Der italienische Neo-Klassik-Pianist Ludovico Einaudi begeistert in der Lanxess Arena.
Neo-Klassik in KölnLudovico Einaudi verzaubert die ausverkaufte Lanxess Arena

Ludovico Einaudi bei seinem Auftritt in Köln.
Copyright: Thomas Brill
So andächtig ist es in der ausverkauften Lanxess Arena sonst nie. Kein Johlen ist zu vernehmen. Alle warten sitzend auf ihren Star, den italienischen Pianisten Ludovico Einaudi (69). Der Protagonist der Neoklassik gibt in Köln sein erstes Deutschlandkonzert zum aktuellen Album „The Summer Portraits“.
Klassikveranstalter können von solch einer Auslastung nur träumen. Auch Einaudi spielte mal im Klassik-Team, da er beim Avantgarde-Komponisten Luciano Berio studierte. Doch heute umgarnt er das Publikum mit lieblichen Pianomelodien. Und dieser Sound-Balsam kommt immer besser an.
Mit dem Rücken zum Publikum
In schwarz und mit Hut schreitet Einaudi aufs Podium. Mit einem Arm grüßt er kurz in die Menge. Dann nimmt er an seinem Steinway Platz. Die Fans hat er jetzt im Rücken, das vor ihm thronende Ensemble im Blick: Es besteht aus acht Streichinstrumenten, Akkordeon, zwei Keyboards und Perkussion. Zwei der Musiker wechseln später auch zur Akustischen Gitarre oder zum E-Bass.
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Doch schon im eröffnenden „Rose Bay“ liefert das Ensemble eigentlich nur den passenden Hintergrund zu Einaudis Klavier, das mit Hall wärmer und in der Tiefe kräftiger gemacht wird. So schreiten seine Bassoktaven noch dunkler durch den abgedunkelten Saal.
Wenig Akkorde, viel Flair
Mit biegsamen Händen streichelt Einaudi die Tasten. Auf zwei flankierenden Leinwänden kann man das gut beobachten, ebenso sein schmerzverzehrtes Gesicht. Der Italiener zelebriert seine Musik. Auch deshalb genießt er Kultstatus.
Einaudis Prinzip heißt: wenige Akkorde, viel Flair. Er nimmt sich Zeit, seine Melodien auszubreiten. Das lässt sie fast immer nach Soundtrack klingen. Sanfte Elektronik und Perkussion rücken die Musik aber auch mal Richtung Ambient. Die Klänge schweben durch den weiten Raum. Nur ab und an wird die Dynamik aufgezogen und eine Nummer stampfend zu Ende gebracht.
Inspiriert von einem Sommerhaus
Inspiriert wurde Einaudis Platte „The Summer Portraits“ von einer Mittelmeer-Villa. Für ihn ist der Sommer „die schönste Jahreszeit, verbunden mit den besten Momenten unseres Lebens“. Titel wie „Punta Bianca“ und „Santiago“ erinnern auch sofort an eine Urlaubsreise.
Live dabei vom neuen Album ist auch das Stück „Maria Callas“ – ein Tribut an die große Operndiva. Es ist ein Duo, in dem Einaudi einmal begleitet, während das raunende Cello die Führung übernimmt.
Auf Dauer monoton
Zwischendurch sitzt er dann ganz alleine am Flügel. Im sphärischen Licht der Scheinwerfer spielt er nun Klassiker wie „Una Mattina“, das durch den Film „Ziemlich beste Freunde“ einst richtig populär wurde.
Ein Problem des Konzerts ist allerdings die Monotonie. Viele der Stücke gleichen sich. Irgendwann überwindet einen im fast zweistündigen Programm die Müdigkeit – wie bei einer Meditation. Vermutlich will der Seelenheiler Einaudi genau diesen Zustand erreichen und lässt sich in Köln dafür feiern.