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Viel Lob für „Hart aber fair“-AuftrittBundeswehr-Offizier kontert Buchautor mit Plädoyer für Deutschland – und wird gefeiert

Lesezeit 5 Minuten
Bundeswehr-Jugendoffizier David Matei bei seinem Auftritt bei „hart aber fair“ am Montagabend.

Bundeswehr-Jugendoffizier David Matei bei seinem Auftritt bei „Hart aber fair“ am Montagabend. 

Die Positionen von David Matei und Ole Nymoen könnten gegensätzlicher kaum sein. Bei „Hart aber fair“ trafen sie aufeinander.

David Matei, Influencer und Jugendoffizier bei der Bundeswehr, hat mit einem Plädoyer für Deutschland in der Talksendung „Hart aber fair“ für viel Lob von Zuschauerinnen und Zuschauern gesorgt. Matei war am Montagabend in der ARD-Sendung zu Gast und schilderte dort seine Arbeit als Jugendoffizier. Der Bundeswehr-Hauptmann beantwortet in seiner Rolle die Fragen von jungen Menschen zum Dienst in der deutschen Armee – die Begeisterung für diesen Job merkte man Matei an.

Mit der ehemaligen „taz“-Chefredakteurin Bascha Mika und Podcaster und Buchautor Ole Nymoen waren am Montagabend auch zwei Gäste Teil der Talkrunde, die eine deutlich andere Einstellung zur Bundeswehr haben, als der influencende Offizier. Vor allem Mika sorgte mit einem Pauschalurteil über die Bundeswehr für Aufsehen – und für deutliche Reaktionen der anderen Gesprächsteilnehmer.

Ex-„taz“-Chefin sorgt mit Bewertung der Bundeswehr für Widerspruch

„Die Bundeswehr ist sexistisch, rassistisch und rechtsradikal in Teilen“, befand die Journalistin – und provozierte Widerspruch von CDU-Politiker Roderich Kiesewetter, aber auch von Matei. „Sexismus, Rassismus oder Rechtsextremismus sind mir nicht begegnet. Wir machen keinen Unterschied zwischen Frau, Mann oder Farbe. Wir haben alle die gleiche Uniform. Und bei Rechtsextremismus gehen wir mit dem eisernen Besen vor“, versicherte der Bundeswehr-Hauptmann. Auch Kiesewetter wies Mikas Behauptung energisch zurück.

Podcaster und Buchautor Ole Nymoen will nicht für sein Land kämpfen müssen.

Podcaster und Buchautor Ole Nymoen will nicht für sein Land kämpfen müssen.

Eigentliches Thema der Sendung war aber gar nicht unbedingt der Zustand der Bundeswehr, sondern vor allem die Frage nach der vom vermutlich nächsten Bundeskanzler Friedrich Merz angepeilten Aufrüstung und einer möglichen Rückkehr der Wehrpflicht in Deutschland.

„Man möchte nicht sterben, man möchte nicht versehrt werden“

Podcaster Nymoen hat sich mit dieser Frage seit Kriegsbeginn mehrfach beschäftigt, erst in einem Beitrag für „Die Zeit“ und nun in Buchformat. „Warum ich niemals für mein Land kämpfen würde“, lautet der Titel seines gerade erschienenen Werks. Es gebe immer einen großen Teil der Bevölkerung, der nicht in Kriegen kämpfen wolle, erklärte Nymoen. „Ich kann irgendwo schon verstehen, dass man in den Krieg zieht, aber es gibt auch wahnsinnig viele, die das nicht wollen, und die werden dazu gezwungen“, kritisierte der Podcaster.

Er selbst wolle nicht kämpfen, erklärte Nymoen weiter. „Einerseits ist da dieses Eigeninteresse: Man möchte nicht sterben, man möchte nicht versehrt werden“, sagte Nymoen. Auch psychisch seien Kriegsfolgen nur schwer zu bewältigen.

Ole Nymoen: „Ich bin nicht bereit, zur Waffe zu greifen“

„Andererseits ist bei mir aber auch die Haltung da: Ich würde im Krieg auf Menschen treffen, die ich nicht kenne“, erklärte der Autor weiter. „Es hat mir keine Probleme bereitet, friedlich neben denen her zu leben, und ich wäre nie auf die Idee gekommen, auf die zu schießen. Der einzige Grund, warum wir uns im Gefecht begegnen ist, weil wir verfeindeten Staaten untergeordnet sind“, so Nymoen. „Deshalb bin ich tatsächlich nicht bereit, zur Waffe zu greifen.“ 

Mateis Antwort folgte prompt: Mit dem Buch von Nymoen habe er sich im Vorfeld der Sendung befasst, erklärte der Hauptmann – und setzte dann zu einem Plädoyer für Deutschland an. „Für mich ist Deutschland auch kein ‚ausbeuterischer Herrschaftsstaat‘“, konterte der Offizier den Buchautor. Für sein Empfinden habe Nymoen das Land auf diese Art und Weise in seinem Buch dargestellt. Seine Perspektive sei jedoch eine ganz andere, erklärte Matei – und lieferte schließlich ein Plädoyer ab.

Bundeswehr-Offizier reagiert mit Plädoyer auf Nymoens Worte

„Für mich ist Deutschland, wenn ich mir den Fuß breche und nicht arbeiten kann, dass ich mir keine Sorgen machen muss, weil der Sozialstaat mich auffängt und meinen Lohn weiterzahlt und mich versorgt. Für mich ist Deutschland, dass meine Tochter von der Kita bis zur Universität fast umsonst lernen kann und lernt, zu denken, was sie will und nicht zu denken, was sie muss. Für mich ist Deutschland, dass wir hier reden können über das Thema, dass das Grundgesetz uns schützt, und wir trotzdem – egal wie kritisch wir sind – vor dem Gesetz gleich sind.“

Matei, der Wurzeln in Rumänien hat, kam schließlich auch auf seine Familiengeschichte zu sprechen: „Mein Vater hat sein Leben aufs Spiel gesetzt, um nach Deutschland zu fliehen und hier in Freiheit zu leben“, berichtete der Offizier. „Ja, wir haben Macken und Herausforderungen und Probleme, die wir angehen müssen, aber für mich ist Deutschland eine der erfolgreichsten Demokratien unserer Zeit“, erklärte Matei schließlich und fügte an: „Deutschland ist es wert!“ Für diese Worte bekam der Offizier langen Applaus vom Studiopublikum.

David Matei: „Deutschland ist es wert!“

Nymoen war jedoch nicht überzeugt: Im „internationalen Vergleich stimmt diese Rechnung natürlich immer“, entgegnete der Podcaster – und äußerte dann konkrete politische Kritik an den kolportierten Plänen der nächsten Bundesregierung, die einem „sozialen Kahlschlag“ gleichkämen. Es sei bemerkenswert, dass jahrelang gesagt wurde, man könne keine Schulden machen und „auf einmal geht’s für die Aufrüstung“, führte Nymoen aus.

Louis Klamroth intervenierte jedoch – und wollte vom Buchautor wissen, ob er denn nachvollziehen könne, was Matei gerade gesagt habe. „Für mich kommt es nicht infrage, zu dienen“, bekräftigte Nymoen. Er wisse, dass diese Einstellung viele Menschen „sauer“ mache, fügte er an. Laut Umfragen sei eine Mehrheit der Bevölkerung in dieser Frage jedoch auf seiner Seite, so Nymoen. „Die würden sagen: Am Ende des Tages ist man sich selbst der Nächste.“

Ole Nymoen: „Am Ende des Tages ist man sich selbst der Nächste“

Die Diskussion sorgte insbesondere in den sozialen Netzwerken für zahlreiche Reaktionen. Dort bekam Bundeswehr-Offizier Matei überwiegend Lob – vor allem für sein Plädoyer. Viele Nutzerinnen und Nutzer fanden positive Worte: Es sei „ein ganz starker Beitrag“ gewesen, befand ein Nutzer. Ein anderer lobte Matei als „sehr cool“, der Offizier habe Nymoen „argumentativ auseinander genommen“, lautete das Fazit.

Auch der Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk lobte die Ausführungen des Jugendoffiziers als „superstark“ – und übte scharfe Kritik an der Position Nymoens, die in Kowalczuks Augen lediglich „Hedonismus“ darstelle.

„Messerscharf analysiert“, entgegnete der Buchautor unterdessen auf der Plattform X auf Kowalczuks Kritik nach der Sendung. Auch auf weitere kritische Kommentare reagierte Nymoen. „Mit der habe ich nichts am Hut“, erklärte der Autor etwa auf den Vorwurf, seine Position ähnele der von BSW-Politikerin Sahra Wagenknecht. Jugendoffizier Matei freute sich am Dienstag derweil über die Überschrift einer Boulevardzeitung, die zur Sendung geschrieben hatte: „Ex-‚taz‘-Chefin bringt Jugendoffizier auf die Palme“.