In der ausverkauften Lanxess-Arena unterhielt die schweizer-deutsche Comedienne die Besucher mit Details aus ihrem Leben.
„Immer noch wach“So war der Auftritt von Hazel Brugger in der Kölner Lanxess Arena

Hazel Brugger, Stand-up-Comedian, Kabarettistin, Moderatorin, Bloggerin, Autorin und Slam-Poetin, in der Lanxess Arena.
Copyright: Thomas Brill
Ein Vorurteil über Schweizer lautet, dass sie keinen Humor haben. Das heißt es bekanntlich auch über Deutsche. Das beides nicht stimmen muss, hat Hazel Brugger bei ihrem Auftritt am Freitagabend in der ausverkauften Lanxess-Arena bewiesen. Brugger, die die deutsche und schweizerische Staatsbürgerschaft besitzt, war mit ihrem Programm „Immer noch wach“ angetreten und erzählte Geschichten über alle möglichen Themen aus ihrem Leben.
Brugger ließ dabei keine Themen aus, die als heikel gelten dürfen. So erzählt sie von ihrer eigenen Depression nach der Geburt ihrer Tochter. „Ich hatte das Gefühl, als hätte ich nasse Klamotten an, die mich runterziehen. Aber nicht so die hotte Art, kein Wet-T-Shirt-Contest.“ Als sie dies ihrem Arzt schildert, fragt er nur: „Sind sie religiös?“. „Ich dachte mir nur, wow, macht mich diese Rückfrage aggressiv.“ – „Pilgern Sie nach Lourdes. Dort pilgern viele hin, die in schlimmen Situationen sind. Dann werden Sie merken, dass es Ihnen gar nicht schlecht geht.“ Wie viel Pech sie doch habe, dass sie den wohl einzigen Arzt in der Kölner Innenstadt antreffe, der statt auf zehn Jahre Ausbildung auf einen Austausch mit Jesus Christus zurückgreift. Zumal sich der zweifachen Mutter auch organisatorische Fragen stellen würden: „Wie viele Feuchttücher nehme ich mit nach Lourdes, wenn ich nicht mal weiß, wie viele ich zum Spielplatz mitnehmen soll?“

Hazel Brugger, schweizerisch-deutsche Stand-up-Comedian, Kabarettistin, Moderatorin, Bloggerin, Autorin und Slam-Poetin.
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Sie folgt dem Rat nicht, ihr Mann meldet sie bei einem Psychiater an. Der verschreibt ihr ein Medikament. „Ja Mann, du checkst es!“, dachte sich Brugger. Als sie bereits die Praxis mit dem Rezept verlassen will, sagt er: „Gehen sie laufen.“ Brugger verrät, dass sie nach zwei Wochen Laufen verstanden habe, warum Jogger so schlecht drauf sind: „Keiner macht das freiwillig, alle joggen auf Rezept. Mein Tipp: Joggt immer nach Nordosten – also weg von Lourdes!“ Johlendes Gelächter im Publikum, die Menge brüllt.
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„Königin der Schlagfertigkeit"
Nach der Pause unterhält Brugger mit ihrer Spontanität, der ihr auch den Namen „Königin der Schlagfertigkeit“ eingebracht hat. Sie geht durch das Publikum und spricht Zuschauer direkt an. „Gläschen Vino und paar Nachos – das ist doch gute deutsche Küche“, sagt sie zu einem Pärchen, das über sich selbst lachen kann. Einer Mutter, die mit ihrer Tochter da ist, hält sie das Mikrofon hin: „Ist es deine erste Hazel Brugger Show?“ „Ja.“ „Du siehst auch nicht so aus, als hättest du mich vorher gekannt.“ Sprachlos wird sie erst, als eine Zuschauerin in der ersten Reihe offenbart, dass sie ihr Ticket vorschnell gekauft hat, ohne sich mit ihrem Partner abzustimmen. Der sitzt jetzt im Oberrang. „Macht ihr das auch so, wenn ihr Auto fahrt? Du sitzt vorne und er im Kofferraum?“
Ein Gag baut auf den nächsten auf, Brugger springt schnell von einer Pointe zur nächsten. Sie baut dabei keine ausschweifenden Einführungen in den Monolog ein. So folgt nach einer Geschichte über das Leben auf dem Land plötzlich: „Ich bin heterosexuell.“ Die Menge ist angefixt. Sie wirke auf viele lesbisch, sagt sie. Ihre Erklärung: „Ich gebe mir keine Mühe, einem Mann zu gefallen. Es fühlt sich aber nicht gut an, wenn mir jemand sagt: Wow, das ist echt mutig, wie du aussiehst.“ Das Publikum bebt. „Das ist kein Kompliment!“
Rollenspiel und Spontanität
Sie wäre gerne lesbisch, sagt sie, und es folgt eine lange Szene über AfD-Chefin Alice Weidel, die darin gipfelt, dass Weidel die Rolle von Fräulein Rottenmeier einnimmt, während Brugger die Rolle der Heidi zu spielen hat. „Was ist mit Clara, die sitzt im Rollstuhl?“ „Scheiß auf Clara, wer sich nicht um sich selbst kümmern kann, dem wird nicht geholfen.“ Das Publikum quittiert das Rollenspiel mit Lachern. Fehlende Bösartigkeit ist der jungen zweifachen Mutter nicht vorzuwerfen.
Nach Ende der etwa anderthalbstündigen Show kommt Brugger nochmals auf die Bühne. „Es ist zu krass und zu viel für mein kleines schwaches Herz.“ Sie schätze es, dass das Publikum die Mühen auf sich nimmt, trotz der Anstrengungen, wie dem „unqualifizierten Babysitter, bei dem man merkt, dass der gar nicht mehr da ist, wenn man nach Hause kommt.“ Kurz darauf verabschiedet sich Brugger. Sie muss weiter nach Basel, wo derzeit die Vorbereitungen für den Eurovision Song Contest laufen, den sie im Mai moderiert.