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„Führt mich an Nase herum“Trump droht Putin nach Treffen mit Selenskyj im Petersdom

Lesezeit 3 Minuten
Wolodymyr Selenskyj (r), Präsident Donald Trump (2.v.r), der französische Präsident Emmanuel Macron (l) und der britische Premierminister Keir Starmer bei der Beerdigung von Papst Franziskus im Vatikan.

Wolodymyr Selenskyj (r), Präsident Donald Trump (2.v.r), der französische Präsident Emmanuel Macron (l) und der britische Premierminister Keir Starmer bei der Beerdigung von Papst Franziskus im Vatikan.  

Rund 15 Minuten sprachen Trump und Selenskyj am Rande des Papstbegräbnisses. Nun teilt der US-Präsident gegen Putin aus.

US-Präsident Donald Trump hat Russland nach seinem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj mit Sanktionen gedroht. Das Verhalten von Kremlchef Wladimir Putin gebe ihm zu denken, schrieb Trump auf seinem Online-Sprachrohr Truth Social. Vielleicht wolle dieser den Krieg gar nicht beenden, sondern halte nur hin, und müsse daher anders behandelt werden, schrieb der US-Präsident.

Zuvor hatte Trump sich rund 15 Minuten lang mit Selenskyj im Petersdom ausgetauscht. Beide Staatschef waren für die Beisetzung von Papst Franziskus nach Italien gereist. Putin habe keinen Grund gehabt, „in den letzten Tagen Raketen auf zivile Gebiete, Städte und Dörfer zu schießen“, erklärte Trump nun am Samstag.

Donald Trump: Putin will Krieg „vielleicht gar nicht beenden“

Am Freitag, vor dem Treffen in Rom, hatte der US-Präsident noch den Ton gegenüber Selenskyj verschärft, jetzt folgt die Breitseite gegen den Kremlchef. Die ständigen russischen Angriffe „geben mir zu denken, dass er den Krieg vielleicht gar nicht beenden will, sondern mich nur an der Nase herumführt“, fand Trump nun deutliche Worte für das Verhalten von Kremlchef Putin, der in den letzten Wochen immer wieder mit neuen Bedingungen einen Waffenstillstand unmöglich gemacht hatte.

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Eventuell müsse man mit Putin daher in Zukunft „anders umgehen“, schrieb Trump weiter und nannte dabei „Banking“ und „Sekundärsanktionen“ als mögliche Optionen. Moskau reagierte zunächst nicht auf die Vorwürfe des US-Präsidenten.

Donald Trump bringt Strafmaßnahmen gegen Putin ins Spiel

Kremlsprecher Dmitri Peskow betonte am Samstag jedoch, Putin sei zu „Verhandlungen ohne Vorbedingungen“ mit der Ukraine bereit. Der russische Präsident hatte zuvor selbst einen „Sieg“ in der Grenzregion Kursk verkündet, alle ukrainischen Einheiten seien vertrieben worden, behauptete Putin. Die Ukraine widersprach dieser Darstellung umgehend.

Selenskyj hatte sich derweil bereits vor Trump zum Treffen mit dem US-Präsidenten im Petersdom geäußert. Es war das erste Aufeinandertreffen der beiden Staatschef nach dem Eklat im Weißen Haus, bei dem Trump und sein Vizepräsident J.D. Vance den Ukrainer auf offener Bühne attackiert hatten.

Selenskyj sieht Potenzial für „historisches“ Treffen mit Trump

Es sei ein „gutes Treffen“ gewesen, erklärte Selenskyj auf der Plattform X. „Wir haben viel unter vier Augen besprochen. Wir hoffen auf Ergebnisse in allen Bereichen“, schrieb der Ukrainer und nannte explizit den „Schutz des Lebens unserer Bevölkerung“ und einen „vollständigen und bedingungsloser Waffenstillstand“. Das Ziel bleibe ein „verlässlicher und dauerhafter Frieden, der einen weiteren Krieg verhindert“, fügte Selenskyj an, der von einem „sehr symbolträchtigen“ Treffen sprach. Die Zusammenkunft habe das „Potenzial, historisch zu werden, wenn wir gemeinsame Ergebnisse erzielen“, fügte Selenskyj an. 

Zuvor hatte die Ukraine laut US-Medienberichten auf Trumps Pläne für ein Kriegsende mit einem Gegenentwurf reagiert, der in einigen Punkten deutlich weniger prorussisch ausfällt, als der in den letzten Tagen kolportierte US-Plan, mit dem Russland viele seiner Kriegsziele erreicht hätte.

Druck auf Donald Trump aus eigener Partei wächst

Trump hatte unterdessen zuletzt auch scharfen Gegenwind aus der eigenen Partei für seinen oftmals als „Kuschelkurs“ beschriebenen Umgang mit Moskau bekommen. „Ich habe genug von der Tötung unschuldiger ukrainischer Frauen und Kinder gesehen. Präsident Trump, bitte verhängen Sie die härtesten Sanktionen gegen Putin. Sie sollten klare Beweise dafür sehen, dass er Amerika als Sündenbock benutzt“, schrieb etwa der republikanische Senator Chuck Grassley am Freitag auf der Plattform X.

Zustimmung bekam er von Parteikollegin Nikki Haley. Die Republikanerin, die als Präsidentschaftskandidatin ins parteiinterne Rennen gegen Trump gegangen war, verbreitete Grassleys Beitrag weiter und kommentierte das Statement passend zum Papstbegräbnis in Rom mit nur einem Wort: „Amen!“ Ähnliche Töne kommen derweil auch aus Europa. „Es ist Zeit für Donald Trump, den Stiefel vom Nacken der Ukraine zu nehmen und Druck auf Putin auszuüben“, forderte etwa der ehemalige britische Premierminister Boris Johnson in einem Beitrag für die Zeitung „Daily Mail“ am Sonntag.