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Eklat bei ElefantenrundeBeleidigter AfD-Kandidat verlässt Talkrunde vor Landtagswahl

Lesezeit 3 Minuten
Hans-Christoph Berndt, Vorsitzender der AfD-Fraktion im Landtag Brandenburg, hatte nach einer halben Stunde genug von einer Elefantenrunde in Potsdam (Archivbild)

Hans-Christoph Berndt, Vorsitzender der AfD-Fraktion im Landtag Brandenburg, hatte nach einer halben Stunde genug von einer Elefantenrunde in Potsdam (Archivbild)

Der Spitzenkandidat der gesichert rechtsextremen AfD in Brandenburg polterte zunächst gegen den SPD-Kandidaten, dann gegen die Veranstalter.

Der AfD-Spitzenkandidat Hans-Christoph Berndt hat eine Elefantenrunde vor den Landtagswahlen in Brandenburg vorzeitig verlassen, weil er sich ungerecht behandelt fühlte. Die Debatte im Hans-Otto-Theater in Potsdam mit den acht Partei-Spitzenkandidaten der großen Parteien lief gerade in vollem Gange, als Berndt nach rund einer halben Stunde plötzlich den Saal verließ, wie der „Tagesspiegel“ berichtet.

Er sei zu selten an die Reihe gekommen, begründete der AfD-Politiker seinen Abgang. „Warum haben Sie nicht nur Herrn Woidke eingeladen?“, fragte Berndt, bevor er aus dem Saal stürmte. Dabei hatten die Moderatoren, veranstaltet wurde die Elefantenrunde von den „Potsdamer Neuesten Nachrichten“ und dem Berliner „Tagesspiegel“, alle Kandidaten nach und nach befragt.

AfD-Spitzenkandidat verlässt Talkrunde vor Landtagswahl vorzeitig

Zuvor hatte sich Berndt beim Thema Migration und Sicherheit über den SPD-Kandidaten, Dietmar Woidke, echauffiert. Der Regierungschef forderte mehr Anstrengungen, um ausreisepflichtige Ausländer abzuschieben und „geltendes Recht umzusetzen“. „Wir müssen irreguläre Migration begrenzen“, so Woidke. AfD-Fraktionschef Berndt warf ihm daraufhin vor, in seiner Amtsperiode bei diesem Thema untätig gewesen zu sein. Ähnliche Vorwürfe musste sich Woidke auch von CDU-Landes- und Fraktionschef Jan Redmann anhören. „Wie bei so vielen Themen haben sie das Ufer gewechselt“, sagte er.

Die Spitzenkandidaten zur Landtagswahl in Brandenburg bei einer Podiumsdiskussion in Cottbus teil. (Archivbild) Eine Debatte in Potsdam verließ der AfD-Spitzenkandidat Hans-Christoph Berndt (im Bild links) frühzeitig.

Die Spitzenkandidaten zur Landtagswahl in Brandenburg bei einer Podiumsdiskussion in Cottbus teil. (Archivbild) Eine Debatte in Potsdam verließ der AfD-Spitzenkandidat Hans-Christoph Berndt (im Bild links) frühzeitig.

Hans-Christoph Berndt forderte ein Betretungsverbot öffentlicher Veranstaltungen für Asylbewerber. Mit seinem Kurs für Brandenburg steht der Spitzenkandidat damit ganz im Zeichen der Parteilinie. Die AfD-Bundesfraktion will auch für die Bundestagswahl im kommenden Jahr voll auf das Thema Migration setzen, wie deren Führung am Sonntag mitteilte. Co-Fraktionschef Tino Chrupalla sprach bei einer Pressekonferenz im Anschluss an eine Sondersitzung zum Ende der parlamentarischen Sommerpause von der „Mutter aller Probleme“.

AfD setzt in Brandenburg und im Bund voll aufs Thema Migration

Die Fraktion bekräftigte in einem neuen Positionspapier bekannte Positionen und fordert etwa Zurückweisungen an den deutschen Grenzen, Abschiebungen abgelehnter Asylbewerber und „notfalls auch“ Grenzzäune.

In Brandenburg wird am 22. September ein neuer Landtag gewählt. Laut einer am Donnerstag veröffentlichten Erhebung des Instituts Infratest dimap für den Rundfunk Berlin-Brandenburg käme die AfD von Spitzenkandidat Hans-Christoph Berndt derzeit auf 27 Prozent. Man werde dort „auf die absolute Mehrheit gehen“, sagte Co-Fraktionschefin Alice Weidel am Sonntag, nur mit der AfD werde es „eine echte Asylwende“ geben. Die AfD Brandenburg wird vom Verfassungsschutz des Landes als rechtsextremistischer Verdachtsfall eingestuft. Mehrere Abgeordnete der Brandenburger AfD-Fraktion sind als rechtsextrem eingestuft worden.

Die SPD liegt in aktuellen Prognosen bei 23 Prozent. Auf dem dritten Platz folgt mit 18 Prozent die CDU von Spitzenkandidat Jan Redmann. Rang vier erreicht mit 15 Prozent das BSW von Spitzenkandidat Robert Crumbach. Derzeit regiert in Brandenburg eine Koalition aus SPD, CDU und Grünen.