaten auf dem Parteitag im November gesagt. „Und wenn es uns ganz weit trägt, dann auch ins Kanzleramt.“ Dort dürfte nun CDU-Chef Friedrich Merz einziehen.

Regierungsbeteiligung eher unwahrscheinlich

Auch eine Regierungsbeteiligung und damit ein möglicher Verbleib Habecks im Kabinett erschien am Wahlabend zunächst eher unwahrscheinlich: Gegen ein Bündnis mit den Grünen gibt es bei der Union große Vorbehalte - und mit SPD und möglicherweise FDP stünden andere potenzielle Koalitionspartner zur Verfügung.

Bei der Bundestagswahl 2021 hatte Habeck schon einmal Interesse für die Kanzlerkandidatur erkennen lassen, diese dann aber seiner damaligen Grünen-Ko-Vorsitzenden Annalena Baerbock überlassen. Nach dem für die Partei damals eher durchwachsenen Wahlergebnis von 14,7 Prozent erhielt der Vater von vier Kindern in der neuen Ampel-Koalition die Schlüsselposition des Wirtschafts- und Klimaschutzministers und wurde Vizekanzler.

In der neuen Position startete er rasant mit Gesetzespaketen zum Ausbau erneuerbarer Energien. Rasch wurde seine Arbeit aber von der Sicherung der deutschen Energieversorgung nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine überlagert - einschließlich der zeitweisen Reaktivierung von Kohlekraftwerken und des Baus neuer Flüssiggasterminals.

Habeck als Krisenmanager

Gleichwohl profilierte sich Habeck in dieser Zeit als Krisenmanager. Ein schwerer Rückschlag kam 2023 mit der verunglückten Präsentation des sogenannten Heizungsgesetzes, das die Energiewende auch im Gebäudebereich vorantreiben soll.

Habeck hat für einen Spitzenpolitiker eine eher ungewöhnliche Biografie. Er studierte Philosophie, promovierte über „Die Natur der Literatur“ und arbeitet gemeinsam mit seiner Frau als Schriftsteller. Relativ spät wagte er zunächst auf kommunaler Ebene den Einstieg in die Politik, legte dann aber bei den Grünen eine steile Parteikarriere hin.

2004 wurde Habeck Grünen-Vorsitzender in Schleswig-Holstein, 2012 Landesminister für Umwelt und Energiewende sowie stellvertretender Ministerpräsident. 2018 wurde Habeck an der Seite von Baerbock zum Grünen-Bundesvorsitzenden gewählt. Ob er seiner Partei auch in der Opposition an führender Stelle erhalten bleibt, gilt als offen.