Köln – Die persönlichste Würdigung wurde Kasper König zu vorgerückter Stunde zuteil. Corinna Belz und Paola Malavassi zeichnen in ihrem Film ein berührendes, authentisches Porträt des kantigen Museumsdirektors, der am Samstag mit einem Festakt und einem Konzert verabschiedet wurde.
In Aussagen von Mitarbeitern und Weggefährten und charakteristischen Momentaufnahmen glückt eine liebevolle Annäherung, die sensibel die vielen Facetten des Mannes einfängt, der sein Haus eigensinnig, unkonventionell und ideenreich geführt hat.
In wenigen Minuten erschließt sich hier, wie er Künstler und Sammler mit sprödem Charme und handgeschriebenen, übermalten Postkarten betört, Kollegen ermutigt und gefördert, neue Räume erschlossen und sich vor allem in zwölfjähriger Tätigkeit als unermüdlicher "Aufbereiter von Kunst" bewährt hat, wie ihn der Journalist Stefan Koldehoff treffend titulierte.
Vom Museum Ludwig und der Stadt Köln hat sich Kasper König mit einer generösen Geste verabschiedet. Sein privates Archiv hat er dem ZADIK vermacht; eine Benefizauktion, für die namhafte Künstler auf sein Betreiben Werke zur Verfügung gestellt haben, hat nach der ersten Tranche in Köln (200 000 Euro) nun in London bei Sotheby's noch einmal über zwei Millionen Euro erbracht, wie Moderator Harald Schmidt bekannt gab. Der Betrag von 2,2 Millionen kommt der museumseigenen Kunststiftung für Ankäufe zugute.
Nicht nur angesichts dieser abschließenden Großtat hätten die Reden von Oberbürgermeister Jürgen Roters und Kulturdezernent Georg Quander beim Festakt in drangvoller Enge ruhig ein wenig euphorischer ausfallen können. "Sie haben das Museum wieder in den Blickpunkt des internationalen Interesses gebracht", stellte Roters nüchtern fest.
"Das Haus steht wieder in der ersten Reihe der Museen zeitgenössischer Kunst", bestätigte der Kulturdezernent. Auch mit Hinweis auf die Erwerbungen, die in Königs zweimal verlängerter Amtszeit getätigt wurden, und seine Vision für die Sammlung, die er im "Museum unserer Wünsche" formuliert hat.
Dass der "kreative Querkopf" mit seiner Beharrlichkeit und seinem Eigensinn für die Politiker ein harter Brocken war, steht indes außer Frage. Immerhin: "Erkenntnisgewinn war dabei", wie Quander gestand, der ebenfalls zum exklusiven Kreis der Postkartenempfänger zählt. König selbst, ein verwelkendes Herbstblatt in der Anzug-Brusttasche, erklärte inmitten der bunten Schar von Museumsleuten, Künstlern, Sammlern, Galeristen, Kunstfreunden und Vertretern aus Wirtschaft und Politik schlicht, er sei stolz, am Museum Ludwig gearbeitet zu haben.
"Die große Kasper-König-Nacht" (Schmidt) setzte sich dann in der dicht besetzten Philharmonie fort, wo auf seinen Wunsch Heiner Goebbels' "Eislermaterial" aufgeführt wurde. Der Komponist hat dafür Lieder, Fragmente aus Kammermusikwerken und Solostücken des Schönberg-Schülers zusammengefügt und mit Sprachmontagen mit Eislers Originalstimme kombiniert.
Erinnerung an Marie Hüllenkremer
Goebbels verdichtet das Material in seiner komplexen Montage zu einem spannungsgeladenen Kondensat. Im Ensemble Moderne und dem intonationssicher singenden Josef Bierbichler hat er dafür kongeniale Interpreten gefunden, die den Zuhörern ein eindringliches Erlebnis bescherten.
Das letzte Wort hatte Kasper König. Er widmete den Blumenstrauß, den ihm Philharmonie-Intendant Louwrens Langevoort überreichte, der verstorbenen Kulturdezernentin Marie Hüllenkremer, die ihn nach Köln geholt hat - ein schönes Zeichen von menschlicher Wärme und Dankbarkeit, über die der nüchterne Münsterländer auch verfügt.