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„Wir fordern Sie dringend auf...“77 Nobelpreisträger schlagen Alarm und warnen vor Kennedy Jr.

Lesezeit 3 Minuten
Donald Trump schüttelt bei einer Wahlkampfveranstaltung in der Desert Diamond Arena im August 2024 die Hand von Robert F. Kennedy.

Donald Trump schüttelt bei einer Wahlkampfveranstaltung in der Desert Diamond Arena im August 2024 die Hand von Robert F. Kennedy.

Donald Trumps designierter Gesundheitsminister, Robert Kennedy Jr., sei eine Gefahr – und dürfe keineswegs bestätigt werden.

77 Nobelpreisträger haben sich am Montag in einem offenen Brief gegen die Nominierung des Impfgegners Robert F. Kennedy Jr. als US-Gesundheitsminister in der künftigen Regierung des designierten Präsidenten Donald Trump ausgesprochen.

In Anbetracht von Kennedys Vorgeschichte würde seine Beauftragung mit der Leitung des US-Gesundheitsministeriums „die Gesundheit der Bevölkerung gefährden“, erklären die Preisträger aus den Bereichen Medizin, Chemie, Physik und Wirtschaft.

Nobelpreisträger sprechen sich in offenem Brief gegen Kennedy Jr. aus

„Der Leiter des Ministeriums für Gesundheitspflege und Soziale Dienste der Vereinigten Staaten sollte diese wichtige und hoch angesehene Institution und ihre Mitarbeiter weiter fördern und verbessern – nicht bedrohen“, heißt es in dem Schreiben. Die Beauftragung von Kennedy Jr. mit der Leitung des Amtes würde „die allgemeine Gesundheit der Bevölkerung gefährden und die weltweite Führungsrolle der USA in der medizinischen Forschung sowohl im öffentlichen als auch im kommerziellen Sektor untergraben“, so die Autoren des Briefs weiter.

Umstrittener Kandidat: Robert F. Kennedy Jr.

Umstrittener Kandidat: Robert F. Kennedy Jr.

Der Brief, der zunächst „New York Times“ vorlag, später aber auch in den sozialen Medien die Runde machte, markiert eine Zäsur. Es ist das erste Mal in der jüngeren Vergangenheit, dass sich Nobelpreisträger gegen eine Kabinettswahl zusammengeschlossen haben, wie die Times berichtet. Die Gruppe versuche, sich so weit wie möglich aus der Politik herauszuhalten, sagte Richard Roberts, Nobelpreisträger für Physiologie oder Medizin von 1993, der Zeitung.

Außergewöhnlicher Vorgang: Berühmte Wissenschaftler mischen sich in Politik ein

Die Nominierung von Kennedy – einem entschiedenen Gegner der Schulmedizin, der den Wissenschaftlern und Agenturen, denen er künftig vorstehen würde, feindlich gegenübersteht – sei eine Bedrohung, die die Nobelpreisträger nicht ignorieren könnten, so Roberts weiter. „Diese politischen Angriffe auf die Wissenschaft sind sehr schädlich“, sagte er. „Man muss aufstehen und sie schützen.“

Der 70-jährige Spross der berühmten Kennedy-Dynastie sorgte in der Vergangenheit mit abstrusen Behauptungen und Geschichten für Schlagzeilen. Früher war Kennedy ein angesehener Anwalt für Umweltrecht, in den vergangenen Jahren trat er aber vielfach als Impfgegner und Verbreiter von Verschwörungsmythen in Erscheinung.

Donald Trump äußert sich zu Kritik von Nobelpreisträgern bislang nicht

Die Nominierung Kennedys reiht sich ein in eine Serie ungewöhnlicher Personalentscheidungen Trumps, der in den vergangenen Tagen einige Kandidaten für wichtige Ministerposten präsentierte, deren Eignung fraglich erscheint. Die Nominierungen müssen vom US-Senat gebilligt werden. Dort verfügt die Republikanische Partei Trumps seit der Kongresswahl vom 5. November wieder über die Mehrheit der Mandate.

„Abgesehen davon, dass es ihm an Referenzen oder einschlägiger Erfahrung in den Bereichen Medizin, Wissenschaft, öffentliches Gesundheitswesen oder Verwaltung mangelt, war Herr Kennedy ein Gegner vieler die Gesundheit schützender und lebensrettender Impfungen, wie etwa derjenigen, die Masern und Polio verhindern“, heißt es in dem Schreiben. „Wir fordern Sie dringend auf, gegen die Bestätigung seiner Ernennung zu stimmen.“

Unter den Unterzeichnern ist etwa der US-Immunologe Drew Weissmann, der ebenso wie die ungarische Biochemikerin Katalin Karikó im Jahr 2023 mit dem Medizin-Nobelpreis geehrt wurde, weil sie mit ihrer Grundlagenforschung die Entwicklung von mRNA-Impfstoffen gegen das Coronavirus ermöglicht hatten. Donald Trump hat sich bislang ebenso wenig zu dem Schreiben geäußert, wie Robert Kennedy Jr. selbst. (pst mit afp)