AboAbonnieren

Zehn Jahre altes MysteriumKennedy-Neffe legt toten Bären in Central Park und inszeniert Unfall

Lesezeit 4 Minuten
Robert F. Kennedy Jr. steht vor einem blauen Hintergrund und gestikuliert während einer Rede.

Der parteilose Präsidentschaftskandidat Robert F. Kennedy Jr. will den toten Bären vor zehn Jahren im Park abgelegt haben.

Präsidentschaftskandidat Robert F. Kennedy erzählt in einem Video die Geschichte, wohl um einer anderen Veröffentlichung zuvorzukommen.

„It's gonna be a bad story“ – Der US-amerikanische, unabhängige Präsidentschaftskandidat Robert F. Kennedy Jr. hat ein Video auf dem Onlinenachrichtendienst „X“ veröffentlicht, in dem er erzählt, wie er ein totes Bärenjunge im New Yorker Central Park abgelegt hat.

Journalistinnen und Journalisten des Magazins „New Yorker“ hätten ihn nach der Geschichte gefragt und er wolle jetzt der Veröffentlichung zuvorkommen, erklärt der Politiker. Deswegen berichtet er in dem Video der Schauspielerin Roseanne Barr die Geschichte, die zehn Jahre zurückliegen soll.

Im Herbst 2014 sei er mit Freunden zur Falkenjagd verabredet gewesen, erklärt der Neffe des verstorbenen Präsidenten John F. Kennedy. Auf dem Weg in den Norden des Bundesstaates New York habe eine Frau in einem Van vor ihm den jungen Bären überfahren und an der Straße liegen gelassen.

Robert F. Kennedy wollte Bärenjunges häuten und Fleisch aufbewahren

Kennedy hob den Kadaver auf und legte ihn ins Auto. Um ihn später zu häuten und das Fleisch in den Kühlschrank zu legen. Das sei legal, versichert er Barr im Video. Dann habe er den ganzen Tag mit erfolgreicher Jagd verbracht, anschließend sei er direkt in der Stadt in ein Steakhaus gefahren: keine Zeit mehr, um nach Hause zu fahren und den toten Bären abzuladen.

„Ich habe natürlich nicht getrunken, aber Leute haben mit mir getrunken“, so Kennedy („I wasn't drinking, of course, but people were drinking with me“), aber der „Redneck“ (abwertende Bezeichnung für Amerikaner und Amerikanerinnen aus bestimmten ländlichen Bereichen der USA, d. Red.) in ihm sei dann auf die entscheidende Idee gekommen.

Kennedy-Neffe war besorgt, wegen Fingerabdrücken auf altem Fahrrad

Es habe in der Zeit ohnehin häufig Fahrrad-Unfälle in New York gegeben, schildert Kennedy. Und zufällig habe er auch noch ein altes Fahrrad im Auto gehabt, das er für jemanden entsorgen wollte. Also nahm er kurzerhand beides, Bärenkadaver und Fahrrad, und drapierte ein Szenario im Gebüsch: „Witzig für die Leute“ („funny for people“), fand Kennedy.

Am nächsten Tag dann folgte die Ernüchterung: Die offensichtlich gestellte Unfallszene landete laut Kennedy in allen Fernsehsendern, auf allen Titelseiten. Der Hauptgrund: Im Central Park gibt es keine Bären. Auch nicht im Zoo oder Wildpark der Anlage. Außerdem zeigten Untersuchungen sofort, dass der Bär von einem Auto getötet worden war. Nicht von dem Fahrrad, auf dem der Kadaver abgelegt war.

Faktenchecker kontaktieren Kennedy, er will Berichten zuvor kommen

Kennedy erinnert sich, dass das Rad forensisch untersucht werden sollte – besorgniserregend für ihn, waren doch seine Fingerabdrücke überall darauf verteilt („I was worried, because my prints were all over that bike“). Ohne weiter darauf einzugehen, erzählt der Präsidentschaftsanwärter dann aber, dass die Geschichte sich im Sand verlaufen habe.

Erst jetzt, zehn Jahre später, sei sie wieder zum Vorschein gekommen, weil der „New Yorker“ ein Porträt von ihm machen wolle. Faktenchecker aus der Redaktion hätten ihn kontaktiert und nach seiner Version der Geschichte gebeten. Kennedy veröffentlichte das Video seiner Geschichte auf „X“ mit dem Satz „Ich freue mich darauf zu sehen, wie ihr das dreht“ und markierte das Magazin.

Parteiloser Kandidat bei der Wahl: Keine Chancen auf Sieg, trotzdem wichtiger Faktor

Am 6. Oktober 2014 berichtete unter anderem der Nachrichtensender „CNN“ von einem toten Bärenjungen, das von New Yorkerinnen gefunden worden war. Der „Guardian“ zitierte eine der Frauen: „Zuerst dachten wir, es sei ein Beutel mit Klamotten oder vielleicht ein toter Hund.“ Dann habe sie das Tier erkannt. „Es war furchtbar und es war die seltsamste Situation. Wieso war das Fahrrad da?“

Der parteilose Robert F. Kennedy kandidiert bei der Präsidentschaftswahl der USA im November. Der ehemalige Demokrat hatte sich im Oktober 2023 von der Partei distanziert. Er steht immer wieder wegen Verschwörungserzählungen und Kontakten zu rechtsextremen Politikern in der Kritik, Kennedy ist außerdem erklärter Impfgegner. Anfang des Jahres hatte er in einem Gespräch mit der „New York Times“ von einem parasitischen Wurm berichtet, der in seinem Hirn gefunden worden sein soll.

Auch wenn seine Chancen auf den Wahlsieg als nicht existent gelten, könnte seine Kandidatur trotzdem eine wichtige Rolle spielen. Als ehemaliger Demokrat könnte er einige Wählerinnen und Wähler aus dem Lager für sich beanspruchen, die dann der demokratischen Kandidatin und Vize-Präsidentin Kamala Harris fehlen würden.